Bedrohliche Vorzeichen Forscher prophezeien Jahr der Super-Erdbeben
Wenn sich die Erde langsamer dreht, steigt nach Angaben amerikanischer Forscher weltweit die Zahl schwerer Erdbeben. Für das kommende Jahr befürchten sie Schlimmes.
Wenn Roger Bilham und Rebecca Bendick Recht behalten, dürfte 2018 ein katastrophales Jahr werden – für Millionen Menschen weltweit. Bis zu 20 schwere Erdbeben mit einer Stärke von mehr als 7 sagen die US-Geologen voraus. Zum Vergleich: In diesem Jahr hat es sechs solcher Beben gegeben.
Als Ursache für die erhöhte Erdbeben-Aktivität haben die Forscher eine verlangsamte Erdrotation ausgemacht. Für eine jüngst veröffentlichte Studie haben Bilham und Bendick alle Erdbeben der Stärke 7 und höher seit dem Jahr 1900 untersucht. "Größere Erdbeben sind seit mehr als 100 Jahren gut dokumentiert worden", so Bilham gegenüber dem britischen "Observer". Für die Studie gebe es daher eine solide Datenbasis.
Verlangsamung um eine Tausendstel-Sekunde pro Tag
In ihrer Untersuchung haben die Forscher fünf Phasen ausgemacht, in der die Zahl schwerer Beben signifikant anstieg im Vergleich zu anderen Zeiten. "In diesen Phasen gab es 25 bis 30 schwere Erdbeben pro Jahr. Sonst lag die Zahl bei durchschnittlich 15", so Bilham.
Auf der Suche nach einem Zusammenhang zwischen der erhöhten seismischen Aktivität und anderen Faktoren stießen die beiden Forscher auf die verlangsamte Erdrotation. "Die Drehung der Erde um sich selbst variiert manchmal minimal, vielleicht um eine Tausendstel-Sekunde pro Tag", sagt Bilham. "Mit Atomuhren lässt sich diese Abweichung messen."
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"Wie eine lose Kanone an Bord eines Schiffs"
Der Zusammenhang, den Bilham und Bendick fanden: Den fünf schweren Erdbeben-Phasen gingen jeweils etwa fünf bis sechs Jahre währende Phasen voraus, in denen sich die Erde langsamer drehte. Das Bedrohliche: Seit mehr als fünf Jahren dreht sich die Erde wieder langsamer. Roger Bilham sieht die Studie aber nicht als düstere Prophezeiung, sondern als Chance: "Die Erde gibt uns einen Vorsprung von fünf Jahren."
Den genauen Zusammenhang zwischen verlangsamter Erdrotation und seismischer Aktivität kennen die Forscher nicht. Sie vermuten aber, dass die Kontinentalplatten aufgrund ihrer Trägheit über den flüssigen Erdmantel schlittern "wie eine lose Kanone an Bord eines Schiffs". Unklar ist auch, warum sich die Erde verlangsamt. Leichte Veränderungen im Erdkern könnten eine Ursache sein, aber auch Faktoren wie die Gezeiten, Hochdruckzonen, das Abschmelzen des Polareises und schwere Erdbeben selbst wirken sich aus.
Menschen am Äquator am meisten bedroht
Wo genau die Erde beben wird, können die Wissenschaftler freilich nicht sagen. Bilham berichtet aber, dass es die meisten schweren Beben in Folge der Verlangsamung rund um den Äquator gegeben habe. In dieser Zone leben etwa eine Milliarde Menschen.