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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Krieg während des Winters Legt das Mäusefieber die russischen Truppen lahm?
Immer wieder beklagen russische Soldaten die Kriegsbedingungen in der Ukraine. Ein Virus macht den Truppen nun offenbar zusätzlich zu schaffen.
Das Kriegsgeschehen im Winter stellt die russischen und ukrainischen Truppen derzeit vor noch größere Herausforderungen als ohnehin schon: Wegen des Schlamms kommen Fahrzeuge und Kämpfer deutlich schwieriger oder gar nicht voran; die Kälte bringt die Soldaten an ihre Grenzen. Nun kommt eine weitere Einschränkung hinzu: das Mäusefieber, das sich vor allem bei der russischen Armee in der Region Charkiw ausbreiten soll. Das berichtet der Verteidigungsgeheimdienst der Ukraine (GRU) auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. Was steckt hinter der Krankheit?
Den ukrainischen Behörden zufolge ähnelt das Mäusefieber, auch Ratten- oder Rattenbissfieber genannt, anfangs einer Grippe. Nagetiere übertragen das Virus auf den Menschen, etwa wenn Staub aus Mäusekot eingeatmet werde oder in Lebensmittel gelangt, die die Soldaten verzehren. Die US-Behörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) erklärt außerdem, dass sich ein Mensch anstecken kann, wenn er von einer Maus gebissen wird beziehungsweise infizierter Mäuse- oder Rattenurin in Wunden gelangt. Zu den Symptomen gehören unter anderem Erbrechen, starke Kopfschmerzen, Fieber bis zu 40 Grad, Hautausschläge, Rötungen, Blutdruckabfall und Übelkeit.
Kann tödlich enden
Die Krankheit kann sich auch auf die Nieren auswirken und starke Schmerzen im unteren Rückenbereich hervorrufen; Urinieren kann ebenfalls schmerzhaft sein. In manchen Fällen kann das Virus auch zum Tod führen, so das CDC. Laut den ukrainischen Behörden sollen russische Kommandeure die Symptome jedoch ignoriert haben – was wiederum die Unzufriedenheit in der Truppe gesteigert haben soll. Das Mäusefieber habe die Kampffähigkeit der Russen erheblich reduziert, so die Ukrainer.
Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig prüfen. Doch immer wieder dringt Kritik der russischen Einheiten an der Militärführung an die Öffentlichkeit: Zuletzt hatten Soldaten in einem Video um Heimaturlaub gebettelt. Sie hätten seit Juli keinen einzigen Tag freigehabt, kritisierten sie den russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Lesen Sie hier mehr zu den Forderungen.
"Du wirst in dieser Grube, in der du lebst, sterben"
Im vergangenen Monat sind außerdem Mitschnitte von Gesprächen russischer Kämpfer mit ihren Angehörigen an die Öffentlichkeit gelangt, wie unter anderem "The Independent" berichtete.
Die Soldaten beklagten sich darin über die Zustände an der Front. So berichtete ein Mann, er habe sich von Regenwasser ernährt. Ein anderer sagte in einem Telefonat mit seiner Mutter, sein Leben bedeute der Führung in Moskau nichts. Sie dürften nicht gehen, auch wenn sie krank oder verwundet seien, weil die Befehlshaber befürchteten, dass sie nicht zurückkämen. "Du wirst in dieser Grube, in der du lebst, sterben", beklagte der Mann. "Ich hoffe, du wirst nicht krank", entgegnete die Mutter.
Die Gefahr zu erkranken, erscheint wegen des Mäusefiebers nun höher. Es ist allerdings unklar, wie viele russische Soldaten genau betroffen sind.
- t.me: Beitrag der Hauptabteilung für Nachrichtendienste des Verteidigungsministeriums der Ukraine (ukrainisch)
- independent.co.uk: "‘Mouse fever’ outbreak leaves Putin’s troops with vomiting and severe headache, says Ukraine" (englisch)
- independent.co.uk: "'You’ll die in this pit': Takeaways from secret recordings of Russian soldiers in Ukraine" (englisch)
- cdc.gov: "Hemorrhagic Fever with Renal Syndrome (HFRS)" (englisch)