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Breitenreiter: SC Paderborn "krassester Außenseiter der Geschichte"


SCP-Coach Breitenreiter
"Krassester Außenseiter der Bundesligageschichte"

Von t-online
Aktualisiert am 24.07.2014Lesedauer: 5 Min.
André Breitenreiter sieht dem Bundesliga-Auftakt mit breiter Brust entgegen.Vergrößern des Bildes
André Breitenreiter sieht dem Bundesliga-Auftakt mit breiter Brust entgegen. (Quelle: pmk/imago-images-bilder)

Das Interview führte Johann Schicklinski

Der erstmalige Bundesliga-Aufstieg des SC Paderborn war eine absolute Sensation. Der Klub aus Ostwestfalen sicherte sich mit begeisternden Leistungen in der abgelaufenen Spielzeit Rang zwei im Fußball-Unterhaus. Dabei ließ der SCP trotz eines Mini-Etats von nur 6,2 Millionen Euro so renommierte Teams wie die SpVgg Greuther Fürth, den 1. FC Kaiserslautern, 1860 München oder den FC St. Pauli hinter sich.

Als Hauptverantwortlicher dafür gilt André Breitenreiter. Der Erfolgs-Coach, der längst auch bei anderen Klubs auf der Wunschliste steht, ist in Paderborn geblieben und strebt nun den Klassenerhalt an, was die nächste Sensation bedeuten würde. Im Interview mit t-online.de spricht Breitenreiter über seine Erwartungen an die erste Bundesliga-Saison mit dem SCP, die Rolle, die er mit seiner Elf spielen will und darüber, warum er trotz beschränkter wirtschaftlicher Möglichkeiten nicht jammert.

t-online.de: Herr Breitenreiter, als wir uns im März unterhalten haben, lag der SC Paderborn in der 2. Bundesliga in Lauerstellung. Ihre Mannschaft hat anschließend durchgezogen und die Sensation geschafft. Wie lautet nun das Saisonziel vor der ersten Saison des SCP in der Bundesliga?

André Breitenreiter: Wir sind in die Bundesliga aufgestiegen, weil wir es uns verdient haben. Nun wollen wir auch in der kommenden Saison für viele Überraschungen sorgen, aber natürlich streben wir den Klassenerhalt an und gehen das optimistisch an.

Mit der SpVgg Greuther Fürth und Eintracht Braunschweig gab es bereits in den letzten beiden Jahren zwei absolute Underdogs als Aufsteiger. Was antworten Sie Leuten, die Ihre Elf in der gleichen Rolle sehen?

Für die Experten sind wir der wohl krasseste Außenseiter der Bundesligageschichte. Schaut man auf unsere Möglichkeiten und Bedingungen, liegen wir weit abgeschlagen am Ende der Tabelle. Unser Ziel ist es deshalb, den offensiv ausgerichteten Fußball der Vorsaison auch in der Bundesliga zu spielen und auf diesem Weg eine weitere Sensation mit dem Klassenerhalt zu erzielen.

Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Saisonvorbereitung Ihrer Elf?

Absolut zufrieden. Die Basis ist gelegt, wir steigen in Österreich jetzt in den zweiten Teil der Vorbereitung ein. Noch immer steht die körperliche Fitness im Vordergrund, zunehmend rücken jetzt aber auch mannschafts- und gruppentaktische Aspekte in unseren Blickpunkt. Alle Spieler ziehen hervorragend mit.

Auf was kommt es Ihnen in der Vorbereitung besonders an, auf welche Elemente legen Sie besonders Wert?

Ein zentraler Punkt ist die Integration unserer Neuzugänge. Wir müssen die Abläufe aufeinander abstimmen, damit wir mannschaftlich geschlossen arbeiten und auftreten können. Damit waren wir bereits in der vergangenen Saison sehr erfolgreich. Darüber hinaus benötigen wir eine hervorragende Fitness, um unser laufintensives Spiel auch in der ersten Liga umsetzen zu können.

Wie bewerten Sie die bisherigen Testspielergebnisse, die eher durchwachsen sind?

Naja, zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitung geht es weniger um die Ergebnisse. Wichtiger ist die Art und Weise, wie sich die Mannschaft präsentiert. Die wirklichen Tests gegen starke Teams kommen ja erst noch. Bislang haben wir vorwiegend gegen Gegner gespielt, die in der Vorbereitung mehrere Wochen weiter waren als wir.

