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Erste Hinweise: Wo ist die schwedische Elite-Einheit der Ukraine geblieben?


Wertvolle Waffensysteme
Wo ist die schwedische Elite-Brigade der Ukraine geblieben?

Von t-online, cc

Aktualisiert am 12.07.2023Lesedauer: 4 Min.
Ukrainische Soldaten bei der Ausbildung in Schweden auf einem Übungsgelände Anfang Mai 2023.Vergrößern des Bildes
Ukrainische Soldaten bei der Ausbildung in Schweden auf einem Übungsgelände Anfang Mai 2023. (Quelle: IMAGO/Fredrik Sandberg/TT)

Angeblich verfügt die ukrainische Armee über eine Einheit mit Spezialausrüstung aus Schweden. Bislang war diese an der Front noch nicht aufgetaucht. Nun gibt es erste Hinweise.

Ambitioniert sollte sie sein und möglichst unauffällig. Jene Brigade, die die ukrainische Armeeführung im Frühjahr aufstellen ließ. Das Besondere an der Einheit: Sie wurde mit wertvollem Gerät aus schwedischen Militärbeständen ausgestattet und ihre Soldaten in Schweden trainiert, um einen der "schlagkräftigsten Kampfverbände" zu bilden, über die die Ukraine verfügt, wie die britische "Times" berichtete.

Demnach soll die schwedische Brigade über acht Archer-155-mm-Haubitzen, zehn Stridsvagn122-Kampfpanzer, eine schwedische Version des deutschen Leopard 2A5 und 50 CV90-Schützenpanzer mit 40mm-Kanonen verfügen, wie schwedische Medien berichteten. Dabei handelt es sich um einige der effektivsten und modernsten Waffensysteme, die der schwedischen Armee zur Verfügung stehen. Sie sollen in der Ukraine zu einer schlagkräftigen Eliteeinheit im Kampf gegen die russische Armee geformt werden.

Insgesamt hatte die Lieferung aus Stockholm einen Wert von 1,5 Milliarden Dollar, doch um die Militärhilfe aus Skandinavien ist bislang wenig Aufhebens gemacht worden. Die Operation sollte "off the books" verlaufen, also unter dem Radar bleiben. Und das ist sie bis heute. Denn noch ist die Brigade an keinem Frontabschnitt gesehen worden, lediglich einzelne Fahrzeuge der schwedischen Lieferung wurden im Rahmen kleinerer Teileinheiten gesichtet.

Militärexperten fragen sich, wann die Ukraine die Brigaden (Anm.: kleinster militärischer Großverband mit einer Stärke von 3.500 bis 4.000 Soldaten) mit westlichem Gerät in den Einsatz schickt und welchen Plan die ukrainische Militärführung verfolgt. Insgesamt wurden neun von zwölf neu formierten Brigaden mit modernster westlicher Technik ausgestattet, ein Großteil ihrer 36.000 Soldaten in westlichen Ländern ausgebildet, wohingegen die drei verbliebenen neu gebildeten Großverbände mit Gerät aus sowjetischen Beständen der ukrainischen Armee bestückt wurden.

Bislang schickte die Armeeführung um General Walerij Saluschnyj nur einige wenige der von der Nato hochgerüsteten Verbände ins Feld. Aus gutem Grund, wie sich zeigte.

Fast alle Besatzungsmitglieder überlebten

Eine der Vorzeigeeinheiten mit westlichem Material erlangte Anfang Juni traurige Berühmtheit, als sie in einem Minenfeld bei Mala Tokmatschka unter schweres Feuer geriet und dabei zahlreiche wertvolle Waffensysteme verlor. In wenigen Minuten gingen unter den Schlägen russischer Kampfhubschrauber und Artillerie unter anderem drei finnische Minenräumpanzer, vier Leopard 2A6-Panzer aus Deutschland, 17 amerikanische Bradley-Schützenpanzer und ein Pionierpanzer Wisent in Flammen auf. Fast alle Mitglieder der Besatzungen überlebten den Angriff, dank der westlichen Bauart der Waffensysteme, die über eine hochresistente Panzerung verfügen.

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Der gescheiterte Vorstoß der Einheit in der Region Saporischschja sorgte international für Aufsehen, bedeutete er für die Ukraine nicht nur den Verlust von dringend benötigtem westlichem Militärgerät, sondern auch die Erkenntnis, dass die Gegenoffensive offenbar nicht wie geplant durchgeführt werden kann. Der ukrainischen Armee fehlt die nötige Luft- und Artillerieunterstützung, um die schwer befestigten russischen Stellungen zu überwinden.

