Exklusive Umfrage zeigt Mehrheit der Deutschen ist für den Videobeweis
Er polarisiert, löst gemischte Emotionen aus und
Rund ein Drittel der Bundesliga-Saison ist gelaufen. An jedem Spieltag kommt es zu mehreren strittigen Entscheidungen, bei denen der Videobeweis eingesetzt wird. Beim Großteil der Vereine wurde der technische Assistent bereits eingesetzt. Auch wenn die meisten Entscheidungen richtig waren, sorgten einzelne für Proteste.
Fragezeichen bei den Spielern
Große Diskussionen gab es zum Beispiel bei den Partien zwischen Borussia Dortmund und dem 1.FC Köln oder Schalke 04 und dem VfL Wolfsburg. Dabei ging es meist um Handspiele, Platzverweise und Elfmeter-Entscheidungen. Das größte Problem: Was ist eine klare Fehlentscheidung? Denn nur, wenn dem Schiedsrichter auf dem Platz ein eindeutiger Fehler unterlaufen ist, darf der Video-Assistent eingreifen.
Auch bei den Spielern gibt es noch einige Fragezeichen. "Es ist für uns Spieler auf dem Feld noch sehr unklar, welche Situationen angeschaut werden, weil nicht klar definiert ist, was eine klare Fehlentscheidung ist", sagte beispielsweise Willi Orban von RB Leipzig im t-online.de-Interview. Trotzdem hat sich der Videobeweis in einigen strittigen Situationen bewährt. Auch die Mehrheit der Deutschen finden den technischen Assistenten grundsätzlich gut, wie eine exklusive Umfrage von t-online.de in Zusammenarbeit mit Civey zeigt.
Videobeweis? Ja, aber mit Veränderungen
Rund fünfzig Prozent bewerteten den Videobeweis als eher positiv beziehungsweise sehr positiv, knapp ein Viertel ist bei dem Thema noch unentschlossen. Nur knapp 23 Prozent der Deutschen sehen den Video-Assistenten als negativ an. Das sind die Ergebnisse der repräsentativen Befragung.
Die Frage ist nur: Wollen die Befürworter des Videobeweises ihn in seiner jetzigen Form behalten oder werden Änderungen gefordert? Die Antwort ist klar: Eine Reform soll her. Über 67 Prozent der Deutschen, die dem Videobeweis "eher positiv" gegenüberstehen, wollen Veränderungen sehen. Auch der Großteil (knapp 52 Prozent) derjenigen, die den Videobeweis als "sehr positiv" ansehen, wollen die technische Unterstützung nicht unverändert beibehalten.
Überraschend: Auch die Hälfte der Deutschen, die den Videobeweis als "eher negativ" bewerten, wollen ihn beibehalten, fordern jedoch Änderungen. Nur 38 Prozent wollen ihn gänzlich abschaffen. Unter denen, die den Videobeweis als sehr negativ empfinden, wollen knapp 70 Prozent das Projekt beenden.
DFB-Präsident sorgt kurzzeitig für Verwirrung
Die Vorwürfe gegen die technische Unterstützung sind vielfältig: Mangelnde Transparenz, zu lange Pausen, zu viele Unklarheiten. Der DFB fällt in den letzten Tagen vermehrt durch schwammige Aussagen auf. Präsident Reinhard Grindel sorgte mit seinen Aussagen beim "Sport1-Doppelpass" für Verwirrung, ließ die Interpretation zu, dass es eine Kursänderung geben würde.
Am Abend präzisierte er seine Aussagen in einem Interview auf der Verbands-Webseite. Natürlich wird es beim DFB nicht schon wieder eine neue Ausrichtung für den Einsatz des Video-Assistenten geben. Es bleibt bei dem, was wir in der vergangenen Woche immer wieder kommuniziert haben."
Beim Abseits ein Segen
Auch wenn der DFB im Umgang mit dem Videobeweis sich selbst etwas auf die Füße tritt, gibt es viele positive Beispiele für die technische Unterstützung. Besonders bei Abseitsentscheidungen entpuppt sich der Video-Assistent als große Stütze. Das beste Beispiel war das 3:3 zwischen dem VfL Wolfsburg und Hertha BSC. Zwei vermeintliche Tore der Gastgeber wurden dank des Videobeweises zurecht aberkannt.
Das beste Beispiel dafür, wie wichtig der Video-Assistent geworden ist, zeigte die zweite Runde des DFB-Pokals. Vor allem beim Spiel zwischen RB Leipzig und dem FC Bayern kam es zu erheblichen Protesten von Seiten der Leipziger. Sportdirektor Ralf Rangnick ging sogar eigenmächtig aufs Spielfeld, um dem Schiedsrichter eine vermeintliche Fehlentscheidung auf seinem Handy zu zeigen.
Der Pokal war also Beweis genug, dass der Videobeweis inzwischen im deutschen Fußball angekommen ist. Doch das Pilot-Projekt braucht dringend ein paar Veränderungen. Welche das sein könnten, erfahren Sie morgen hier bei t-online.de.