Er war eines der größten Fußballidole Deutschlands Das bewegte Leben des Franz Beckenbauer
Welt- und Europameister, Europapokalsieger, Pop-Ikone: Franz Beckenbauer war eines der größten Fußball-Idole Deutschlands. t-online blickt auf sein bewegtes Leben zurück.
Als Sohn des Postobersekretärs Franz Beckenbauer Senior und dessen Frau Antonie wurde der kleine Franz am 11. September 1945 in München-Giesing geboren. Beckenbauer zeigt das Geburtshaus in der Zugspitzstraße 6.
Während sein Vater nicht viel vom Fußball hielt – schließlich galt Fußballer damals nicht als Beruf – war es immer wieder seine Mutter Antonie, die den kleinen Franz unterstützte. Bis zu ihrem Tod 2006 pflegte Beckenbauer eine innige und tiefe Beziehung zu seiner Mutter. Das Foto entstand 2005, als der Kaiser seinen 60. Geburtstag feierte.
Nach einer saftigen Niederlage in einem Jugendspiel entschied sich der 13-jährige Beckenbauer, doch nicht vom SC 1906 München zum TSV 1860 München zu wechseln, sondern zur damaligen Nummer zwei der Stadt: dem FC Bayern München. Als 19-Jähriger debütierte Beckenbauer für die Bayern am 1. Spieltag der Aufstiegsrunde zur Bundesliga gegen den FC St. Pauli. Beckenbauer erzielte beim 4:0-Erfolg gleich sein erstes Pflichtspieltor.
Bei der WM 1966 in England ging Beckenbauers Stern auf. Als defensiver Mittelfeldspieler erzielte er insgesamt vier Tore und belegt den dritten Platz in der Torschützenliste. Im Endspiel gegen England war er der Sonderbewacher des damaligen Superstars Bobby Charlton (l.). Hinterher stellte sich heraus, dass Charlton wiederum den Auftrag hatte, Beckenbauer zu bewachen. Beide neutralisierten sich.
Bei der WM 1970 war Beckenbauer beim sogenannten "Jahrhundertspiel" dabei. Im Halbfinale verlor Deutschland gegen Italien nach Verlängerung mit 3:4. Rivera erzielt hier gerade den Endstand. Beckenbauer (r.) spielte trotz einer schweren Schulterverletzung durch.
1971 führte Beckenbauer die DFB-Nationalmannschaft erstmals als Kapitän aufs Feld. Hier ist er bei der Seitenwahl vor dem EM-Halbfinale 1972 zu sehen. Im Finale besiegte Deutschland die UdSSR und errang den Europameistertitel.
Der erste große internationale Triumph mit dem FC Bayern. Beckenbauer präsentierte 1974 den Fans den Europapokal der Landesmeister. Diesen Titel hatte der FC Bayern in den darauffolgenden zwei Jahren verteidigt.
1974 führte Beckenbauer im eigenen Land und in seiner Geburtsstadt München die DFB-Nationalmannschaft als Kapitän zum Weltmeistertitel.
1977 verabschiedet sich Beckenbauer aus der Bundesliga. Private Probleme, das Finanzamt und eine zu Ende gehende Ära beim FC Bayern veranlassten Beckenbauer, etwas völlig Neues zu wagen. Er nahm ein Angebot von New York Cosmos an. Ende der 70er-Jahre wollte man in den USA Fußball etablieren und lockte Stars aus der ganzen Welt an.
Bei New York Cosmos spielte Beckenbauer Seite an Seite mit Stars wie dem dreifachen brasilianischen Weltmeister Pelé.
Etwas überraschend kehrte Beckenbauer 1980 in die Bundesliga zurück. Bevor er seine aktive Laufbahn 1982 beendete, holte Beckenbauer mit dem HSV seinen fünften deutschen Meistertitel. Im folgenden Jahr ließ er sich noch einmal zu einer letzten Saison bei Cosmos New York als Spieler überreden.
Vom Fußballplatz wechselte Beckenbauer 1984 auf die Trainerbank der deutschen Nationalmannschaft. Da Beckenbauer keinen Trainerschein besaß, wurde die Position des Teamchefs geschaffen. Der offizielle Bundestrainer hieß bei Beckenbauers Debüt Horst Köppel. Das erste Spiel verlor Beckenbauer gegen Argentinien mit 1:3.
1990 traf Beckenbauer im WM-Finale erneut auf Argentinien. Diesmal gewann Deutschland. Franz Beckenbauer hatte damit den WM-Titel als Spieler und Trainer gewonnen.
Nach dem WM-Titel mit der DFB-Elf wechselte Beckenbauer zum französischen Spitzenklub Olympique Marseille. Mit "OM" erreichte er das Finale des Europapokal der Landesmeister, das jedoch gegen Roter Stern Belgrad verloren wurde. Kurz darauf beendete der "Kaiser" die Zusammenarbeit und kehrte nach Deutschland zurück.
Nach seiner Zeit in Frankreich wurde Beckenbauer 1991 zunächst Vize-Präsident, ab 1994 Präsident des FC Bayern München. Obwohl bereits Vereinspräsident, half Beckenbauer dem FC Bayern als Trainer aus. 1996 gewann er als Übungsleiter den Uefa Cup mit dem FC Bayern. Bis 2009 blieb der "Kaiser" an der Vereinsspitze.
Im Jahr 2000 holte Franz Beckenbauer als Chef des deutschen Organisationskomitees die Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland. Heute steht der Verdacht im Raum, die WM sei gekauft gewesen. Beckenbauer hatte im Vorfeld der Vergabe über sechs Millionen Euro an den damaligen Fifa-Finanzchef Mohamed bin Hammam überwiesen. Die Vorwürfe sind bis heute nicht aufgeklärt. Ein Prozess in der Schweiz endete im April 2020 ohne Ergebnis, da die möglichen Straftatbestände verjährt sind.
Öffentliche Auftritte von Franz Beckenbauer waren seitdem selten geworden. Zu seinem 75. Geburtstag sagte er damals: "Der 50. war mir wurscht. Der 70. war mir auch wurscht. Jetzt, beim 75., ist es das erste Mal, dass ich anfange nachzudenken. 75 ist ein Alter, da kannst du das Ende erahnen. Ich hoffe, dass mir vom Lieben Gott noch viele Jahre gegeben werden. Aber du weißt es nicht. Die Endlichkeit wird dir bewusst. Und das beschäftigt dich natürlich."
Vor der WM 2022 in Katar sprach der 77-jährige Beckenbauer dann über gesundheitliche Probleme: "Ich hatte auf einem Auge einen sogenannten Augeninfarkt. Rechts sehe ich leider nichts mehr", erzählte er dem Magazin "Bunte". Auch mit seinem Herzen müsse er aufpassen. Er berichtete, dass er viel Autogramm-Post erhält und scherzte: "Die Leute denken wohl, der lebt nimmer lang. Aber ich versuche, euch noch eine Weile erhalten zu bleiben", so Beckenbauer damals.
Seine Gesundheit machte ihm auch wenige Monate später zu schaffen und so verpasste Beckenbauer ein Treffen der Weltmeister von 1990. Seine Ehefrau Heidi sagte: "Franz kann aus gesundheitlichen Gründen leider nicht dabei sein. Es wäre einfach zu viel für ihn."
Franz Beckenbauer ist am 7. Januar 2024 im Alter von 78 Jahren gestorben.