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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Krieg in der Ukraine Sturm verstreut Minenfelder im Schwarzen Meer
Nach schweren Schneefällen und einem Wirbelsturm sind Hunderttausende Haushalte in der Ukraine ohne Strom. Die Witterung wirkt sich auch auf die Kriegsführung aus.
Der Wintereinbruch trifft auch die Ukraine und hat Auswirkungen auf die Kriegsführung. Wie das Institute for the Study of War (ISW) berichtet, meldet die ukrainische Marine, dass Russland aufgrund der Wetterverhältnisse im Schwarzen Meer gezwungen war, Marineschiffe und Raketenträger in Häfen zurückzubringen.
Ein Wirbelsturm über dem Schwarzen Meer verursachte in der Südukraine und russischen Küstengebieten schwere Schäden an der Infrastruktur. Am Montag waren Millionen Menschen in den betroffenen Gebieten ohne Strom.
Wintereinbruch erschwert die Kriegsführung
Ein russischer Militärblogger warnte zudem vor der Minengefahr im Schwarzen Meer für militärische und zivile Schiffe. Der Sturm habe Netze zerrissen und Minenfelder verstreut, sodass diese im gesamten nordwestlichen Schwarzen Meer verteilt seien. Verschiedene Quellen berichten laut ISW von Schäden an Eisenbahnlinien, die Auswirkungen für die russischen Streitkräfte auf der besetzten Krim und in der Südukraine haben könnte.
Trotz der schwierigen Witterung setzen russische und ukrainische Streitkräfte ihre Bodenangriffe fort, wenn auch etwas langsamer aufgrund der schlechten Sicht durch die Schneefälle. Wie das ISW mit Bezug auf Militärblogger berichtet, sei die Luftaufklärung in Richtung Cherson erschwert. Ukrainische Truppen hätten die schlechten Sichtverhältnisse jedoch genutzt, um ihre Stellungen am östlichen (linken) Ufer des Flusses Dnipro zu festigen.
Nach ukrainischen Angaben habe das russische Militär in Richtung Tavriisk den Einsatz von Artillerie und Drohnen stark reduziert, es setze aber weiterhin stark auf Angriffe aus der Luft. Einschätzungen des ISW zufolge, werde der Wintereinbruch beide Seiten dazu zwingen, stärker auf Bodenangriffe zu setzen.
Hunderttausende ohne Strom und teils ohne Heizung
Der Sturm trifft zudem auch die Zivilbevölkerung. In der Hafenstadt Odessa stürzte laut dem Onlinemedium "Ukrajinska Prawda" ein 110 Meter hoher Schornstein eines Heizkraftwerks ein. Bereits am Sonntag waren die Heizkraftwerke in Odessa stundenlang abgeschaltet. Zu starken Schneefällen kamen vielerorts Überschwemmungen hinzu. Fünf Menschen sind in Folge des Unwetters in der Region Odessa gestorben. Weitere 19 Anwohner seien verletzt worden, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Ansprache am Montag.
Im vergangenen Winter hatte die russische Armee die energetische Infrastruktur der Ukraine verstärkt aus der Luft angegriffen. Die ukrainische Regierung rechnet auch in diesem Winter mit einem ähnlichen Szenario.
- understandingwar.org: "Russian offensive campaign assessment, November 27, 2023" (englisch)
- tagesschau.de: "Schneesturm wütet in Odessa und auf der Krim"