Abgang immer wahrscheinlicher WM-Held Götze nur noch super, super Bankdrücker
Beim Schlusspfiff wirkte es schon so, als gehöre Mario Götze nicht mehr wirklich zu dieser Mannschaft. Während fast die gesamte Bank des FC Bayern nach dem mühsamen 1:0 (1:0) beim 1. FC Köln jubelnd aufsprang und sich in die Arme fiel, erhob sich Götze langsam und als Letzter von seinem Stammplatz am Spielfeldrand, packte seine Wasserflasche und schlurfte mit gesenktem Kopf in die Kabine.
Zur Nationalmannschaft wird der WM-Held mit geballtem Frust reisen, aber sicher auch mit einer gewissen Erleichterung. Dort braucht man ihn wenigstens. Und man zeigt es ihm.
Götze trotz B-Elf nicht dabei
Bei den Bayern hatte Götze, der nach einer viermonatigen Verletzungspause mehr als jeder andere Spielpraxis braucht, in Köln noch nicht einmal in einer besseren B-Elf eine einzige Minute Spielzeit bekommen. 54 von 720 möglichen Minuten durfte er seit seiner Rückkehr absolvieren. Der "super, super Spieler" (Trainer Pep Guardiola) ist nur noch ein super, super Bankdrücker.
Rummenigge will sich "nicht einmischen"
"Es war die beste Lösung für Bayern München. Und wenn wir gewinnen, liege ich richtig", sagte Guardiola bei Sky. Und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge wollte mit der ganzen Diskussion nichts zu tun haben. "Ich mische mich da nicht ein", sagte er lapidar: "Das muss der Trainer entscheiden. Wir haben in der Offensive sechs oder sieben Topspieler. Es können eben nicht mehr als vier spielen."
Götzes Abgang wohl immer wahrscheinlicher
Er wisse zwar, dass das für Götze "nicht einfach zu akzeptieren" ist, doch auch für die Zeit nach dem im Sommer scheidenden Guardiola wollen die Bayern dem 23-Jährigen keine Arbeitsplatzgarantie in München geben.
Obwohl Götze noch einen Vertrag bis 2017 hat, sagte Rummenigge ausweichend: "Ich bitte um Verständnis, dass ich zur Personal-Politik keine Wasserstandsmeldungen abgebe." Sportvorstand Matthias Sammer hatte in der Vorwoche erklärt, man werde "die Lage im Sommer analysieren". Es wird immer wahrscheinlicher, dass am Ende dieser Analyse ein Vereinswechsel Götzes stehen wird.
Lewandowski hat Mitleid
Die Spieler-Kollegen wollten sich angesichts des brisanten Themas lieber nicht den Mund verbrennen. "Ich werde jetzt hier kein Fass aufmachen", sagte Thomas Müller. Und ergänzte dann doch vielsagend: "Er kann sich ja jetzt bei der Nationalmannschaft wieder in Spielform bringen."
Torjäger Robert Lewandowski gab bei Sky zu, dass er ein wenig Mitleid mit Götze empfinde: "Aber das ist eine Entscheidung des Trainers. Mario muss geduldig bleiben. Es sind noch viele Spiele in dieser Saison."
Löw hat "keine Sorge um Mario"
Bundestrainer Joachim Löw hatte Götze - den er im WM-Finale mit den Worten aufs Feld geschickt hatte, er solle "der Welt zeigen, dass er besser ist als Messi", stets den Rücken gestärkt. Wie selbstverständlich nominierte er ihn trotz fehlender Spielpraxis für die Länderspiele gegen England am 26. März und gegen Italien drei Tage später. Und ergänzte, dass er "keine Sorge um ihn" habe.
Die Zeit in München ist für Götze derzeit eine einzige Sorge. Nachdem er im Champions-League-Achtelfinale gegen Juventus Turin auf der Bank saß, rückte er nun selbst dann nicht ins Team, als Guardiola nach dem 120-Minuten-Krimi eine halbe Mannschaft schonte und wechselte. Und er kam als Spieler, der durchaus den Unterschied machen kann, auch nicht rein, als das Spiel im zweiten Durchgang auf der Kippe stand, nachdem Lewandowski bereits in der zehnten Minute das 1:0 erzielt hatte.
Man habe "schon gemerkt, dass wir am Mittwoch 120 Minuten gespielt haben", meinte Rummenigge. Deshalb seien nach dem Schlusspfiff auch "alle erleichtert". Mario Götze wollte dagegen einfach nur noch schnell weg.