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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach Prigoschins Tod Propagandisten befürchten weiteres Opfer
Der Tod von Wagner-Chef Prigoschin hat weltweit Aufsehen erregt. Auch Russlands Top-Propagandisten sind aufgesprungen – und verbreiten ihre eigene Theorie.
Die Ursache für den Absturz des Privatjets von Jewgeni Prigoschin ist weiter ungeklärt. Verschiedene Theorien gehen unter anderem von einem Abschuss, einer Bombe oder einem technischen Defekt aus. Auch wer Einfluss auf den Vorfall genommen haben könnte, ist derzeit nicht feststellbar.
Fest steht aber: Prigoschin hatte viele Feinde. Nach dem gescheiterten Sturm auf Moskau kamen viele weitere hinzu. Deshalb liegt auch der Verdacht nahe, Wladimir Putin selbst hätte den Tod des Wagner-Chefs in Auftrag gegeben.
All diese Möglichkeiten spielen in den Propagandaerzählungen des russischen Staatsfernsehens allerdings keine Rolle. Moderator Wladimir Solowjow hat seine ganz eigene Theorie, wer hinter dem Unglück stecken könnte. Ein ehemaliger ukrainischer Politiker äußert gar die Vermutung, dass ein weiterer Mann in Gefahr ist.
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Der plötzliche Tod des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin hat weltweit Aufsehen erregt.
Das Oberhaupt der Söldnertruppe war beim Absturz seines Privatjets ums Leben gekommen.
Die Ursache für den Absturz ist bislang ungeklärt, verschiedene Theorien gehen unter anderem von einem Abschuss, einer Bombe oder einem technischen Defekt aus.
Für die russische Propaganda aber steht der Schuldige bereits fest:
In seiner Sendung auf dem Staatssender Rossija 1 sprach Wladimir Solowjow von der Ukraine und der Nato als Beteiligten an dem Vorfall.
Ihor Markov, ein ehemaliger ukrainischer Politiker, der den Krieg Russlands unterstützt, vermutet Großbritannien und die USA als Strippenzieher.
Tatsache ist: Prigoschin hatte viele Feinde, und sein gescheiterter Umsturzversuch in Russland brachte ihm noch viele weitere ein. Es besteht daher auch der Verdacht, Putin selbst könnte den Tod des Wagner-Chefs in Auftrag gegeben haben.
Von alledem ist in der Propaganda, die im Staatsfernsehen wiedergegeben wird, natürlich nichts zu hören. Stattdessen werden weitere Bedrohungsszenarien durchgespielt:
“Ich gehe noch weiter, obwohl Gott bewahre, alles, was jetzt noch für das Gesamtbild fehlt, ist, dass Surowikin an einem Herzinfarkt stirbt. Ich scherze nicht, er sollte sehr vorsichtig sein.”
Sergei Surowikin war zwischenzeitlich Kommandeur der russischen Streitkräfte in der Ukraine. Seit dem gescheiterten Marsch der Wagner-Truppe auf Moskau wurde er nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Berichten zufolge soll er von Prigoschins Plänen gewusst haben. Zuletzt wurde er in Abwesenheit als Leiter der Luft- und Raumfahrtbehörde abgesetzt. Er soll weiter unter der Beobachtung des Verteidigungsministeriums stehen.
Der Aufstand der Söldnertruppe wirkt noch immer nach.
Markov resümiert in Solowjows Sendung:
“Es zeigt, wie gefährlich es in Kriegszeiten ist, öffentliche Konflikte in unseren eigenen Reihen auszutragen.”
Er bezieht sich damit auf die Angriffsfläche, die Russland so seinen Gegnern bietet – oder versucht auf diese Weise für ein eigentlich russisches Problem einen Sündenbock im Ausland zu suchen.
- youtube.com: Szenen aus dem Beitrag des Russian Media Monitors
- dw.com: Sergei Surovikin: 'General Armageddon' gets stood down (Englisch, 23.08.2023)
- Eigene Recherche