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1860 München: Vom Fast-Absteiger zum Aufstiegskandidaten


Zwischen Chaos und Neuanfang
1860: Vom Fast-Absteiger zum Aufstiegskandidaten

Von t-online
07.08.2016Lesedauer: 3 Min.
Trainer Kosta Runjaic (li.) und Geschäftsführer Thomas Eichin sollen 1860 München wieder in die Erfolgsspur führen.Vergrößern des Bildes
Trainer Kosta Runjaic (li.) und Geschäftsführer Thomas Eichin sollen 1860 München wieder in die Erfolgsspur führen. (Quelle: MIS/imago-images-bilder)

Von Marc L. Merten

Beim TSV 1860 München ist mal wieder nichts mehr wie noch vor einigen Monaten. Die gesamte Führungsetage wurde ausgetauscht, erstmals seit Jahren hat Investor Hasan Ismaik mehrere Millionen Euro in den neuen Kader gepumpt. Plötzlich gehören die Löwen zum erweiterten Kreis der Aufstiegskandidaten.

Es war ein bizarr anmutendes Foto, das der TSV 1860 am vergangenen Freitag verbreitete. Es zeigte Hasan Ismaik und Löwen-Präsident Peter Cassalette irgendwo vor der Küste Abu Dhabis auf der Yacht des arabischen Milliardärs.

Das Bild ergänzte eine Pressemitteilung, die die Sechzger kurz zuvor verschickt hatten. Der Titel: "Neuordnung der 1860-Geschäftsführung". Der Inhalt: die Entlassung von Noor Basha und Markus Rejek als Löwen-Geschäftsführer und die zumindest offiziell nur vorübergehende Beförderung von Sportdirektor Thomas Eichin an ihre Stelle.

Blitz-Beförderung noch vor dem Amtsantritt

Thomas Eichin hatte seinen Posten als Sportdirektor also offiziell noch gar nicht angetreten - er arbeitete bis zum 1. August nur im Hintergrund - da war er schon befördert worden. An der Grünwalder Straße ist eben alles möglich. Doch der Schritt, die Geschäftsführung neu zu besetzen, ist zumindest konsequent. Rejeks Demission war seit Monaten beschlossene Sache, Basha schien seinen Job vorübergehend mit richtigen Personalentscheidungen gerettet zu haben. Doch nun die Reißleine zu ziehen, macht Sinn.

Denn nun geht der TSV 1860 München mit einer komplett neu formierten Führungsspitze in die neue Saison. Eichin ist der neue Sportliche Leiter in Giesing, Kosta Runjaic ein neuer Trainer, der einen stark veränderten Kader auf Vordermann bringen und in die obere Tabellenhälfte führen soll. Und über ihnen steht, erstmals seit seinem millionenschweren Einstieg bei Weiß-Blau, Hasan Ismaik neben Präsident Cassalette und traut den handelnden Personen offenbar tatsächlich zu, zielgerichtet mit seinem Geld umzugehen.

Rückkehrer Aigner als Königstransfer

Der erste Beweis: die bemerkenswerte Verpflichtung von Stefan Aigner. Der Ur-Löwe wurde für über zwei Millionen Euro von Eintracht Frankfurt losgeeist. Ein Transfer, der für einen normalen Zweitligisten kaum möglich gewesen wäre. Doch Sechzig ist eben alles, nur nicht normal. Zwei Jahre lang standen sie am Abgrund, mit mehr als nur einem Fuß in der Dritten Liga. Diese Depression soll der Vergangenheit angehören.

Mit dem Königstransfer Aigner sowie gleich mehreren bemerkenswerten Verpflichtungen haben sich die Löwen von einem Abstiegskandidaten in den erweiterten Kreis der Aufstiegsanwärter verwandelt. Eichin holte neben Aigner den vom Verein als "Supertalent" angekündigten Brasilianer Ribamar für den Sturm, verpflichtete Sascha Mölders fix, holte Karim Matmour, Heidenheim-Keeper Jan Zimmermann, den serbischen Rechtsverteidiger Filip Stojkovic, von Benfica Lissabon Victor Andrade, aus Bremen Marnon Busch, vom FSV Frankfurt Fanol Perdedaj für die Sechs und natürlich Ivica Olic, den Alt-Star und ehemaligen Bayern-Stürmer.

Runjaic kommt, Kreuzer geht, Eichin räumt auf

Eine illustre Liste an Neuzugängen, die nun "Coach Kosta", wie er an der Grünwalder Straße nur genannt wird, zu einer funktionierenden Einheit möglichst bis zum Saisonstart gegen die SpVgg Greuther Fürth (Sonntag, ab 13.15 Uhr im t-online.de Live-Ticker) zusammenschustern muss. Runjaic, der kam, obwohl ihn der damalige Sportdirektor Oliver Kreuzer eigentlich gar nicht haben wollte und deshalb selbst gehen musste. Eichin folgte und bastelt nun mit dem kernigen Chefcoach einen Kader, dem man durchaus Aufstiegsqualität zutrauen kann.

Doch dies tatsächlich zu schaffen, wird schwer. Nicht nur, weil mit Hannover 96 und dem VfB Stuttgart zwei finanzstarke Erstliga-Absteiger den direkten Wiederaufstieg mit aller Macht anvisieren. Sondern auch, weil bei den Löwen der große Umbruch schon oft versucht und genauso oft dilettantisch verbockt wurde. Allzu häufig standen dem Klub dabei die Egos im Wege, die in Giesing an allen Ecken ihre Intrigen spinnen und ihre persönlichen Ziele über die des Klubs stellen. Von ihnen sind noch längst nicht alle ihren Ämtern und Einflusskanälen entzogen.

Nichts kippt bei Sechzig so schnell wie die Aufbruchsstimmung

Aktuell allerdings wurden sie ihren Kräften zunächst einmal beraubt. Die Aufbruchsstimmung bei den Löwen ist riesig. Denn Eichin packt an und fährt einen ähnlichen Kurs wie in Bremen - nur mit der Unterstützung eines Investors. Auf der einen Seite mistete er den Kader in kürzester Zeit radikal aus und erzielte sogar noch Transfereinnahmen durch den Verkauf von Kapitän Christopher Schindler nach England. Zum anderen nutzte er das frische Geld aus Abu Dhabi für einerseits Bundesliga- und Zweitliga-erfahrene Kräfte sowie andererseits Talente wie Ribamar, die perspektivisch im Wiederverkauf ähnliches Geld bringen sollen wie Franco di Santo, Davie Selke und Jannik Vestergaard beim SV Werder.

Gelingt der Umbruch und spiegelt er sich früh in positiven Ergebnissen wieder, dürften Eichin und Runjaic tatsächlich erst einmal Ruhe haben. Doch sie sind zum Erfolg verdammt. Denn nichts kippt an der Grünwalder Straße so schnell in Ungeduld und Ablehnung, wie die vor einer neuen Saison geschürte Aufbruchsstimmung. Das haben vor Eichin und Runjaic schon viele andere sportliche Leiter erfahren müssen.

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