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Nürnberg: Bahnmuseum zeigt Ausstellung zur Zugtoilette – "Unter Druck"


Sonderausstellung im Bahnmuseum
"Blick über den Toilettenrand wagen"


24.04.2024Lesedauer: 2 Min.
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Kurator Benjamin Stieglmaier im DB Museum in Nürnberg: Er hat die Geschichte der Toiletten im Zug in einer Sonderausstellung aufgearbeitet.Vergrößern des Bildes
Kurator Benjamin Stieglmaier im DB Museum in Nürnberg: Er hat die Geschichte der stillen Örtchen in einer Sonderausstellung aufgearbeitet. (Quelle: Daniel Salg)

Vom zum Töpfchen umfunktionierten Stiefel über das fahrende Plumpsklo bis hin zur ICE-Toilette. Das DB Museum in Nürnberg zeigt eine Ausstellung zur Geschichte der Zugtoilette.

"Unter Druck" – so heißt die neue Sonderausstellung im DB Museum in Nürnberg. Sie widmet sich der Geschichte von Zugtoiletten. Museumsdirektor Oliver Götze sagt bei einem Pressetermin vor der Eröffnung: "Zugtoiletten kennt jeder, und wahrscheinlich haben auch fast alle eine heikle Geschichte zu diesem Thema zu berichten."

Das glaubt auch Kurator Benjamin Stieglmaier. Zwei Jahre lang hat er an der Ausstellung gearbeitet. Die Idee sei ihm durch ein Buch gekommen, erzählt er im Gespräch mit t-online. "Es hieß 'Speisen auf Reisen'". Da kam mir gleich ein Reim in den Sinn, der dazu passt."

Alles begann mit einem Stiefel

Darauf folgte eine intensive Recherchearbeit. Denn Literatur und andere Ausstellungen rund um die Geschichte von Bahntoiletten habe es bislang nicht gegeben, obwohl die Geschichte um das stille Örtchen voller Anekdoten stecke. So ist eines der Ausstellungsstücke ein alter, abgenutzter Stiefel. Die ersten Bahnen in Deutschland seien nämlich gänzlich ohne Toiletten durch die Gegend gefahren. Als das Netz größer und die Strecken länger wurden, sei das zunehmend zum Problem geworden. So sei Reisenden oft keine andere Option geblieben, als ihre Schuhe kurzerhand zum Nachttöpfchen umzufunktionieren.

In den 1850ern und 1860ern entstanden dann die ersten Zugtoiletten. Die waren im Gepäckwagen untergebracht, sagt Stieglmaier. "Dort war es kalt, stinkend und laut", erklärt der Kurator. Wer musste, hatte keine andere Wahl, als in einem Bahnhof dorthin umzusteigen und dort bis zum nächsten Halt auszuharren – Durchgangswagen habe es damals nämlich noch nicht gegeben.

Nachttöpfe gab es bis in die 90er-Jahre

Rund 150 Exponate skizzieren in der Ausstellung den Weg bis zur modernen Vakuumtanktoilette. Übrigens ist die noch gar nicht so alt – bis in die 90er-Jahre habe man auf Wunsch bei der Deutschen Schlafwagen- und Speisewagengesellschaft (einer ehemaligen Tochter der Bundesbahn) noch einen Nachttopf gereicht bekommen.

Auch sogenannte Fallrohrtoiletten – sprich fahrende Plumpsklos – habe es noch lange gegeben. Stieglmaier berichtet beim Rundgang durch die Ausstellung etwa von einem Prozess im Jahr 1995. Damals habe jemand, der unter einer Eisenbahnbrücke wohnte, gegen die Bahn geklagt, weil die Fäkalien aus den Zügen direkt auf sein Haus gefallen seien.

Verstopfungen sind heute eines der größten Probleme bei Zugtoiletten

Auch heute dürften defekte Toiletten bei so manchem Reisenden mit dringender Notdurft noch Schweißausbrüche auslösen. Die meisten Defekte seien auf Verstopfungen zurückzuführen, sagt Stieglmaier. Deshalb wird in dem Museum auch gezeigt, was Bahnmitarbeiter so alles aus dem Abwasser fischen – vom Feuchttuch über eine defekte Uhr bis hin zur Hose.

Aber warum sind die Bahntoiletten trotz ihrer langen Geschichten auch heute oft noch ein Ort, an dem sich niemand gerne aufhält? "Ich fahre selbst jeden Tag mit der Bahn, ich finde nicht, dass sie ein Ort zum Ekeln sind", sagt Stieglmaier. Dennoch werde daran gearbeitet, sie "freundlicher" zu gestalten. So erwarte er, dass künftig wieder mehr mit Holzdekor gearbeitet werde, außerdem könnten vermehrt Spiegel verbaut werden – um sie größer wirken zu lassen.

Wer einen Blick über den Toilettenrand wagen mag, kann die Ausstellung ab Freitag (26. April) im DB Museum in Nürnberg besuchen.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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