Kai Havertz exklusiv Super-Talent warnt Bayer: "Nicht überheblich sein"
Kai Havertz ist eins der größten deutschen Fußball-Talente. Sportlich übernimmt der 18-Jährige als Stammspieler bei Bayer Leverkusen längst Verantwortung, doch jetzt macht er auch abseits des Platzes klare Ansagen.
Im Interview mit t-online.de fordert er von sich und seinen Mannschaftskollegen weniger Überheblichkeit und leichtsinnige Fehler. Und er spricht über seinen Traum-Verein.
t-online.de: Herr Havertz, Sie gelten als eines der größten deutschen Talente überhaupt. Sie sind erst 18 Jahre alt, schon Stammspieler in der Bundesliga und Führungsfigur in der U19-Nationalmannschaft! Wie fühlt sich das an?
Kai Havertz (18): Bei der U19 trage ich richtig viel Verantwortung, das ist natürlich bei Bayer 04 noch nicht der Fall. Hier bin ich einer der Jüngsten, in der U19 gehöre ich zu den erfahrenen Spielern. Ich muss und werde mich auch gerne der Verantwortung stellen. Neben mir gibt es nur wenige Spieler im Kader, die schon Bundesliga-Erfahrung haben. Und die sollten vorne weg gehen.
Ist die U19 eine Durchgangsstation auf dem Weg in die Nationalmannschaft?
Ich werde mich voll und ganz auf die Spiele mit der U19 konzentrieren. Aber mein Fernziel ist es, irgendwann für die A-Nationalmannschaft zu spielen. Diesen Traum habe ich und werde alles versuchen, um das auch zu erreichen.
Dass es schnell gehen kann, haben vor Ihnen viele gezeigt. Ist eine Nominierung für die WM 2018 realistisch?
Ausschließen kann man das natürlich nicht, aber mein Fokus liegt klar auf der U19. Ich denke in kleinen Schritten, so handhabe ich das immer.
Trotzdem: Wenn Sie in diesem Tempo weiter machen, werden zwangsläufig irgendwann die europäischen Topklubs kommen. Haben Sie einen Traum-Verein?
Als Kind habe ich für Alemannia Aachen und den FC Barcelona geschwärmt, aber mein Fokus liegt klar auf Bayer 04. Das ist ein toller Verein und in der Bundesliga zu spielen, ist etwas ganz besonderes.
Das Maß aller Dinge in der Bundesliga ist der FC Bayern München. Würde Sie Bayern reizen?
Der FC Bayern ist für jeden Fußballer ein reizvoller Verein, das ist keine Frage. Fakt ist aber, dass ich hier in Leverkusen sehr glücklich bin.
Sie sind schon mit 17 Jahren in den finanziell aufgeblähten Profifußball gekommen. Was machen die immensen Summen, die gerade im Fußball kursieren, mit einem so jungen Menschen?
Ich habe mit dem Fußball angefangen, da ich Spaß an diesem Spiel habe und für mein Team alles geben will. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Aber natürlich ist der Fußball jetzt auch mein Job. Und für jeden Arbeitnehmer spielt der finanzielle Aspekt eine Rolle. Die Begeisterung für das Spiel ist dennoch geblieben.
Hat sich durch das viele Geld der Jugendfußball verändert? Sie haben es bis vor kurzem ja noch hautnah miterlebt . . .
Der Konkurrenzkampf ist schon größer geworden. Das viele Geld macht den Sport natürlich noch attraktiver. Das merkt man schon im Jugendbereich.
Können Sie sich im Privatleben noch frei bewegen?
Es häufen sich die Situationen, in denen es schwieriger wird. Leverkusen ist eine relativ kleine Stadt, da wird man als Spieler von Bayer 04 natürlich erkannt. Aber ich habe kein Problem damit, wenn mich die Leute ansprechen. Ich mache gerne Fotos und gebe Autogramme.
Haben Sie auch schon negative Erfahrungen gemacht, seit Sie mehr in der Öffentlichkeit stehen?
Es gibt schon Menschen, die sich vorher nicht für einen interessiert haben und plötzlich einen auf gut Kumpel machen. Damit muss man lernen umzugehen. Aber ich habe viele gute Freunde und meine Familie, die mir Rückhalt geben und auf die ich mich immer verlassen kann.
Am Freitag muss Bayer 04 auf Schalke ran. Wie wichtig wird das Spiel gegen einen vermeintlich direkten Konkurrenten?
Wir haben die Riesenchance, den Saisonstart doch noch in eine positive Richtung zu drehen und erstmal an Schalke vorbeizuziehen. Dazu sollten und wollen wir dort gewinnen.
Welches Bayer 04 wird man am Freitag erleben? Die Leistungen waren ja doch sehr schwankend bislang.
Wir können dort selbstbewusst auftreten, sollten aber nicht überheblich sein. Unser Team hat das Potenzial, jeden Gegner zu schlagen. Und genau so müssen wir da auch hinfahren. Wichtig ist, dass wir die vielen unnötigen Fehler abstellen. Die haben uns in dieser Saison schon einige Punkte gekostet.
Welches Saisonziel setzen Sie sich?
Das Ziel des ganzen Vereins ist es, international zu spielen. Und da steht die Champions League natürlich ganz oben auf der Wunschliste. Wir haben in den letzten Jahren regelmäßig in der Königklasse gespielt, da wollen wir möglichst wieder hin. Das wird nicht einfach, aber angesichts des Kaders haben wir in meinen Augen die Chance dazu.