"Unglaubliche Entwicklung" FCB-Juwel Gianluca Gaudino wird mit Lob überschüttet
Nur noch wenige Minuten sind beim Bundesliga-Auftakt zwischen Bayern München und dem VfL Wolfsburg (2:1) zu spielen - und Maurizio Gaudino hält es nicht mehr auf der Haupttribüne. Noch vor dem Abpfiff steht der frühere Nationalspieler unten am Platz. Gaudino will zu seinem Sohn Gianluca, dessen eindrucksvolles Debüt in der Eliteklasse die Bayern-Bosse später zu wahren Lobeshymnen bewegen sollte.
"Mein Sohn ist 17 und spielt bei Bayern München - da kann ich nur stolz sein", sagte Papa Gaudino. "Mauri" selbst spielte fünf Mal für Deutschland und nahm an der missglückten WM 1994 in den USA teil.
Gaudino, dessen Eltern aus Italien eingewandert waren, galt als technisch begabtes Schlitzohr, das es mit seiner lebensbejahenden Art mitunter übertrieb. Seinem Sohn scheint er die Leichtfüßigkeit mitgegeben zu haben, die ihn einst auf dem Platz auszeichnete.
Extrem lauffreudig und ballsicher
12,7 Kilometer lief das kleine Leichtgewicht im Mittelfeld und erreichte damit den Top-Wert aller Akteure auf dem Platz. 65 Ballkontakte wurden gezählt - und nur zwei Fehlpässe. Unter dem freundlichen Applaus der Fans verließ er in der 90. Minute den Platz. "Gianluca hat etwas, das schwierig zu lernen ist: Er kann richtig gut Fußball spielen", kommentierte Sportvorstand Matthias Sammer.
Weltmeister Thomas Müller zog den Hut vor dem jungen Kollegen, warnte aber auch vor Lobhudelei: "Wir brauchen jetzt nicht groß Lorbeeren zu verteilen. Ich glaube nicht, dass ihm das weiterhilft."
Lob von allen Seiten
Lorbeeren wurden nach dem Abpfiff dann aber doch reichlich verteilt. "Es ist nicht einfach, mit 17 Jahren in der Allianz Arena zu spielen, gegen Wolfsburg, gegen Luiz Gustavo", sagte Bayern-Trainer Pep Guardiola. Gaudino junior aber habe es "überragend" gemacht. "Er hat es verdient, hier zu sein. Er hat ein paar sehr, sehr gute Pässe gespielt", sagte Guardiola nach dem unaufgeregten Auftritt des Youngsters vor 71.000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz-Arena.
Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge war "erstaunt, dass ein 17-jähriger Bursche bei Bayern München in der ersten Mannschaft eine solche Leistung abliefert." Sportvorstand Matthias Sammer meinte scherzhaft, "der Kleine wird noch nicht in Kilo gemessen", lobte aber die "unglaubliche Entwicklung" des Talents. Und Matchwinner Arjen Robben fand: "Er macht es super mit seinen 17 Jahren."
Gaudino und Scholl nutzen die Vorbereitung
Der Junge nutzte in der Vorbereitung die Abwesenheit einiger WM-Teilnehmer, um sich wie Mehmet Scholls Sohn Lucas bei den Profis festzuspielen. Der 18-jährige Scholl saß gegen die Wolfsburger auf der Bank, Gaudino gab mit 17 Jahren und neun Monaten als viertjüngster Spieler der Klubgeschichte sein Ligadebüt.
Trotz des gelungenen Einstands sei es noch nicht abzusehen, wo der Weg seines Sohnes hinführe, meinte Gianlucas Vater Maurizio. Guardiola traut ihm offenbar alles zu. "Er ist sehr, sehr stabil in seinem Kopf", sagte der Spanier. Für einen 17 Jahre alten Bundesliga-Debütanten im Trikot des FC Bayern sicher nicht die schlechteste Voraussetzung, um irgendwann dauerhaft oben anzukommen.