Bei den Neuzugängen haben Sie vor allem Wert auf die Offensive gelegt, mit Marvin Ducksch, Moritz Stoppelkamp, Stefan Kutschke und Idir Ouali verpflichtete der SCP gleich vier Offensivspieler. Sind die Planungen für diesen Bereich nun abgeschlossen?

Das wird sich zeigen. Wir haben bei der Auswahl der Testspielgegner bewusst auf international renommierte Vereine Wert gelegt, um uns an das Niveau der Bundesliga zu gewöhnen. Diese Spiele werden Aufschluss geben, ob und wo wir noch Bedarf sehen für weitere Transfers sehen.

Sind Sie und das Paderborner Management denn noch auf der Suche nach Verstärkungen für die anderen Mannschaftsteile? Wenn ja, worauf liegt der Fokus?

Wie gesagt, wenn wir in der Vorbereitung Defizite erkennen, werden wir entsprechend reagieren. Dass gilt für alle Mannschaftsteile, insbesondere für die Defensive.

Die wirtschaftlichen Möglichkeiten des SC Paderborn sind im Vergleich zu den 17 anderen Klubs der Bundesliga gelinde gesagt unterdurchschnittlich. Mit welcher Einstellung begegnen Sie dieser Einschränkung?

Überhaupt nicht. Wir wissen, dass wir vermutlich der größte Außenseiter aller Zeiten sein werden. Aber auch daraus können wir Kraft und Motivation ziehen. Schon im vergangenen Jahr haben wir eine große Überraschung geschafft, als uns der Aufstieg eigentlich nicht zugetraut wurde.

Kamen Sie sich in den letzten zwölf Monaten angesichts Ihres Erfolgs manchmal vor wie im falschen Film?

Keineswegs. Wir waren von Beginn an von unserem Weg überzeugt, auch wenn am Anfang die Ergebnisse nicht stimmten. Da haben wir uns mit individuellen Fehlern um den verdienten Lohn unserer Arbeit gebracht. Aber es war ja ein Prozess, schrittweise sind wir als Mannschaft zusammengewachsen und haben die Abläufe perfektioniert. Letztendlich war der Aufstieg dann kein Zufall, sondern das Ergebnis harter Arbeit.

Dem SC Paderborn fehlen sogenannte Stars, als Protagonist gelten Sie. Nehmen Sie diese Rolle an?

Als Chef-Trainer muss man immer voran gehen, das ist in Paderborn nicht anders als in anderen Klubs. Dennoch verstehe ich mich als Teamplayer, viele Entscheidungen treffen wir in unserem Trainergespann gemeinschaftlich.

In der 2. Liga war Ihr Team sehr offensivstark und hat viele Tore geschossen. Zudem stand die Defensive – abgesehen vom ersten Saisondrittel – sicher. Wo sehen Sie die Stärken Ihrer Elf in Liga eins?

Die mannschaftliche Geschlossenheit wird sicher erneut ein wichtiger Faktor sein. Zudem wollen wir die Euphorie des Aufstiegs mitnehmen in die erste Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte.

Muss Ihre Mannschaft denn ihre bisher gepflegte Art des Fußballs im Oberhaus umstellen? Wird die neue Strategie schon einstudiert?

Wir werden unserer Spielphilosophie treu bleiben und offensiv ausgerichtet bei guter Ordnung auftreten. Das schnelle Umschaltspiel liegt meiner Mannschaft und soll auch in der Bundesliga ein Pluspunkt für uns sein.

War Ihre Mannschaft in der Schlussphase der letzten Saison schon am Limit oder ist noch Luft nach oben? Wenn ja: In welchen Bereichen?

Man kann sich immer weiterentwickeln. Durch die Neuzugänge haben wir zusätzliche Qualität bekommen, jetzt müssen wir die Abstimmung immer weiter verfeinern. Auch das ist ein ständiger Prozess.

Ihr Ziel, eines Tages in der Bundesliga zu trainieren, haben Sie erreicht. Die Begehrlichkeiten anderer Klubs, die es beispielsweise in der letzten Winterpause schon gab, dürften dadurch nicht kleiner werden. Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Ganz ehrlich, solche Planungen oder Gedankenspiele existieren bei mir nicht. Sie würden auch keinen Sinn machen, ich lebe im hier und jetzt. Mein voller Fokus gilt der Bundesliga-Saison mit dem SC Paderborn. Dieses Jahr möchten wir mit dem maximalen Erfolg abschließen - was den Klassenerhalt bedeuten würde.

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