"Die Genauigkeit ist fantastisch" Ukrainer schwärmen von deutschen Uralt-Panzern
Sie sind jahrzehntealt und bei der Bundeswehr längst ausgemustert. Doch in der Ukraine kommen die Vorgänger des Leopard 2 offenbar gut an.
Sie galten zunächst als Notlösung, damit ukrainische Soldaten bei ihren Fronteinsätzen wenigstens etwas Schutz vor russischen Granaten haben. Die Bundeswehr hat ihre Kampfpanzer vom Typ Leopard 1 schon vor 20 Jahren ausgemustert. Doch den Ukrainern leistet das Vorgängermodell des Leopard 2 offenbar bessere Dienste als erwartet.
"Die Genauigkeit ist fantastisch", schwärmt beispielsweise der ukrainische Kommandant Vitaly über den deutschen Kampfpanzer. "Ich kann etwa einen Meter auf fünf bis sechs Kilometer Entfernung erreichen. Keine andere moderne Maschine kann das, außer dem britischen 'Challenger 2'", zitiert "Bild" den Soldaten. Seine Zielgenauigkeit verdanken die 1963 in Dienst gestellten Panzer einem modernen, computergesteuerten Feuerleitsystem. "Der Ballistik-Computer des Leopard 1 ermöglicht es, die richtigen Daten einzugeben und beim ersten Mal das Ziel zu treffen", erklärt Panzerkommandant Palych.
Leopard 1 kann gegen Sowjetpanzer bestehen
Ganz so leistungsstark wie der Leopard 2 ist das Vorgängermodell freilich nicht. Um die Treffsicherheit zu erhöhen, feuert die Besatzung des Leopard 1 am besten aus dem Stand heraus. Im Kampf gegen russische Panzer ist das aber nicht zwangsläufig ein Nachteil: Auch sie stammen meist noch aus Zeiten des Kalten Krieges. Modelle wie der T-72 oder der noch ältere T-64 können auch nicht aus der Fahrt heraus feuern. Da Russland aber wohl noch immer über Tausende Panzer verfügt, kommt es für die Ukraine nicht nur auf Klasse an, sondern auch auf Masse.
Insgesamt haben Deutschland, die Niederlande und Dänemark der Ukraine 165 Exemplare des Leopard 1 zugesagt, die ersten erreichten das von Russland überfallene Land im Juli. Die Besatzung eines Leopard 1 besteht aus vier Soldaten, von denen einer Granaten per Hand nachladen muss.
Diesen Vorteil hat der Leopard 1 gegenüber Sowjet-Panzern
Sowjetische Panzer brauchen zwar nur drei Besatzungsmitglieder, weil die Munition automatisch nachgeladen wird. Ihr Nachteil ist aber, dass ein Treffer leicht die Munition an Bord explodieren lässt, was zum gefürchteten "Schachtelteufeleffekt" führt. Beim Leopard 1 wird die Munition dagegen im Bauch des Fahrzeugs gelagert, sodass sie besser vor Treffern geschützt ist.
Zwischen 1964 und 1984 hat die Rüstungsschmiede Krauss-Maffei Wegmann 4.700 Exemplare des Leopard 1 produziert. Mehrere Nato-Armeen haben oder hatten den Leopard 1 in Gebrauch, auch nach Südamerika und Australien wurde der Panzer exportiert.
Mit 42 Tonnen Gewicht und einer Kanone des Kalibers 105 Millimeter ist der Leopard 1 leichter und etwas schwächer bewaffnet als modernere Kampfpanzer. So wiegt ein Leopard 2 etwa 64 Tonnen und feuert mit einer 120-Millimeter-Kanone. Mit seiner Höchstgeschwindigkeit von 65 km/h und seiner Reichweite von 550 Kilometer kann der Leopard 1 dagegen auch mit moderneren Panzern mithalten.
- bild.de: "Die Genauigkeit ist fantastisch"
- oryxspioenkop.com: "Answering The Call: Heavy Weaponry Supplied To Ukraine" (englisch)
- knds.de: "Leopard 1A5"