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Reiner-Calmund-Kolumne: "Modeste-Berater waren überfordert"


Calli-Kolumne über Köln
"Die Modeste-Berater waren überfordert"

t-online, Reiner Calmund

Aktualisiert am 15.07.2017Lesedauer: 3 Min.
Anthony Modeste geht nach China - Reiner Calmund ist froh, dass das Wechsel-Theater vorbei ist.Vergrößern des Bildes
Anthony Modeste geht nach China - Reiner Calmund ist froh, dass das Wechsel-Theater vorbei ist. (Quelle: imago-images-bilder)

Der Wechsel von Anthony Modeste vom 1. FC Köln zu Tianjin Quanjian artete völlig aus – nach monatelangem Hickhack ging der Franzose nun für rund 35 Millionen Euro nach China. Manager-Legende Reiner Calmund kennt die Beteiligten des Deals und erklärt in seiner Kolumne die Hintergründe. Er weiß: Tianjin-Trainer Fabio Cannavaro wollte Modeste unbedingt.

Die Kolumne von Reiner Calmund bei t-online.de

Keine 24 Stunden vor dem angesetzten Arbeitsgerichtstermin in Köln kam es doch noch zur spektakulären Wende! Am Mittwochabend sickerte durch: Anthony Modeste verlässt den 1. FC Köln Richtung China – diesmal tatsächlich und endgültig. Damit war die Gerichtsverhandlung hinfällig. Der FC-Publikumsliebling, der vor zwei Jahren aus Hoffenheim als Ersatz für Anthony Ujah (wechselte damals zu Werder) nach Köln kam, erzielte in 68 Bundesligaspielen 40 Tore.

Es wäre angebracht, dass alle die Friedenspfeife rauchen

In der vergangenen Saison kämpfte er sogar mit den Top-Knipsern Pierre-Emerick Aubameyang (Dortmund) und Robert Lewandowski (Bayern) um die Torjäger-Kanone, er kam am Ende auf 25 Bundesligatreffer. Die direkte Euro-League-Qualifikation des 1. FC Köln nach 25 Jahren ist deswegen ganz eng mit der Leistung und den Toren von Modeste verknüpft. Es wäre nun angebracht, dass der Franzose und der 1. FC Köln nach zwei außerordentlich erfolgreichen Jahren und einer für beide Seiten finanziell außerordentlich lukrativen Vereinbarung die Friedenspfeife rauchen würden.

FC-Finanzchef Alexander Wehrle sagte mir: „Wir sind froh, dass alle am Transfer beteiligten Parteien nach vier Wochen eine Einigung erzielen konnten. Tony hat zwei außerordentliche Spielzeiten für uns absolviert, das werden wir nie vergessen. Wir wünschen ihm alles Gute und viel Erfolg in China."

Cannavaro wollte Modeste unbedingt

Die Frage, die sich nicht nur den vielen Fans des 1. FC Köln stellt: War das ganze Theater notwendig? Ich sage: Auf den ersten Blick sicher nicht. Doch beleuchtet man nur ganz kurz die Positionen der Beteiligten, kann man sich vorstellen, dass es sich unabhängig von den hohen Summen um keinen normalen Alltagstransfer gehandelt hat.

Der chinesische Klub Tianjin Quanjian war immer bereit, rund 35 Millionen Euro als Transferentschädigung an den 1. FC Köln zu zahlen. Ihr Cheftrainer Fabio Cannavaro, Weltfußballer und Weltmeister 2006, machte viel Druck bei dem Transfer, er wollte Modeste unter allen Umständen für sein Team verpflichten.

Modeste wollte sein Netto-Gehalt

Laut einer Verordnung, die seit diesem Sommer bindend ist, müssen chinesische Klubs die Summe, die sie für einen Transfer aufbringen, in etwa gleicher Höhe noch einmal an den Verband zahlen. Damit soll die Nachwuchsarbeit im „Reich der Mitte“ finanziert werden. Es ist kein Wunder, dass angesichts dieser drohenden Ausgaben, findige Köpfe sich Gedanken machen, wie man diese Zahlung abmildern kann.

Anthony Modeste wollte neben ein paar Zwischengeräuschen natürlich seine Netto-Gehälter ohne steuerliche Probleme kassieren. Auf der anderen Seite mussten die Verantwortlichen des 1.FC Köln bei allen Vertrags-Strukturen darauf achten, dass die komplette Transfersumme auf ihrem Konto landet.

Modeste-Berater waren überfordert

Bei der Umsetzung des Transfers waren die Modeste-Berater überfordert. Und deswegen war es ein Segen für alle, das final absolute Fachkräfte ans Werk gingen, die die wichtigsten Schwerpunkte beherrschten: Arbeitsrecht, FIFA- und DFB-Verbandsstatuten, internationales Steuerrecht sowie die besonderen finanziellen Regelungen in China. Als alle Parteien von erfahrenen Juristen vertreten wurden, kam nach und nach Licht ins Dunkel des Paragraphen-Gestrüpps. Der Kölner Star-Anwalt Stefan Seitz bestritt dabei für den FC sicherlich ein gutes Match.

Jetzt gilt es für den 1.FC Köln, nach vorne zu blicken. Cheftrainer Peter Stöger ist gefordert, er muss nun die vorhandenen Offensivkräfte, allen voran Neuzugang Jhon Cordoba, dazu bringen, das Fehlen von Tony Modeste zu kompensieren. Ich bin da zuversichtlich. Peter Stöger war immer der Mann für alle Fälle.

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