Schalkes enger Draht nach Russland Fan-Wut wegen angedachten Besuchs bei Putin
Der geplante Besuch der Mannschaft des FC Schalke 04 bei Wladimir Putin sorgt für Ärger bei den Königsblauen. Clemens Tönnies, Aufsichtsratsvorsitzender der Schalker, hatte dies dem umstrittenen russischen Präsidenten vergangenen Monat in Aussicht gestellt. Nun forderte eine Fan-Initiative den Schalker Ehrenrat öffentlich auf, die Audienz zu verhindern, "um weiteren Schaden für das Image des Vereins frühzeitig abwenden zu können".
Durch die wachsende Nähe zu Putin sehe man "elementare Schalker Werte wie Demokratie und Mitbestimmung verletzt", heißt es in dem Schreiben, das Autor Roman Kolbe auf "schalkermarkt.de" veröffentlichte.
"Putin verletzt die Souveränität der Ukraine aufs Gröbste"
"Wir sollten nicht als Steigbügelhalter für einen Autokraten fungieren und ihn mit einem Besuch adeln", kritisiert Kolb, der auch für das Fanmagazin "Schalke Unser" aktiv ist. "Dies gilt insbesondere in Anbetracht der aktuellen politischen Situation in der Ukraine, in der Wladimir Putin die Souveränität der Ukraine aufs Gröbste verletzt."
Öffentliche Distanzierung gefordert
Schalke 04 sei "ein Verein, der auf demokratischen Füßen steht und die Meinungsfreiheit als ein hohes Gut erachtet". Der Ehrenrat, dem unter anderem Klub-Ikone Klaus Fischer angehört, solle sich deshalb dafür einsetzen, dass sich die Schalker Klubführung vom russischen Machthaber "öffentlich distanziert". Noch im März ist nach Informationen der "Ruhrnachrichten" eine außerplanmäßige Sitzung des Gremiums anberaumt.
Tönnies bestätigt Putins Wunsch, Heldt dementiert
Fleisch-Fabrikant Tönnies, unlängst Gast bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi, pflegt schon seit einigen Jahren eine gute Beziehung zu Putin. Zuletzt bestätigte er, mit dem Staatspräsidenten "im Gespräch" zu sein. Putin wünsche sich einen Besuch der Schalker Mannschaft, erklärte Tönnies im Februar gegenüber der "SportBild".
Nach Angaben von Horst Heldt plant der Klub allerdings derzeit keine Reise nach Russland. "Es gibt keine Reisepläne, es ist nicht angedacht, nach Russland zu reisen", sagte der Schalker Sportvorstand.
Weiter Kritik an Hauptsponsor Gazprom
Schalkes Kontakte nach Russland gehen noch über das Verhältnis Putin/Tönnies hinaus: Seit 2006 fungiert der ebenfalls nicht unumstrittene russische Konzern Gazprom als Hauptsponsor der Knappen. Der Energieriese wurde in der Vergangenheit immer wieder mit Korruptions-Vorwürfen konfrontiert. Aktuell sorgt Gazprom für Schlagzeilen, weil der Konzern der Ukraine die bislang gewährten Nachlässe beim Gaspreis streichen will.
Gazproms Konflikt mit der Ukraine wollte der FC Schalke unlängst nicht kommentieren. "In unserer Eigenschaft als Fußballverein äußern wir uns nicht zu Themen, die in den Heimatländern unserer Partner politisch relevant sind", zitierte die "Berliner Morgenpost" eine Sprecherin des Vereins.