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Geflüchteter Russe: "Der einfachste Weg, Putin zu besiegen" | Ukraine-Krieg


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Junger Russe nach Flucht aus der Heimat
"Das ist der einfachste Weg, Putin zu besiegen"


Aktualisiert am 20.10.2023Lesedauer: 1 Min.
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Russischer Student gibt Einblick: Viele russische Bürger würden wieder in ihre Heimat zurückkehren. Das nutzt Putin für seine Propaganda.

Im Ukraine-Krieg entfernt sich Russland weiter vom Westen. Ein junger Russe ist nach Deutschland ausgewandert und verrät, wieso die EU-Sanktionen oft die Falschen treffen – und Putin das gerade recht kommt.

Seit Wladimir Putin seinen Angriffskrieg in der Ukraine begonnen hat, haben viele Länder Sanktionen gegen das Kremlregime erlassen, die das Land und seine Zivilbevölkerung hart treffen. t-online hat einen jungen Russen in Deutschland getroffen, der verrät, wie sehr sich sein Leben gerade verändert.

Als russischer Staatsbürger hat man es nicht leicht, in der EU Fuß zu fassen, erklärt Daniil Orlov. Der russische Student erfährt das am eigenen Leib. Vor knapp einem Jahr schaffte der 24-Jährige es, von Sankt Petersburg nach Deutschland zu gelangen, um in Bonn weiterzustudieren.

Doch die durch die EU-Sanktionen noch komplizierter gewordene Bürokratie erschwert es ihm und anderen russischen Staatsbürgern ungemein, sich zu integrieren. Das sei für die EU eine vertane Chance, kritisiert der Student offen vor der Kamera.

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"Die Propaganda behauptet: Okay, schau sie dir an. Diese Leute, sie kommen zurück. Sie hätten in die Europäische Union gehen können. Aber sie müssen zurückkommen, weil das Leben dort in der EU doch nicht so gut ist. Und um ehrlich zu sein, es stimmt teilweise."

Daniil Orlov ist aus Russland geflohen. Im Interview mit t-online erklärt er, warum die EU-Sanktionen gegen sein Heimatland dabei helfen, Putins Propagandamaschinerie gegen den Westen zu stärken und wieso ein Neuanfang in Deutschland für russische Bürger schwer ist. "Mein ganzes Leben lang habe ich Nein zu Putin gesagt. Mein ganzes Leben lang habe ich versucht, im Ausland zu studieren, nach Europa zu ziehen. Und jetzt bin ich hier und kann nicht einmal ein Bankkonto eröffnen:"

Mit 1.000 Euro im Monat muss Daniil leben. Dieses Geld muss er selbst erwirtschaften. Neben dem Vollzeitstudium eine kräftezehrende Aufgabe: "Das ist auch ein sehr, sehr großes Problem für meine Psyche. Ich hatte jetzt Ferien, zwei Monate. Ich musste drei Hausarbeiten schreiben, weil vieles hier im Selbststudium läuft."

"Gleichzeitig arbeite ich ganztags. Also von 8 bis 5, und danach muss ich ein paar Seminararbeiten schreiben und bin nicht einmal irgendwo hingegangen, um mich auszuruhen nach sehr, sehr intensivem Lernen."


Es sind riesige bürokratische Hürden, die es beispielsweise schwer machen, ein Bankkonto zu eröffnen oder Transaktionen zu tätigen, erzählt er. Diese Hindernisse zu überwinden, würden viele, die aus Russland geflohen sind, nicht schaffen:


"Menschen, die Russland wirklich verlassen wollen, weil sie dort nicht mehr leben wollen, weil sie mit diesem Regime und diesen Bedingungen dort zu kämpfen haben, haben überhaupt keine Chance."

