Wissen Alle Europäer stammen vom Neandertaler ab
Alle Europäer stammen nach neuesten Forschungsergebnissen von dem als einfältig geltenden Neandertaler ab. Der Leipziger Paläogenetiker Svante Pääbo entdeckte mit Hilfe von Gentests an Fossilien Gene des Neandertalers nicht nur bei Europäern, sondern bei allen Menschen außerhalb Afrikas.
Bisher nahm die Wissenschaft an, der Neandertaler wäre ausgestorben, bevor der geistig überlegene Homo Sapiens vor 100.000 Jahren seinen Siegeszug antrat. Beide Menschenformen lebten jedoch jahrtausendelang nebeneinander her - und paarten sich auch. "Das ist jedenfalls die einfachste Erklärung", sagte der aus Stockholm stammende Pääbo, Direktor des Leipziger Max-Planck-Instituts, in einem Interview mit dem "Zeit-Magazin".
Warum setzte sich der Homo Sapiens durch?
Diese neue Erkenntnis gibt auch Rätsel auf: Warum hat sich der physisch schwächere Homo Sapiens gegen den Neandertaler durchgesetzt, der Hütten baute und Werkzeuge und Schmuck fertigte?
Die Neandertaler sind "nie hinaus aufs offene Meer gefahren, obwohl sie es vielleicht gekonnt hätten", sagt Pääbo. "So haben sie nie Amerika und Australien erreicht wie der moderne Mensch. Ihnen fehlte die Verrücktheit unserer Vorfahren: aufzubrechen, obwohl klar war, dass die meisten, die das Floß besteigen, untergehen werden. So haben wir die Erde bis in ihren letzten Winkel besiedelt und werden künftig vielleicht den Mars besiedeln. Wir hören nie auf. Wir sind eben ein bisschen wahnsinnig."
Ältere Forschungsergebnisse widerlegt
Die aktuelle Studie widerlegt ältere Erkenntnisse britischer Forscher, wonach die Neandertaler genetisch mit den heute lebenden Menschen sehr wenig gemeinsam haben. Die Erbgut-Analysen legten damals den Schluss nahe, dass die Neandertaler lediglich ein Nebenzweig im Stammbaum der menschlichen Evolution seien. Demnach sei das Erbgut nicht mit dem unserer Vorfahren vermischt.