"Dies ist der schwierigste Teil der Gegenoffensive für das ukrainische Militär", sagte Dara Massicot, Militärexpertin der amerikanischen Rand Corporation, kürzlich der "New York Times". "Es ist die Phase, in der die russischen Streitkräfte in der Lage sind, die strategischen Vorteile, die ihnen noch geblieben sind, nämlich die Luftunterstützung und die massiven Artilleriereserven, voll zur Geltung zu bringen. Nur wenn die Ukrainer einen Durchbruch [durch die russischen Befestigungslinien] schaffen, könnte sich die Dynamik grundlegend ändern", so Massicot weiter.

Inzwischen wurden vereinzelte Einsätze von westlichem Gerät an der Front bekannt, darunter der schon beschriebene Vorstoßversuch bei Mala Tokmatschka. Ende Juni wurden dann auch erstmals einige schwedische Schützenpanzer CV90 in einem Frontabschnitt bei Bachmut gesichtet. Der CV90 gilt als wichtiges Waffensystem für die ukrainische Gegenoffensive im bewaldeten Gelände der ukrainischen Ebenen.

Er verfügt über eine hohe Feuerkraft und gewährt mit seiner Panzerung einen hohen Überlebensschutz der Besatzung. Offenbar setzt ihn die Ukraine bislang bei Bachmut ein, um dortige Vorstöße der russischen Armee zurückzuschlagen.

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Welcher Brigade die CV90 zugeordnet wurden, ist nach wie vor unklar. Anfang Juli waren in sozialen Netzwerken Bilder aufgetaucht, die ukrainische Soldaten offenbar im Fronteinsatz zeigen. Wenig später tauchten ebenfalls erste Behauptungen der russischen Seite auf, einen CV90 in der Region Luhansk zerstört zu haben. Der angebliche Verlust konnte bislang nicht unabhängig überprüft werden.

Inzwischen hat die schwedische Regierung angekündigt, 60 Soldaten in ein nicht genanntes Nachbarland der Ukraine zu entsenden. Sie sollen dort ein Wartungszentrum aufbauen, um die CV90, die Archer-Haubitzen und die Stridsvagen122 instand zu halten und bei Bedarf zu warten. Ein weiterer Beleg dafür, dass die Waffen in der Ukraine und wohl auch bereits im Fronteinsatz sind.

Erfolg würde die Ukraine in zweierlei Hinsicht stärken

Die herbe Niederlage bei Mala Tokmatschka hat die ukrainische Militärführung jedoch zur Vorsicht gemahnt; laut Experten hat sie ihre Strategie deshalb angepasst und konzentriert sich stärker auf vereinzelte Vorstöße kleinerer Teileinheiten, um die russischen Schwachstellen in den Verteidigungslinien zu testen.

Dass sich die Erfolge der Gegenoffensive in engen Grenzen halten, hat auch die ukrainische Führung bereits mehrfach eingestehen müssen. Wann die modernen Nato-Brigaden, auch die schwedische, ins Feld geführt werden, ist unklar. Klar ist, dass die Ukraine dringend Gebietsgewinne braucht, wie auch US-Verteidigungsminister Anthony Blinken zuletzt erneut betonte.

"Eine erfolgreiche Gegenoffensive der Ukraine würde zwei Dinge bedeuten: Es würde ihre Verhandlungsposition stärken, wenn es zu Verhandlungen kommt. Und es würde Putin endlich dazu bringen, sich an diesen Verhandlungstisch zu setzen, um den Krieg zu beenden, den er begonnen hat."

Verwendete Quellen
  • kyivpost.com: "High-Tech Ukraine Assault Brigade Armed by Sweden Nearing Readiness" (englisch)
  • expressen.se: "Details: Ukrainian brigade trained in Sweden" (englisch)
  • thetimes.co.uk: "Ukraine’s spring counter-offensive: Kyiv’s key options explained" (englisch)
  • forbes.com: "Ukraine’s CV90 Fighting Vehicles Have Guns Like Chainsaws. And They Just Reached the Woods Of Eastern Ukraine." (englisch)
  • mil.in.ua: "New brigades of the "Offensive Guard" will be formed in Ukraine – Klymenko" (englisch)
  • theguardian.com: "‘It’s 21st-century warfare’: on Ukraine’s counteroffensive frontline" (englisch)
  • nytimes.com: "Ukraine’s Western-Trained Brigades Begin to Enter the Fight" (englisch)
  • forbes.com: "The Ukrainian Battalion That Lost Half Its Leopard 2R Mineclearing Vehicles In A Russian Minefield? It’s Still In The Fight." (englisch)
  • cnn.com: "Ukraine’s counteroffensive is now underway. Here’s what’s happened so far" (englisch)
  • fr.de: "Fotos zeigen verheerende Verluste: Ukraine verlor offenbar deutlich mehr Panzer im Minenfeld"
  • kyivpost.com: "9 Ukrainian Armed Forces Units to Watch During the Upcoming Counteroffensive" (englisch)
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