Der Spanier hat bereits drei Mittelstürmer rasiert Ist Lewandowski das nächste Opfer von Guardiola?
Es ist schon eine Weile her. Im Oktober 2013 schwappte mal ein "wildes Gerücht", wie es die deutschen Boulevard-Medien nannten, aus Spanien nach Deutschland. Pep Guardiola solle gar nicht so sehr von den Qualitäten Robert Lewandowskis überzeugt sein, hieß es da. Damals galt der Transfer des Mittelstürmers von Borussia Dortmund zum FC Bayern als beschlossene Sache, war aber noch nicht fix.
Im Februar 2015 verfestigt sich jedoch der Eindruck, es könnte seinerzeit mehr als nur ein wildes Gerücht gewesen sein. Lewandowski steht zwar mittlerweile beim Rekordmeister in Lohn und Brot, allerdings bei Guardiola offenbar nicht sonderlich hoch im Kurs. Beim bisher wichtigsten Saisonspiel verzichtete nämlich Guardiola weitestgehend auf die Dienste des Mittelstürmers. Wieder einmal. Bereits gegen den VfL Wolfsburg und den FC Schalke 04 durfte Lewandowski nur als Teilzeitkraft ran.
Gegen Donezk wieder nur auf der Bank
Im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Schachtjor Donezk saß der 26-Jährige zunächst nur auf der Bank und durfte lediglich die letzten 15 Minuten ran. Und das in erster Linie auch nur, weil die Bayern nach der Gelb-Roten Karte für Xabi Alonso in Unterzahl spielen mussten. Lewandowski kam nicht ins Spiel, um seinem Kerngeschäft nachzugehen und noch den entscheidenden Treffer zu erzielen, sondern vielmehr um als frische Teilzeitkraft die Räume zuzulaufen.
Gerade mal zwei von fünf Pflichtspielen im Jahr 2015 durfte Lewandowski über die volle Spielzeit ran. Doch weder gegen den VfB Stuttgart noch gegen den Hamburger SV konnte er Werbung in eigener Sache machen.
Nur ein Abstauber-Tor gegen den HSV
Als sich die Münchner beim 8:0 gegen die Norddeutschen den Start-Frust von der Seele ballerten, gelang ihm zwar ein Treffer, doch es war ein Abstauber. Thomas Müller hatte kurz vor der Torlinie dankenswerterweise noch einmal quergelegt. Müller dagegen erzielte einen Doppelpack ebenso wie Mario Götze und Arjen Robben.
Dieses Trio steht in der internen Torschützenliste der Bayern vor Lewandowski. Der ehemalige Dortmunder hat dennoch wettbewerbsübergreifend immerhin elf Mal ins Schwarze getroffen. Das ist in Ordnung, doch die Erwartungshaltung gegenüber einem Mann, dessen Marktwert auf 50-Millionen Euro taxiert wird, ist natürlich hoch. Und Lewandowskis Form zeigt derzeit eher nach unten.
In München gehen die Uhren anders
"Seine Leistungen sind sicher steigerungsfähig, aber er hat ja auch in Dortmund längere Zeit gebraucht, um sich zu integrieren", sagte Ottmar Hitzfeld kürzlich in der "tz". Doch in München hat man seit jeher weniger Zeit, um sich zu akklimatisieren und Lewandowski ist längst nicht mehr der junge Nachwuchskicker, der er in seiner Anfangszeit beim BVB war.
Aber liegt es wirklich nur an Lewandowski, dass es bisher noch nicht so richtig gefunkt hat zwischen ihm und dem FC Bayern? Für Angreifer, die sich eher in der Sturmmitte zuhause fühlen, war es unter Guardiola schon immer schwer, Fuß zu fassen.
Mandzukic flüchtet vor Guardiola
Jüngstes Beispiel ist Mario Mandzukic. Der Kroate, noch maßgeblich am Triple-Erfolg unter Jupp Heynckes beteiligt, flüchtete nach einem Jahr unter Guardiola zu Atletico Madrid. Zum Abschied sagte er, Guardiolas Verhalten zeige, "wie respektlos er mir gegenüber war und wie sehr er mich loswerden wollte".
Auch mit zwei weiteren internationalen Top-Angreifern kam Guardiola nicht zurecht. Weder Samuel Eto’o noch Zlatan Ibrahimovic fanden zu ihrer Zeit beim FC Barcelona einen gemeinsamen Nenner mit dem spanischen Trainer. "Pep wollte mir Unterricht als Angreifer geben, aber er war Mittelfeldspieler", giftete Eto’o in Richtung Guardiola. Er sei feige, polterte Ibrahimovic.
Lewandowski ist ein anderer Typ
Klassische Stoßstürmer haben es schwer unter dem heutigen Bayern-Trainer. Sie müssen auf die Flügel ausweichen und Abwehrarbeit verrichten. Eine Taktik, die vor allem für die exzentrischen Mandzukic, Eto’o und Ibrahimovic nur schwer nachzuvollziehen war. Sie fühlten sich in ihrer Ehre verletzt und äußerten sich entsprechend.
Lewandowski ist dagegen ein anderer Typ. Er hat kein prinzipielles Problem damit, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Experten sagen, dass er Räume für die Kollegen schaffe, nur so können Müller, Ribéry und Robben glänzen. "Selbst wenn Lewandowski im Moment nicht die Tore macht, beteiligt er sich viel mehr am Spiel als Mandzukic. Von daher erfüllt er ja auch andere wichtige Aufgaben im Team", nimmt Hitzfeld ihn in Schutz.
Vertrag läuft noch bis 2019
Doch wenn Lewandowski so prima für das Team arbeitet und so tolle Laufwege für seine Mitspieler freimacht, wieso spielt er dann immer weniger? Das passt nicht zusammen. Stürmer werden nun mal auch an ihren Toren gemessen. Ewig wird sich Lewandowski in seine derzeitige Rolle nicht fügen.
Der Pole hat immerhin einen Fünfjahresvertrag in München unterzeichnet. Und den Kontrakt mit Guardiola will Vereinsboss Karl-Heinz Rummenigge lieber heute als morgen über das Jahr 2016 hinaus verlängern. Wird es also doch noch eine längerfristige Zusammenarbeit zwischen Stürmer und Trainer oder ist Lewandowski das nächste Opfer Guardiolas?