Hoeneß packt mit an So arbeitet der FC Bayern am Superstar von morgen
Mit Grundsteinlegungen haben sie beim FC Bayern mittlerweile Erfahrung. Im Oktober 2002 war es bei der Allianz Arena soweit. Längst hat sich der Stadionbau als feste Säule des Erfolgs herauskristallisiert. Auch von der jüngsten Grundsteinlegung erhofft man sich eine tragende Rolle im Streben nach Titeln und Trophäen.
Im Oktober 2015 versammelten sich Sport und Politik im Münchner Norden. Hier legte der Klub den Grundstein für sein neues Sportgelände mit Jugendleistungszentrum. "Das ist ein guter Tag für München und den FC Bayern. Und ein eingeschränkt guter für die Konkurrenz", sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter augenzwinkernd.
Neubau für 70 Millionen Euro
Rund 70 Millionen Euro investiert der FC Bayern in sein neues Projekt. 2017 soll es fertig sein. Es wird allerhöchste Zeit. Im Nachwuchsbereich geriet Deutschlands Vorzeige-Klub zuletzt immer mehr ins Hintertreffen. "Wir haben Nachholbedarf im Vergleich zu anderen großen europäischen Klubs. Genau deswegen gehen wir das jetzt an", sagte Vereinspräsident Karl Hopfner.
Nichts ist so schlecht, als dass es nicht doch für etwas gut sein würde. Nachdem Hopfners Amtsvorgänger Uli Hoeneß wegen Steuerhinterziehung verurteilt worden war und nach seiner Hafterleichterung tagsüber arbeiten durfte, kümmerte er sich um die Neuaufstellung des Jugendbereichs. Kaum legte Hoeneß los, kam Bewegung in die Sache.
Vogel: "Einfach kann jeder"
Es wurde auch Zeit. Nach Philipp Lahm und Thomas Müller war David Alaba der letzte Jugendspieler, der den Sprung zu den Profis schaffte. Das ist fast sechs Jahre her. Seitdem herrscht Stillstand. Natürlich ist es für einen Klub wie den FC Bayern, der nahezu nur Weltklassespieler im Profikader hat, besonders schwer, einen Spieler zu entwickeln, der mithalten kann.
"Aber einfach kann ja jeder", sagte Heiko Vogel in der "tz". Er ist der sportliche Leiter des Jugend-Leistungsbereichs, der die Mannschaften U23, U19 und U17 umfasst. "Unser Anspruch muss sein, dass man in fünf Jahren sagt: Die Profis sind noch immer einzigartig – und wir haben es geschafft, dabei vier, fünf eigene Talente zu integrieren."
Abschreckendes Beispiel Sinan Kurt
Zuletzt holte man Spieler wie Sinan Kurt oder Joshua Kimmich. Also Akteure, die gerade auf der Schwelle vom Nachwuchs- zum Profibereich standen. Das brachte den Münchnern jede Menge Kritik ein. Immerhin konnte sich Kimmich aber letztlich bei den Profis durchsetzen.
Der Fall Kurt zeigt dagegen, wie es auch gehen kann. Anstatt auf Alabas Spuren zu wandeln, wollen ihn die Bayern am liebsten so schnell wie möglich wieder loswerden. Nicht mal mehr bei der U23 wurde das einstmals so hoffnungsvolle Talent zuletzt eingesetzt. Kurt geht sehr wahrscheinlich zu Hertha BSC.
"Wenn man die Talente erntet, bevor sie reif sind, weiß ich nicht, ob das dem deutschen Fußball guttut", sagte Gladbachs Manager Max Eberl in der "Welt". Im Herbst 2014 hatten die Bayern den damals 18 Jahre alten Kurt für gut eine Million Euro an die Säbener Straße gelockt.
Reschke soll die Talente finden
Diese Blöße wollen sie sich nach Möglichkeit nicht mehr geben und haben sich daher vorgenommen, Talente bereits im Alter von 15 oder 16 Jahren zu entdecken und im besten Fall im neu entstehenden Jugendleistungszentrum nach eigenen Maßstäben zu fördern.
Mit Michael Reschke haben sie dazu bereits den richtigen Mann. Der Technische Direktor, der zuvor 35 Jahre lang für Bayer Leverkusen arbeitete, ist beim FC Bayern in den Bereichen Lizenzspielerabteilung, Nachwuchsbereich, Scouting sowie Transfers tätig. Er holte unter anderem Spieler wie Douglas Costa oder Kingsley Coman, die niemand auf der Rechnung hatte.
Gut aufgestellt für die Zukunft
Auch im Jugendbereich ist der Scouting-Profi glänzend vernetzt. Das muss sogar die Konkurrenz zugeben. "Reschke ist nicht nur da ein absoluter Experte, sondern generell ein Stratege. Da hat sich der FC Bayern definitiv verstärkt", sagte Eberl. Es tut sich also was im Nachwuchsbereich. Man darf gespannt sein, wer der nächste Alaba sein und vor allem wann er seinen Einstand feiern wird.
"Wir haben die Stellschrauben angepackt", sagte Vogel zufrieden. "Die Durchlässigkeit innerhalb der Jahrgänge etwa ist größer als früher. Dazu haben wir sehr gute Transfers getätigt wie etwa Timothy Tillman (17-jähriges Offensivtalent von Greuther Fürth, Anm.d.Red.) und sind in der Planung für die neue Saison so weit wie nie zuvor."