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Nach Wagner-Aufstand: Das dürfte Putin noch bitter bereuen


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Zukunft der Wagner-Söldner
Das dürfte Putin noch bitter bereuen

  • Theresa Crysmann
Von Theresa Crysmann

Aktualisiert am 28.06.2023Lesedauer: 4 Min.
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Brutale Truppe: Wagner gilt als hybride Kampfeinheit des Kremls und zielt nicht nur auf die Ukraine. (Quelle: t-online)

Schon vor dem mutmaßlichen Putschversuch hatte Putin die Privatarmee ins Visier genommen. Jetzt wird sie wohl aufgelöst, doch viele Kämpfer könnten weitermachen.

Der Marsch der Gruppe Wagner auf Moskau hat Putins Regime stark infrage gestellt und dürfte Russland nachhaltig destabilisieren. Nun will der Kreml die Söldnertruppe auflösen: Die Kämpfer, die bisher unter dem Kommando des geschassten Jewgeni Prigoschin standen, sollen in die reguläre russische Armee eingegliedert werden.

Der Schritt, der bereits vor dem mutmaßlichen Putschversuch angedacht war und als ein möglicher Auslöser für die Rebellion der Söldner gilt, dürfte laut dem Institute for the Study of War (ISW) auch jetzt auf Widerstand stoßen.

Ein Angebot, dem viele widerstehen dürften

Am Sonntag hatte Kremlsprecher Dmitri Peskow verkündet, dass Wagner-Mitglieder, die nicht am Marsch auf Moskau beteiligt waren, Arbeitsverträge mit dem russischen Verteidigungsministerium unterschreiben würden. Von den 25.000 Söldnern, die Prigoschin nach eigenen Angaben auf russischem Boden hatte, sollen vergangenes Wochenende rund 5.000 nach Moskau marschiert sein. Weitere knapp 25.000 Kämpfer soll Wagner in der Ukraine unter Vertrag haben.

Ob diese Zahlen korrekt sind, gerade angesichts hoher Verluste der Söldnergruppe im Kampf um die inzwischen besetzte ukrainische Stadt Bachmut, lässt sich nicht unabhängig überprüfen.

Zuvor hatte Putin angedeutet, dass "alle Freiwilligenbataillone" bis spätestens 1. Juli Verteidigungsminister Sergej Schoigu unterstellt werden sollten – für viele eine klare Ansage an die Wagner-Gruppe. Dabei war Schoigu seit Monaten das Hauptziel der scharfen Kritik Prigoschins an Russlands Militärführung, die er für mangelnde Unterstützung in Bachmut und fehlende Munitionslieferungen verantwortlich gemacht hatte.

Ein ehemaliger Wagner-Kommandant hat die Erwartung des Kremls entsprechend bereits gedämpft. In einem Gespräch mit dem britischen "Guardian" sagte der Mann, der anonym bleiben wollte, es sei "unwahrscheinlich", dass sich viele Wagner-Mitglieder vom Kreml anwerben lassen würden. Prigoschin gilt in seinen Truppen als sehr beliebt, viele der Kämpfer sollen ihm gegenüber persönlich sehr loyal sein. Auch bei regulären Soldaten und in der russischen Bevölkerung hat ihm seine zupackende Art viele Sympathien eingebracht, trotz wiederholter Vorwürfe, Kriegsverbrechen befehligt zu haben.

Video | Expertin: "Putin ist so angeknackst wie nie zuvor"
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Quelle: t-online

Kreml entzieht Wagner bereits Militärgerät

"Wagner-Truppen werden nicht für die Armee kämpfen", so der einstige Wagner-Kommandant zum "Guardian". "Entweder Wagner oder nichts". Putin hatte den Söldnern in seiner Fernsehansprache am Samstagabend alternativ angeboten, sie könnten "zu ihren Angehörigen zurückkehren" oder Prigoschin ins belarussische Exil folgen. In der Zwischenzeit bereitet die russische Militärführung nach Informationen des ISW schon eine Überführung schwerer Militärausrüstung von Wagner an nicht näher genannte russische Einheiten vor.

