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SV Darmstadt 98: Die Lilien kämpfen sich in die Herzen der Fans


Kommentar zum Darmstadt-Aufstiegswunder
Wie die Lilien mein Herz erobert haben

Von t-online
Aktualisiert am 25.05.2015Lesedauer: 2 Min.
Volksnah: Darmstadts Kultkicker Marco "Toni" Sailer nimmt nach dem vollbrachten Aufstieg ein Bad in der Menge.Vergrößern des Bildes
Volksnah: Darmstadts Kultkicker Marco "Toni" Sailer nimmt nach dem vollbrachten Aufstieg ein Bad in der Menge. (Quelle: Reuters-bilder)

Ein Kommentar von Lukas Lehmann

Eines der unglaublichsten und schönsten Märchen der jüngeren Fußball-Geschichte ist wahr geworden. Der SV Darmstadt 98 kehrt nach 33 Jahren in die Bundesliga zurück. Was den Aufstieg der Lilien so besonders macht, darüber wurde genug geschrieben. Sportlich schon abgestiegen blieb Darmstadt zur Saison 2013/2014 nur in der 3. Liga, da ausgerechnet Erzrivale Offenbach aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten zwangsbedingt in die Regionalliga musste. Die überragende anschließende Saison, die hollywoodreifen Relegationsspiele mit dem dramatischen Last-Minute-Treffer von da Costa gegen Bielefeld – die Bilder sind noch präsent.

Als sicherer Abstiegskandidat ging der SVD in die aktuelle Spielzeit – und beendet sie mit dem direkten Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse. Etat? Wer braucht das schon? Stadion? Tut’s doch noch!

Darmstadts Oberbürgermeister trifft den Nagel auf den Kopf

Was der Leistung der Truppe von Trainer Dirk Schuster den endgültigen Ritterschlag verpasst, ist das, was Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch in seiner Gratulationsbotschaft mit einem ebenso simplen wie wahren Satz ausdrückt: "Die Lilien haben sich in die Herzen der Menschen gespielt." Selten hat eine Plattitüde so berechtigt das Comeback als Bonmot gefeiert.

Als Sportredakteur, der im Schnitt etwa drei Fußball-Spiele pro Woche guckt, wird es nicht unbedingt leichter, die Euphorie für einen Sport hochzuhalten, in dem Spieler eine Woche, nach dem sie das Vereinswappen küssen, bei einem anderen Klub unterschreiben. Doch Darmstadt hat es geschafft, dass ich erstmals wieder seit gefühlten zehn Jahren mit juvenil-authentischer Nervosität vor einem Bildschirm gesessen habe. Und ja - in diesem Zeitraum gab es ein WM-Endspiel, das Deutschland für sich entscheiden konnte.

Der Funke springt lange nicht über

Zugegeben: als geborener Heiner, wie Darmstadts Einwohner auch genannt werden, bin ich befangen. Ich habe dem inzwischen verstorbenen Lilien-Schlussmann Wilhelm Huxhorn als kleiner Knirps in der Südkurve (kürzester Weg zum Wurststand) noch "Willi zieeeehhhhh" zugekrächzt – in der Hoffnung, er möge ein weiteres Abschlagtor erzielen. So wie 1985 gegen Fortuna Köln. 102 Meter. Guiness-Buch-Eintrag. Da ist sie, die Nostalgie-Attacke.

Ich hätte mir jedoch nie angemaßt, mich als echten Fan zu bezeichnen. Über die Jahre entwickelte sich meine Beziehung zu den Blau-Weißen zu einer gesteigerten Sympathie. Nicht mehr, nicht weniger. Obwohl das Bölle zehn Minuten Fußweg von meiner Haustür entfernt ist. Obwohl ein guter Musiker-Kumpel die Lilien-Hymne "Allez Les Blues" geschrieben hat. Obwohl Kicker wie Amaechi Ottiji oder Ronald Hoop einen Hauch internationalen Flair in meiner Heimatstadt entfacht haben und auch einige meine Freunde einst die Schuhe für den Sportverein schnürten.

Aus wenigen Mitteln viel gemacht

Und jetzt haben sie es geschafft. Sie haben mich gepackt. Mit ihrer Kämpfernatur und ihrem im Mannschaftssport so wichtigen Teamgeist. Ohne Finanzspritzen. Ohne Stars. Und manchmal auch - nicht böse gemeint - ohne richtige Spielkultur. Das Allerschönste ist, dass ich diesen Kommentar auch geschrieben hätte, wäre ich nicht hier geboren. Ich pflichte meinem Oberbürgermeister bei. Die Lilien haben sich in mein Herz gespielt.

P.S.: Ich mache mir jetzt ein Bier auf das Darmstadt-Wunder auf. Ich mag kein Bier.

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