"Nicht unter die Gürtellinie zielen" Moskauer Polizei klagt über Kanonen zur Drohnenabwehr
Immer häufiger schlägt die Ukraine mit Drohnen in Russland zu. Strahlenkanonen sollen sie abwehren, aber Moskauer Polizisten sorgen sich eher um ihre Potenz.
Der Krieg gegen die Ukraine findet längst auch in Russland statt. Fast täglich schlagen Kamikazedrohnen auf russischem Territorium ein, manche werfen Granaten ab oder kundschaften Ziele aus. Moskauer Polizisten sollen die fliegenden Objekte neuerdings mit Strahlenkanonen abschießen, aber die neuen Geräte erfüllen offenbar kaum ihren Zweck – und bedrohen stattdessen die Gesundheit der Polizisten.
"Bei der Besprechung wurde den Beamten erklärt, dass sie die Waffen auf keinen Fall auf Menschen richten und insbesondere nicht auf die Region unterhalb der Gürtellinie schießen sollten", berichtet der russische Telegramkanal "VChK-OGPU", der mutmaßlich von Mitgliedern der Söldnertruppe Wagner betrieben wird, die sich auf einen Moskauer Polizisten berufen. "Dann sind Probleme mit der Manneskraft so gut wie sicher." Auf die Frage nach der Sicherheit der Anwender hätten die Polizeioberen nur abgewunken und gesagt, darüber solle man nicht nachdenken.
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Nur "chinesische Requisiten"?
Um welche Art von Anti-Drohnen-Waffen es sich handelt, geht aus dem Bericht nicht hervor. Grundsätzlich arbeiten Waffen dieser Art mit einem Störsender, der sich auf eine Drohne richten lässt und ihr Steuersignal unterbricht. Einfache Drohnen lassen sich zum Landen zwingen oder kehren zu ihrem Startpunkt zurück, wenn ihr Funksignal unterbrochen wird. Nach Angaben von "VChK-OGPU" sollen die in Moskau ausgehändigten Geräte Drohnen auf einer Distanz bis zu 1,5 Kilometer abschießen können. Das aber scheint nur in der Theorie zu funktionieren.
So seien mit Anti-Drohnen-Kanonen ausgestattete Polizisten am Freitagabend zur U-Bahn-Brücke Nagatinskaja in Moskau gerufen worden, über der ein sogenannter Quadrocopter geschwebt sei, also eine Drohne mit vier Propellern. Eine halbe Stunde lang hätten die Beamten mit ihrer Störwaffe auf die Drohne gefeuert, aber ohne jeden Effekt. Dabei sei das Fluggerät höchstens 500 Meter über ihnen gewesen, also deutlich weniger als die angegeben 1,5 Kilometer Wirkungsdistanz.
Laut "VChK-OGPU" tun die Moskauer Polizisten ihre Anti-Drohnen-Kanonen als Augenwischerei ab, "mit der man nur Tauben verscheuchen kann". Sie vermuten demnach, dass das Geld für die "richtigen" Geräte veruntreut wurde und sie nur "chinesische Requisiten" bekommen hätten. Der russische Rüstungssektor ist für grassierende Korruption berüchtigt. Auch russische Soldaten in der Ukraine berichten immer wieder von mangelhafter Ausrüstung und Kriminalität in den eigenen Reihen infolge von Korruption.
- Telegramkanal "VChK-OGPU": Einträge vom 16. und 22. August (russisch)