Laut den Experten am ISW soll dies die unabhängig operierenden Truppen der Privatarmee auflösen, die Söldner vereinzeln und deren Eingliederung in der Armee Vorschub leisten – auch, um die Gefahr eines erneuten Meutereiversuchs der Gruppe zu minimieren. Gleichzeitig dürfte eine so drastische Umstrukturierung einer Auflösung der Wagner-Gruppe in der Ukraine gleichkommen und deren "einzigartige Kampfkraft" auf russischer Seite zunichtemachen, merkt das Institut an. Für Putins Kriegsstrategie dürfte dies mittelfristig merkliche Folgen haben.

Welche Konsequenzen die Wagner-Kämpfer aus den jüngsten Entwicklungen für sich selbst ziehen, lässt sich bisher nur schwer sagen. Während die Nato-Mitgliedsländer im Baltikum sich mit Blick auf eine möglicherweise anwachsende Präsenz der Privatarmee an der osteuropäischen Grenze zu Belarus besorgt zeigen, bestätigte Belarus' Machthaber Alexander Lukaschenko am Dienstagabend die Ankunft von Wagner-Chef Prigoschin nahe der Hauptstadt Minsk.

Gerüchte um Festnahme von Wagner-Kommandeuren

Einiges deutet jedoch darauf hin, dass die Sicherheitsgarantien, die Lukaschenko für Prigoschin und seine Männer am Wochenende mit dem Kreml ausgehandelt hatte, bereits bröckeln könnten. Der arabische Sender Al Hadath berichtete am Dienstag über die angebliche Festnahme von Kommandanten und anderem Führungspersonal der Wagner-Gruppe in Syrien durch russische "Militärpolizei".

In einem Post des russischen Telegram-Kanals "rusbrief" heißt es, auch syrische Sicherheitsdienste seien an der Festsetzung beteiligt gewesen. Ein Telegram-Kanal, der der Wagner-Gruppe nahesteht, dementierte die Berichte hingegen, diese seien "nicht wahr".

Bevor die Söldnergruppe durch den berüchtigten Einsatz in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine weltweit bekannt wurde, war sie bereits in zahlreichen internationalen Konflikten involviert. So agierten Wagner-Truppen nicht nur bereits im seit 2014 von Russland besetzten ukrainischen Donbas.

Video | Das steckt hinter der brutalen Söldnertruppe Wagner
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Quelle: t-online

Wagners internationale Zukunft

Auch in Syrien, in der Zentralafrikanischen Republik, in Libyen, im Sudan sowie im Südsudan, in Venezuela und in Mali sollen die Söldner verbündete Regime des Kremls in innerstaatlichen Auseinandersetzungen unterstützt haben. Laut einem Bericht der Vereinten Nationen waren Milizen der Gruppe im vergangenen Jahr an einem Massaker in dem malischen Dorf Moura beteiligt. Rund 500 Menschen sollen dort gefoltert und vergewaltigt worden sein.

Ob und wie Wagner weiterhin in Afrika aktiv bleibt, wo die Gruppe inzwischen nicht nur militärischen, sondern auch politischen und wirtschaftlichen Einfluss hat, dürfte ebenfalls stark davon abhängen, wie es mit den Söldnern in Russland, in der Ukraine und vor allem mit Jewgeni Prigoschin in Belarus weitergeht.

Aktuell sind schätzungsweise 5.000 Kämpfer seiner Privatarmee auf dem Kontinent stationiert. Sowohl in der Zentralafrikanischen Republik als auch in Mali bestehen vertragliche Vereinbarungen zu Sicherheits- und Militärdiensten zwischen Wagner und der jeweiligen Regierung. Das mögliche Aus der Söldnertruppe könnte gerade hier zu neuen Unsicherheiten führen und den geopolitischen Einfluss des Kremls in Afrika schwächen.

Verwendete Quellen
  • understandingwar.org: "Russian Offensive Campaign Assessment, June 27, 2023"
  • theguardian.co.uk: "What does the future hold for Prigozhin and Wagner after the mutiny?"
  • reuters.com: "East Europe NATO allies say Wagner troops in Belarus spell trouble"
  • theguardian.co.uk: "Belarusian leader confirms arrival of exiled Wagner chief Yevgeny Prigozhin"
  • theguardian.co.uk: "Russian mercenaries behind slaughter of 500 in Mali village, UN report finds"
  • Telegram-Kanäle von @rusbrief und @orchestra_w
  • Twitter-Kanal von @AlHadath
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