Setzt Russland Giftgas ein? "Wir rannten aus dem Graben und das Gas fing plötzlich Feuer"
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine besteht die Sorge, Russland könnte auch Chemiewaffen einsetzen. Ein Bericht deutet nun darauf hin.
Ukrainische Soldaten haben Russland einem Bericht zufolge vorgeworfen, bei Angriffen in der Südukraine Gas einzusetzen. In den vergangenen Wochen habe es Fälle in der südukrainischen Region Saporischschja bei Orichiw gegeben, bei denen ein ätzendes und entflammbares Gas von Drohnen auf die ukrainischen Linien abgeworfen worden sei, berichtete der US-Fernsehsender CNN am Dienstag (Ortszeit) unter Berufung auf mehrere Soldaten einer ukrainischen Fronteinheit sowie eines Geheimdienstmitarbeiters.
Die Russen setzten das Gas offenbar ein, um Panik unter den ukrainischen Soldaten auszulösen, bevor sie beschossen werden, hieß es. Ein Sanitäter berichtete von neun Fällen, bei denen Gas aus Drohnen auf die Soldaten abgeworfen worden sei. Eine Person sei dadurch ums Leben gekommen.
Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Schon seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine vor knapp 22 Monaten besteht die Sorge, dass Russland bei Angriffen Giftgas einsetzen könnte.
Die Chemiewaffenkonvention der Vereinten Nationen verbietet den Einsatz solcher Waffen. Ein ukrainischer Geheimdienstmitarbeiter sagte CNN, bei der von den Russen eingesetzten Substanz handele es sich um eine Art CS-Gas. Dieses ist auch als Tränengas bekannt. Die chemische Verbindung kann Menschen vorübergehend handlungsunfähig machen, indem sie Augen, Nase, Mund, Lunge und Haut reizt.
"Wir rannten aus dem Graben und das Gas fing plötzlich Feuer"
Zwei Soldaten, die offenbar einen Gasangriff überlebt haben, zeigten CNN medizinische Berichte, aus denen hervorging, dass sie vergiftet worden waren.
Einer von ihnen sagte dem Nachrichtensender: "Zuerst sah ich Rauch. Wir rannten aus dem Graben und das Gas fing plötzlich Feuer. Der Graben stand in Flammen. Dieses Gas brennt, macht dich blind, du kannst nicht atmen, es schießt dir sofort in die Kehle. Wir hatten nicht einmal eine Sekunde Zeit."
Der zweite Soldat fügte hinzu: "Du atmest es zweimal ein, dann kannst du nicht mehr atmen." Die Männer sagten, sie hätten Verbrennungen und Striemen im Gesicht sowie in Mund und Rachen. Bei beiden seien zum Zeitpunkt des Gesprächs noch immer Rötungen im Gesicht von den Verletzungen zu sehen gewesen.
- edition.cnn.com: "Gas, drones and convict recruits: Ukrainian soldiers describe Russia’s deadly surge on the frontlines" (englisch)
- Nachrichtenagentur dpa