Viele würden aufgeben oder es erst gar nicht versuchen. Die Rückkehr der geflohenen Russen in ihr Heimatland nutze Putin, um das Feindbild des Westens weiter zu schärfen:


"Die Propaganda behauptet: “Okay, schau sie dir an. Diese Leute, sie kommen zurück. Sie hätten in die Europäische Union gehen können. Aber sie müssen zurückkommen, weil das Leben dort in der EU doch nicht so gut ist. Schauen Sie sie sich an. Sie sind begabt, sie sind gut ausgebildet. Sie sind Spezialisten, aber trotzdem müssen sie zurückkommen, weil doch nicht alles so gut ist in dieser westlichen Welt.” So sagt es die Propaganda. Und um ehrlich zu sein, es stimmt teilweise, denn ich kenne einige meiner Freunde, die nach Russland zurückkehren mussten, weil sie mit Problemen der Bürokratie zu kämpfen hatten, ohne Geld und Sicherheit. Sie hatten einfach keine andere Chance, zu überleben."


Die EU-Sanktionen würden der Ukraine zwar helfen, allerdings träfen sie in Russland oft die Falschen, kritisiert Daniil.

"Deutschland ist das Land, das sehr, sehr gerne qualifizierte Migranten willkommen heißt. Warum sie also nicht reinlassen? Warum errichten Sie Barrieren für sie und helfen ihnen nicht dabei, Ihr Land besser zu machen?"

"Ich denke, der beste und einfachste Weg, Putin zu besiegen, ist es, wenn die Russen oder der größte Teil von ihnen erkennen, dass die Welt da draußen vielleicht gar nicht so schlecht ist, wie unsere Regierungen uns zu sagen versucht."


Putin befinde sich in einer Blase, von der aus er eine bestimmte Gruppe Menschen, die ihm nütze, mit Vorteilen überhäufe und so an sich binde.



"Leider ist er überhaupt nicht dumm. Er versucht, die Polizei und die Armee sehr schnell reich zu machen. Er gibt ihnen eine Menge Vorteile. Deshalb fühlen sie sich dort ganz wohl, weil sie im Vergleich zur Mittelschicht in Russland ein höheres Gehalt haben. Sie wollen also nicht wirklich etwas (Anm. d. red.: gegen Putin) tun, denn sie haben Macht und Geld, sie haben eine Waffe und die Macht, etwas zu verändern. Und die normalen Bürger haben das leider überhaupt nicht."


Die meisten Menschen hätten sich daher inzwischen an die kritischen Umstände des Ukraine-Kriegs und die mächtige Propaganda gewöhnt - und würden schweigen:


"Wenigstens haben die Leute etwas zu essen und können atmen und landen nicht im Gefängnis. So funktioniert das. Und ich verurteile diese Leute nicht, weil um ehrlich zu sein, für jeden Menschen ist es der wichtigste Punkt, einfach zu überleben."

Das gilt auch für die ukrainischen Flüchtlinge. Daniil belaste es, so vielen, vor allem auch jungen Menschen zu begegnen. Sie sollten eigentlich gerade die beste Zeit ihres Lebens haben.

"Ich hoffe wirklich, dass der Krieg so schnell wie möglich zu Ende geht. Wenn man sieht, wie viele Menschen, wie viele Migranten wegen des Krieges hier sind. Es ist so schlimm, wirklich. Eine Menge, also man sieht sie jede Sekunde. Das einfach zu realisieren."

"… es sind die besten Jahre deines Lebens und du bist frei und voller Energie und musst jetzt dein Leben ändern und in ein anderes Land ziehen…"

Daniil ist aber sehr froh, dass er selbst den Schritt gewagt hat und trotz Schwierigkeiten langsam in Deutschland Fuß fassen kann.

Was Daniil mental am meisten belastet, inwiefern die EU-Sanktionen gegen Putin in Russland oft die Falschen treffen und was aus seiner Sicht wirklich helfen könnte, den Kremlchef zu schwächen, erklärt er im Interview – hier zu sehen oder oben im Video.

Verwendete Quellen
  • Eigenes Interview vom 29. September
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