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Bremen: Wird die Region zum neuen Erdbeben-Zentrum im Norden? | Analyse


Daten geben Aufschluss
Region Bremen: Der neue Erdbeben-Hotspot im Norden?

Von t-online, stk

Aktualisiert am 31.03.2024Lesedauer: 3 Min.
imago images 0242608049Vergrößern des BildesEin Seismograf zeichnet die Stärke eines Erdbebens auf (Symbolfoto): In den vergangenen Jahren kam es in Niedersachsen zu rund 20 Erschütterungen im Erdreich. (Quelle: IMAGO/Zoonar.com/Cigdem Simsek/imago)
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Ein Erdbeben erschüttert die Region um Bremen, Anwohner sorgen sich um ihre Häuser. Die Aktivitäten im Boden nehmen zu, zeigen Daten. Sind Grundstücke noch sicher?

Ein Erdbeben der Stärke 3,6 südlich von Bremen hat am vergangenen Montag zahlreiche Niedersachsen in Sorge versetzt. Wände wackelten, der Boden vibrierte, einige Menschen hätten "richtig Angst" bekommen, berichteten Anwohner. Mittlerweile haben mehr als 50 Hausbesitzer Schäden gemeldet, teilte ein Sprecher des Unternehmens ExxonMobil mit, das das Erdgasfeld Klosterseelte-Kirchseelte-Ortholz in der Nähe des Erdbeben-Epizentrums betreibt.

Dass die Förderstelle das Erdbeben verursacht hatte, daran gibt es kaum noch Zweifel, wie auch das für die Untersuchung zuständige niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) bereits mehrfach andeutete. Wie Behördendaten aus den vergangenen Jahren zudem zeigen, bebte die Erde schon mehrfach in der Region: Seit 2018 erschütterten 20 Beben die Landkreise Verden, Diepholz, Oldenburg, Cloppenburg und Nienburg. Alle liegen wie ein Halbkreis gelegen rund um die Großstadt Bremen.

Wird die Region um Bremen zum Erdbeben-Hotspot?

Das Beben am Montag war mit einer Stärke von 3,6 das stärkste der vergangenen 20 Jahre. Im Jahr 2004 erschütterte ein Beben mit einer Magnitude von 4,5 die Region um Rotenburg (Wümme), so eine Auflistung des LBEG. Was bedeutet das für die Menschen, die hier leben? Wird der Speckgürtel der Hansestadt zum Hotspot für Erschütterungen im Boden? Und wie entstehen Beben dieser Art eigentlich?

Stefan Wittke, Sprecher beim LBEG, erklärte dem Regionalmagazin "buten un binnen" vor wenigen Tagen, dass ein klarer Zusammenhang zwischen Erdgasförderung und Erdbeben bestehe. In den 1980er-Jahren wurde das Feld bei Syke in Betrieb genommen – seitdem kam es immer wieder zu Erschütterungen. Je mehr man dort aus der Erde hole, desto häufiger ruckle auch der Boden, ergänzte er.

Meist seien die Erdbeben kaum zu spüren, ihre Magnituden lagen in den vergangenen Jahren bei Werten zwischen 0,9 und etwa 3. Das geht aus einer Kleinen Anfrage der CDU an den Niedersächsischen Landtag aus dem Jahr 2016 hervor.

Erdgasfelder und Erdbeben: Zusammenhang "sehr wahrscheinlich"

Was in der Antwort ebenfalls deutlich wird: Überall dort, wo Erdgasförderfelder stehen, häufen sich Erdbeben. Die Landesregierung schrieb damals folgendes: "Aufgrund der räumlichen Nähe zu den bekannten Erdgasfeldern wird ein ursächlicher Zusammenhang dieser Erdbeben mit der Erdgasförderung (...) als 'wahrscheinlich' oder sogar 'sehr wahrscheinlich' eingestuft."

Bislang seien die Schäden an Gebäuden überschaubar. Kleinere Risse in den Fassaden seien aufgetreten, mehr jedoch nicht. Das bestätigt auch LBEG-Sprecher Wittke. Er geht davon aus, dass es dabei auch bleiben wird. Stärkere Beben und somit schlimmere Schäden seien vorerst nicht zu erwarten.

ExxonMobil, zuständig für das Erdgasfeld Klosterseelte-Kirchseelte-Ortholz, schreibt auf seiner Internetseite, man fördere "seit vielen Jahrzehnten sicher und nachhaltig Energierohstoffe in Deutschland." Allein in den Produktionsbereichen Nord und Ost betreibe man derzeit rund 100 Erdgas- und 210 aktive Erdölbohrungen. Die "weitestgehenden Aktivitäten" lägen dabei in den Landkreisen Rotenburg (Wümme), Heidekreis, Verden, Gifhorn, Nienburg und Diepholz.

So entstehen Erdbeben

Die Produktionsmenge belaufe sich nach Firmenangaben auf rund zwei Milliarden Kubikmeter Erdgas und 60.000 Tonnen Erdöl. Man leiste damit "einen wesentlichen Beitrag zur Energieversorgung." Rund 150 Mitarbeiter sind in den Bereichen Nord und Ost beschäftigt.

Jedoch würden die Erdgasfelder sukzessive zurückgebaut und verfüllt, erklärte das LBEG. Dass sich Aktivitäten wie am Montag häuften, sei deshalb eher unwahrscheinlich. ExxonMobil tut genau das seit Februar dieses Jahres auch an der betroffenen Erdgasfeld bei Bassum. Das bedeute aber nicht, dass eine Nachnutzung ausgeschlossen sei.

Überall dort, wo Erdgas gefördert wird, können jedoch potenziell immer wieder Erdbeben auftreten. Das liege daran, wie das Erdgas im Boden gespeichert wird. Das Gas lagert sich in Poren im Erdboden ab. Wird es nun gefördert, entstehen Hohlräume im Boden. Fallen diese Hohlräume plötzlich in sich zusammen, dann kann es zu spürbaren Erschütterungen im Boden und somit zu Erdbeben kommen.

Verwendete Quellen
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