Ihr Bild ging um die Welt "Gesicht des Krieges" – Kurylo ist zurück in der Ukraine
Olena Kurylo gilt als das Gesicht des Krieges in der Ukraine. Zurück in ihrem Heimatland bittet sie den Westen in eindringlichen Worten um Hilfe.
Die Ukrainerin, die bereits wenige Tage nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges als das Gesicht des Krieges galt, ist in ihre Heimat zurückgekehrt. Das berichtet das britische Medium "Dailystar". Demnach lebt sie nun wieder in ihrer Heimatstadt Tschuhujiw in der Region Charkiw, nur wenige Kilometer von der Front entfernt.
Am frühen Morgen des 24. Februar 2022 schlug vor dem Haus von Olena Kurylo in der ostukrainischen Stadt Tschuhujiw eine der ersten russischen Raketen ein. Nur wenig später galt Kurylo als das Gesicht des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Ein Bild der 53-Jährigen, das sie kurz nach dem Angriff zeigt, ging um die Welt. Kurylo ist auf diesem mit einem Granatsplitter im Kopf zu sehen, blutüberströmt.
"Über meinem rechten Auge steckte eine große Scherbe in meiner Stirn", erinnert sich Kurylo im Gespräch mit dem "Stern". Sie sei zu zwei Sanitätern vor ihrem Haus gegangen. "Aber sie schauten mich nur an und sagten, dass ich ins Krankenhaus muss", berichtet sie. Die Sanitäter seien nur zu zweit gewesen und aus ihrem Haus seien Menschen getragen worden, die noch viel schlimmer verletzt gewesen seien als sie. Notdürftig hätten sie und ihr Partner daher ihre Wunden verbunden.
35 Kilometer von der Frontlinie entfernt
Erst Wochen später, im März, gelang es der 53-Jährigen, noch immer schwer verletzt, nach Großbritannien zu flüchten. Dort unterzog sie sich unter anderem einer Augen-Operation und erholte sich von dem Angriff. Auf dem rechten Auge sei sie fast blind gewesen, zudem hätte sie ihre Zähne verloren, berichtete sie dem "Stern" Anfang des Jahres.
"Ich hätte mich dafür entscheiden können, in London oder in einem anderen Land zu leben, weil mir so viel Hilfe zuteilwurde, wofür ich so dankbar bin – aber ich habe mich entschieden, hier zu sein, 35 km von der Frontlinie entfernt", sagt Kurylo nun zu "Dailystar" nach ihrer Rückkehr nach Tschuhujiw. Noch immer ertöne dort mindestens zwölfmal am Tag die Sirene, als Warnung vor russischen Raketenangriffen.
Die Region in der Ostukraine gilt als stark umkämpft. Wie genau Kurylo nun dort lebt, geht aus dem Bericht nicht hervor. "Mein Zuhause liegt in Trümmern", sagte sie dem "Stern" noch vor wenigen Monaten.
"An der Zeit direkt einzugreifen"
Im Gespräch mit "Dailystar" appelliert Kurylo deshalb an die internationale Gemeinschaft: "Ich flehe die Welt an, diesen Krieg zu beenden", sonst würden alle Menschen in der Ukraine getötet werden. "Es handelt sich um einen Krebstumor für die ganze Welt, und wir müssen handeln, um die weitere Ausbreitung dieses Tumors zu stoppen, bevor es zu spät ist", warnt sie.
Sie wisse, dass die Ukraine viel Hilfe bekomme, aber es sei "an der Zeit direkt einzugreifen" so Kurylo und meint damit offenbar ein direktes militärisches Eingreifen der internationalen Gemeinschaft. "Bitte greifen Sie ein, bitte haben Sie keine Angst. Die Welt ist stärker als Russland", sagt sie. Gegen die ganze Welt werde Russland nichts ausrichten können. Zudem habe der Kreml bislang gegen jede Vereinbarung verstoßen.
- dailystar.co.uk: "‘Face of Putin’s war’ returns to Ukraine slamming invasion as 'cancerous tumour'"
- stern.de: "Eine der ersten russischen Raketen zerstörte ihr Haus. Das Bild von Olena ging um die Welt. So geht es ihr heute"