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Chikungunya-Virus breitet sich in Lateinamerika aus


"Der Schmerz ist unglaublich"
Neues Virus breitet sich in Lateinamerika rasant aus

Von Ezequiel Abiu Lopez und Ben Fox, AP

Aktualisiert am 29.09.2014Lesedauer: 4 Min.
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Chikungunya-Virus; El SalvadorVergrößern des Bildes
Ein Helfer des Roten Kreuzes bekämpft in El Salvador die Mücken, die das Virus übertragen. (Quelle: Reuters-bilder)

Das Virus heißt Chikungunya, übersetzt "was sich biegt". Der Name ist treffend: Wer erkrankt, krümmt sich oft vor Gelenkschmerzen. Hinzu kommen hohes Fieber und Kopfschmerzen. Die von Mücken übertragene Krankheit breitet sich vor allem in Lateinamerika und der Karibik rapide aus.

Vor weniger als einem Jahr tauchte das aus Afrika und Asien bekannte Chikungunya-Virus erstmals auf dem amerikanischen Kontinent auf. Inzwischen sind mehr als eine Million Menschen mit dem von Mücken übertragenen Fieber infiziert - vor allem in der Karibik, über das mittelamerikanische Festland bis in den Süden. Sogar in den USA hat es einige Fälle gegeben.

Kranke können kaum laufen

Zwar ist die Krankheit - anders als Ebola - in der Regel nicht tödlich. Bisher starben 113 Menschen daran. Aber die Epidemie überfordert Hospitäler, lässt die wirtschaftliche Produktivität sinken und beschert den Kranken Tage voller Schmerz und Elend.

Die Krankenhäuser sind überfüllt mit Patienten, die an dem Fieber leiden, das üblicherweise starke Gelenkschmerzen mit sich bringt - so schlimm manchmal, das Erkrankte kaum laufen können. "Der Schmerz ist unglaublich", sagt Catalino Castillo, ein 39-Jähriger, der in einer Klinik in San Salvador Hilfe sucht. "Es dauert schon zehn Tage, und es lässt einfach nicht nach."

In manchen Fällen leiden die Erkrankten monatelang. Joanna Rivas, die in Santo Domingo, der Hauptstadt der Dominikanischen Republik, als Dienstmädchen arbeitet, muss beispielsweise seit Mai Gelenkschmerzen erdulden. Ihre zwölfjährige Tochter hat es so schlimm erwischt, dass sie nicht einmal einen Stift zum Schreiben mit den Fingern festhalten kann. Beide haben herkömmliche Schmerzmittel genommen, bisher gibt es weder heilende Medikamente noch Impfstoffe gegen die Krankheit.

Opferzahlen schießen in die Höhe

Und die Zahl der Opfer steigt ständig. In El Salvador vermelden die Gesundheitsbehörden mittlerweile fast 30.000 Verdachtsfälle, während es Anfang August noch 2300 waren. Behörden in Venezuela haben bisher mindestens 1700 Fälle registriert, aber diese Zahl dürfte deutlich steigen. Im benachbarten Kolumbien wurden bisher etwa 4800 Fälle gezählt, und das Gesundheitsministerium sagt voraus, dass es bis zum Frühjahr 2015 fast 700.000 sein werden. Brasilien hat jetzt erste vor Ort übertragene Fälle ausgemacht - im Gegensatz zu jenen, bei denen sich Menschen das Virus bei Reisen in infizierte Gebiete zuzogen.

Dominikanische Republik stark betroffen

Am stärksten ist die Dominikanische Republik betroffen, hier wurde bisher die Hälfte aller Fälle in Amerika registriert. Nach Angaben der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation OPS hat sich Chikungunya auf mindestens zwei Dutzend Länder und Territorien der westlichen Hemisphäre ausgebreitet, seit der erste Fall Ende 2013 auf der Karibikinsel St. Martin registriert worden war.

In den USA hat es einige vor Ort übertragene Ansteckungen gegeben, alle in Florida, und Experten zufolge könnte es sich das Virus über diesen Bundesstaat hinaus ausbreiten. Aber Mittel- und Südamerika sind besonders anfällig.

Zum einen ist dort die Mückenart Aedes aegypti verbreitet, der Hauptträger des Virus. Ein zweiter wichtiger Faktor sei, dass nur wenige Menschen immun gegen den Erreger seien, erläutert Scott Weaver, Direktor des Instituts für menschliche Infektionen und Immunität der Universität von Texas. "Es werden da unten einige sehr große Bevölkerungen gefährdet sein, viel mehr als in der Karibik."

Klimaanlagen können helfen

Auch die wirtschaftlichen Folgen sind spürbar - Schäden durch die Kosten für Behandlungen, die Bekämpfung der Mücken und Ausfälle am Arbeitsplatz. Eine Befragung in der Dominikanischen Republik ergab, dass im Juni in 13 Prozent aller Firmen Menschen wegen Chikungunya pausieren mussten.

Überall in der Region haben Behörden Pestizide versprüht und die Menschen aufgerufen, Wasserbehälter zu entfernen - eine mögliche Brutstätte für die Mücken. Chikungunya wird übertragen, wenn ein Moskito eine infizierte Person sticht und dann zum Blutsaugen eine andere heimsucht. In Lateinamerika und der Karibik könnte das Virus einen besonders fruchtbaren Boden gefunden haben, weil viele Menschen sich tagsüber im Freien aufhalten, wenn die Mücken stechen, oder weil sie keine Schutzgitter an ihren Fenstern haben.

Wer eine Klimaanlage hat, ist womöglich weniger gefährdet. Das legt zumindest ein Artikel von Erin Staples von der US-Seuchenkontrollbehörde CDC im "New England Journal of Medicine" nahe. Demnach waren die Mücken Aedes aegypti, die auch das Dengue-Fieber übertragen, während eines Ausbruchs dieser Krankheit 1999 an der texanisch-mexikanisch Grenze auf der US-Seite drei Mal so stark verbreitet wie auf der mexikanischen. Aber die Zahl der mit Dengue Infizierten lag im mexikanischen Grenzgebiet doppelt so hoch wie im texanischen.

Immunität nach der Krankheit

Die Bedingungen in der von Chikungunya heimgesuchten Region sind sehr unterschiedlich. Haiti etwa, wo viele Menschen in Hütten mit wenig Schutz vor Mücken leben, ist stark betroffen. In Venezuela sind Klimaanlagen weit verbreitet, aber aufgrund der wirtschaftlichen Probleme des Landes herrscht ein Mangel an Insektensprays.

Eine gute Nachricht ist, dass betroffene Menschen eine Immunität zu entwickeln scheinen, wie Staples sagt. "Wir meinen derzeit, dass jemand, der sich angesteckt hat, sich kein zweites Mal infizieren wird."

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