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Köln: FC-Fans unter Generalverdacht: Kein Entkommen aus dem Teufelskreis


Polizeieinsatz in Stuttgart
FC-Fans unter Generalverdacht: Kein Entkommen aus dem Teufelskreis

MeinungVon Marc Merten

22.02.2023Lesedauer: 3 Min.
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1. FC Köln-FansVergrößern des Bildes
Fans des 1. FC Köln (Archivbild): Am Samstag wurden mehrere hundert Kölner von der Polizei an der Einreise nach Stuttgart gehindert. (Quelle: Federico Gambarini/dpa)

Teile der aktiven Fanszene des 1. FC Köln sind in den letzten Monaten immer wieder negativ aufgefallen. Das darf aber kein Anlass sein, sie kollektiv wie Schwerverbrecher zu behandeln.

Die Polizei Stuttgart hat am vergangenen Samstag ein Zeichen gesetzt – eines, über das sich der 1. FC Köln ausschweigt, weil der Klub die Gräben nicht noch größer machen will. Doch das ist gar nicht nötig. Dafür haben die baden-württembergischen Beamten bereits gesorgt.

Es steht außer Frage: Teile der aktiven Fanszene des 1. FC Köln haben sich in den letzten Monaten nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Ganz im Gegenteil: Pyro-Shows, Verbandsstrafen in mittlerer sechsstelliger Höhe, dazu ein Spielabbruch in der Regionalliga und vor allem die brutale Gewalt in Nizza.

Polizei sorgt für fragwürdigen Präzedenzfall

Nizza war auch der Grund, warum am Samstag passierte, was passierte: Wasserwerfer und Polizisten mit Maschinengewehren am Stadion. Festgesetzte Busse mit rund 500 FC-Ultras, verweigerte Kontrollen und damit eine verweigerte Einreise nach Stuttgart, eine mehrere hundert Kilometer lange Rückführung der Busse mit Insassen wie Strafgefangene über die Autobahn zurück nach NRW. Jede Ausfahrt gesperrt, keine Pausen, kein Anhalten, Busfahrer am Limit ihrer erlaubten Fahrzeit. Und das alles auf Kosten des Steuerzahlers.

Die Polizei Stuttgart erklärte, dies sei ein verhältnismäßiger Einsatz gewesen im Rahmen eines "Hochrisikospiels". Zu dieser Einstufung sei man gekommen, weil sich Kölner Fans insbesondere in Nizza gewalttätig verhalten hätten (was fraglos der Fall war). Bisher waren "Hochrisikospiele" in der Bundesliga aber vor allem Derbys zwischen Erzrivalen wie dem FC und Mönchengladbach. Jetzt sorgte die Polizei für einen Präzedenzfall, sodass eigentlich künftig jedes Auswärtsspiel des 1. FC Köln zum Hochrisikospiel erklärt werden müsste.

Generalverdacht und Kollektivstrafe

Und zwar aus einem einzigen Grund: Dem Generalverdacht. Die Aussage von Stuttgarts Polizeipräsident Markus Eisenbraun wirkte kaum glaubhaft, wonach "die Maßnahmen ausschließlich gegen Teile der aktiven Fanszene und nicht gegen die Kölner Fußballfans im Allgemeinen" gerichtet gewesen seien. Wer 500 Menschen in Bussen festhält und am Besuch eines Fußballspiels hindert, der verhängt bewusst und gezielt eine Kollektivstrafe.

Hätte es am Samstag Pyrotechnik im Gästeblock gegeben, wären die Ultras ins Stadion gelangt? Das gilt als wahrscheinlich. Hätte es kleinere Scharmützel an den Eingängen gegeben? Womöglich auch, doch diese gibt es – genau wie das Zünden von Pyrotechnik – seit Jahrzehnten fast jedes Wochenende in Fußball-Deutschland. Hätte es aber Gewalt gegeben, die mit Wasserwerfern und Maschinengewehren hätte "bekämpft" werden müssen? Nein.

Das Tischtuch ist ohnehin zerschnitten

Die Polizei ist rund um ein Stadion für die Sicherheit zuständig. Ihr wichtigstes Mittel sollte dabei die De-Eskalation sein. Was am Samstag in Stuttgart passierte, war hingegen eine bewusste Eskalation – und zwar von den Behörden.

Das Problem dabei: Das Tischtuch zwischen Beamten und Ultras ist ohnehin zerschnitten. Und solange es immer wieder andere Vorfälle von Gewalt in Fußball-Deutschland gibt, wie am Sonntagmorgen mit dem Angriff auf Schalker Fans, bekommt die Polizei neue Gründe geliefert, mit ihrer Law-and-Order-Strategie fortzufahren. Ein Entkommen aus diesem Teufelskreis ist daher nicht in Sicht.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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