Lehren aus der Gladbach-Pleite FC Bayern: Zwischen Chaos-Angst und Ruhe bewahren
Für den einen war es die endgültige Reifeprüfung, für den anderen ein unerwartetes Déjà-vu: Während Gladbachs Trainer André Schubert auch im zehnten Spiel unter seiner Regie unbesiegt bleibt, kann Pep Guardiola mit seinem FC Bayern auch im dritten Vergleich in Folge nicht gegen den Angstgegner gewinnen.
Nach einem 0:0 und 0:2 in der Vorsaison setzte es für das Münchner Star-Ensemble an diesem 15. Bundesliga-Spieltag eine ernüchternde 1:3-Pleite. Es wäre "mehr als lässig, die ganze Saison ungeschlagen zu bleiben", tönte Thomas Müller noch vor dem Spiel. Die Quittung folgte prompt.
Schubert überrascht mit Dreierkette
Mit einem 3-5-2-System und extrem hohem Pressing überraschte Schubert die Bayern. Die Gastgeber hatten zwar in der ersten Hälfte etwas Glück, dass Kingsley Coman bei der größten Bayern-Chance nur den Pfosten traf, doch spätestens nach dem Führungstreffer durch Oscar Wendt neigte sich die Waage mehr und mehr zugunsten der Gladbacher. Die Fohlen spielten sich fortan in einen Rausch und führten die Bayern-Stars phasenweise vor. "Das war eine sensationelle Leistung. Wir haben mit viel Herz, viel Leidenschaft und sehr klug gespielt", sagte Schubert.
Drei Tore innerhalb von 14 Minuten kassierte der Rekordmeister zwischen der 54. und 68. Minute. In 14 Bundesligaspielen zuvor, also 1260 Minuten, musste Keeper Manuel Neuer insgesamt fünf Mal hinter sich greifen. Kein Wunder, dass Guardiola das plötzlich einsetzende Chaos gar nicht gefiel.
Lahm: "Dürfen das Spiel nicht herschenken"
"Dass wir ein Gegentor bekommen, kann passieren, aber danach haben wir unsere Ordnung verloren", haderte der Bayern-Coach mit seiner Elf. "Das war nicht gut, wir sind in Konter gelaufen und das war der Grund für die Niederlage. Wir dürfen die Basis unseres Spiels nicht vernachlässigen, das hat diese Partie gezeigt."
Natürlich dürfen auch die Bayern mal ein Spiel verlieren. Doch die Art und Weise machte dann doch nachdenklich, schließlich ist der Champions-League-Sieg das große Ziel im dritten und möglicherweise letzten Jahr unter Trainer Guardiola. Auf dem Weg dorthin darf man sich kaum Schwächen erlauben. "Wir haben niemals gesagt, dass wir unschlagbar sind, aber man darf in fünf Minuten nicht das Spiel herschenken", sagte Kapitän Philipp Lahm.
Guardiola findet gegen Gladbach kein Rezept
Trotz der Fokussierung auf die Königsklasse dürfen die Münchner auch die Bundesliga nicht vernachlässigen. Nach dem Erfolg von Borussia Dortmund beim VfL Wolfsburg sind die Westfalen wieder bis auf fünf Zähler an den FC Bayern herangerückt.
Es fällt auf, dass sich Guardiola schwer tut gegen Gladbach einen Matchplan zu entwerfen, der zum Erfolg führt. Der 44-Jährige ahnte es wohl schon vorher. Gladbach sei eine "tolle, tolle Mannschaft", sagte er und prophezeite den Fußball-Fans in Deutschland ein "super, super Spiel." Das war es in der Tat, allerdings nicht so sehr aus Sicht der Bayern-Fans. Und so musste Guardiola nach 49 Spielen erstmals eine Hinrunden-Niederlage in der Bundesliga hinnehmen.
Sammer mahnt zur Ruhe
Für die Münchner kommt die bevorstehende Winterpause gerade recht. Jede Menge verletzte Stars haben Guardiola auch in seinen taktischen Überlegungen eingeschränkt. Das zeigt auch die Tatsache, dass er nach 99 Pflichtspielen mit stets veränderter Anfangsformation erstmals seine Startelf unverändert ließ. Er hatte schlichtweg keine andere Wahl.
Matthias Sammer will daher auch kein Fass aufmachen, nur weil der FC Bayern mal verloren hat. "Wir müssen lernen, dass Siege nicht selbstverständlich sind und Rückschläge in einem Spiel dazugehören. Da muss man die Ruhe bewahren", sagte der Sportvorstand der Bayern. "Man muss auch mit einer Niederlage umgehen, das haben wir in den Spielen bis Weihnachten zu beweisen. Wir müssen die richtigen Lehren daraus ziehen."
Lichtblick Ribéry
Immerhin konnten die Bayern auch etwas Positives mitnehmen aus Mönchengladbach. Nach 269 Tagen Verletzungspause feierte Franck Ribéry sein Comeback und konnte dabei sogar ein Tor erzielen. Für das Spiel hatte es keinerlei Relevanz, dem Franzosen dürfte es allerdings mächtig Auftrieb verleihen.