Waffen machen "verrückte Dinge" Kiew will mit Raketen aus Nordkorea die Front durchbrechen
Nicht nur Russland setzt im Ukraine-Krieg Waffen aus der kommunistischen Diktatur Nordkorea ein. Doch Kiew erhielt die Raketen offenbar nicht von Machthaber Kim Jon-un direkt.
Die Ukraine setzt im Kampf gegen russische Truppen Raketen aus Nordkorea ein. Das berichtet die "Financial Times" bei einem Besuch an der ukrainischen Front. Ukrainische Artillerieeinheiten nutzen die Raketen aus Pjöngjang für den Mehrfachraketenwerfer BM-21 "Grad" (Hagel), der aus Sowjetzeiten stammt und mit einer Salve 40 Raketen verschießen kann.
Die nordkoreanischen Raketen werden offenbar an mindestens zwei der Hauptachsen der ukrainischen Gegenoffensive benutzt: in Bachmut in der Ostukraine sowie an der Südfront nahe Saporischschja, in der Nähe des Dorfes Orichiw. Dort wird der Hauptstoß der ukrainischen Gegenoffensive vermutet, die derzeit versucht, Richtung Süden durchzubrechen.
Dass die ukrainische Armee nordkoreanische Waffen einsetzt, war bisher nicht bekannt. Nordkorea gilt als enger Verbündeter von Kremlchef Wladimir Putin. US-Geheimdiensten zufolge liefert das nordkoreanische Regime Russland unter anderem Artilleriegranaten.
Lieferung durch einen "befreundeten" Staat
Wie die "Financial Times" berichtet, hat Kiew die Waffen jedoch nicht vom nordkoreanischen Diktator direkt erhalten. Die ukrainischen Soldaten sagten der US-Zeitung, ein "befreundetes" Land habe die Raketen von einem Schiff "beschlagnahmt" und sie anschließend an die Ukraine geliefert. Nähere Details wurden jedoch nicht genannt.
Möglich ist, dass westliche Staaten hinter der Raketenlieferung stecken. So berichtete t-online bereits im März von iranischen Waffen, die von der französischen und der US-Marine im Golf von Oman beschlagnahmt wurden (hier erfahren Sie mehr) und womöglich anschließend in die Ukraine geliefert wurden.
Raketen machen "manchmal verrückte Dinge"
Das ukrainische Verteidigungsministerium hingegen deutete gegenüber der "Financial Times" an, dass die Raketen womöglich von russischen Streitkräften erbeutet wurden. Ein Sprecher sagte demnach: "Wir erobern Panzer [der Russen], wir erobern ihre Ausrüstung, und es ist möglich, dass dies das Ergebnis der erfolgreichen militärischen Operation der ukrainischen Armee ist."
Besonders effektiv sollen die Raketen aus Pjöngjang allerdings nicht sein. Ein ukrainischer Artilleriekommandant sagte zur "Financial Times", dass die Munition "eine relativ hohe Quote an Blindgängern" aufweise und oft nicht richtig zünde. Die meisten Raketen wurden in den 1980er- und 1990er-Jahren hergestellt, sie seien "sehr unzuverlässig und tun manchmal verrückte Dinge".
- ft.com: "Ukraine fires North Korean rockets to blast Russian positions" (englisch, kostenpflichtig)