"Schwere Fehler" vor Invasion Russlands Flotte "unfähig", See-Blockade durchzusetzen
Russland drohte vor Kurzem, den Schiffsverkehr zu ukrainischen Häfen mit militärischer Gewalt zu unterbinden. Doch der Kreml-Marine fehlen dazu die Kräfte.
Die russische Schwarzmeerflotte steht offenbar vor größeren Problemen als gedacht: Laut dem Insitute for the Study of War (ISW) sind die Seestreitkräfte der Russen im Schwarzen Meer derzeit "unfähig", den Seeverkehr in dem Gewässer zu kontrollieren. Die US-Denkfabrik beruft sich auf Aussagen des bekannten russischen Kriegsbloggers Rybar.
Der kremlnahe Blogger hatte am 18. August auf Telegram geschrieben, dass mindestens sechs zivile Schiffe ukrainische Häfen verlassen konnten. Die Schiffe hätten eine provisorische Seepassage im Schwarzen Meer genutzt und das Gewässer Richtung Mittelmeer verlassen.
Eigentlich hatte die russische Führung eine De-Facto-Seeblockade im Schwarzen Meer verkündet: Nach dem Ende des Getreideabkommens im Juli würden alle Schiffe, die ukrainische Häfen ansteuern oder diese verlassen, also auch zivile Schiffe, als militärische Ziele betrachtet, drohte das russische Verteidigungsministerium.
Die Ukraine rief daraufhin einen "humanitären Korridor" aus, der es Handelsschiffen weiter ermöglichen soll, ukrainische Häfen anzufahren oder zu verlassen, etwa um Getreide nach Afrika zu bringen. Vor wenigen Tagen nutzte das Schiff "Josef Schulte" als erstes deutsches Schiff diesen Korridor und konnte – ohne russische Bedrängnis – den ukrainischen Hafen in Odessa verlassen, nachdem es dort anderthalb Jahre festgesteckt war.
"Schwere Fehler" der Militärführung
Dass die russische Marine Probleme hat, solche Schiffsaktivitäten zu unterbinden, habe laut dem Kriegsblogger gleich mehrere Gründe: "Schwere Fehler beim Aufbau der Flotte" in der Zeit vor der Invasion, der "irrationale Einsatz von Kräften und Mitteln" sowie "zahlreiche" organisatorische Probleme, die nicht gelöst werden.
Dass die russische Flotte die Kontrolle im Schwarzen Meer verloren hat, deutet sich schon länger an. Immer wieder greift die Ukraine russische Kriegsschiffe mit Seedrohnen an. Anfang August hatte eine Überwasserdrohne das Militärschiff Olenegorsky Gornyak so schwer beschädigt, das es beinahe sank. Sprengstoffbeladene Drohnen trafen auch einen Öltanker und den Hafen der südrussischen Stadt Noworossijsk.
Auch die wiederholten Angriffe auf Brücken zur besetzten Halbinsel Krim zeigen, dass die russische Armee in der Schwarzmeerregion verwundbar ist. Vor wenigen Tagen hatte der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU erstmals Details zu den ukrainischen Anschlägen auf die Brücke von Kertsch enthüllt (hier lesen Sie mehr dazu).
- ISW-Update 19. August 2023
- Telegram-Account von Rybar