Afrikanische Staaten Putin unterbricht Rede von Friedensdelegation
Wladimir Putin verlor beim Treffen mit einer afrikanischen Friedensdelegation offenbar die Geduld. Er unterbrach die Reden der Besucher.
Russlands Präsident Wladimir Putin weist wesentliche Teile der afrikanischen Friedensinitiative zurück. Der Kremlchef unterbrach am Samstag die Eröffnungsreden der afrikanischen Delegation, um mehrere Gründe vorzutragen, warum er viele ihrer Vorschläge für fehlgeleitet halte. Zunächst hatte Putin die Staats- und Regierungschefs aus dem Senegal, Ägypten, Sambia, Uganda, der Republik Kongo, den Komoren und Südafrika im Konstantinpalast bei Sankt Petersburg willkommen geheißen. Nach den Eingangsausführungen des komorischen, des senegalesischen und des südafrikanischen Präsidenten unterbrach er jedoch die Runde der Stellungnahmen aller Delegationsmitglieder, um eine Gegenrede zu halten.
Dabei wiederholte Putin seine – vom Westen immer wieder zurückgewiesene – Ansicht, dass die Ukraine und der Westen den Konflikt ausgelöst hätten, lange bevor Russland in die Ukraine einmarschiert sei. Er gab zudem dem Westen die Schuld für den weltweiten Anstieg der Lebensmittelpreise. Diese sind vor allem für ärmere Länder in Afrika und anderen Kontinenten von großer Bedeutung, da sie auf Lebensmittelimporte angewiesen sind. Die Ukraine zählt zu den weltweit größten Getreideexporteuren. Dabei hat die russische Invasion dem Anbau und Export erheblich geschadet und damit auch Preise nach oben getrieben.
Putin behauptete gegenüber den afrikanischen Delegierten, dass die derzeitigen ukrainischen Getreideexporte die Schwierigkeiten Afrikas mit den hohen Lebensmittelpreisen nicht lindern würden, da sie größtenteils an reiche Länder gingen. Fast zeitgleich kündigte Regierungssprecher Dmitri Peskow in einem Interview an, das Abkommen werde höchstwahrscheinlich nicht verlängert. Wenn man die gegenwärtigen Umstände betrachte, habe das Abkommen keine Chance, sagte er der "Iswestia". Vergangenen Monat war das Abkommen um zwei Monate verlängert worden. Es sieht im Kern vor, dass ukrainisches Getreide durch das von Russland beherrschte Schwarze Meer transportiert werden darf.
Afrikaner schlagen Feuerpause vor
"Wir sind hierhergekommen, um Ihnen und durch Sie dem russischen Volk zuzuhören und Sie zu ermutigen, in Verhandlungen mit der Ukraine einzutreten", hatte zuvor der Präsident der Komoren und Vorstand der Afrikanischen Union, Azali Assoumani, zu Putin gesagt. "Wir haben uns diesen Auftrag gegeben, weil wir als Afrikaner leider viele Konflikte zu bewältigen hatten, die wir nur durch Dialog und Verhandlungen lösen konnten." Die afrikanischen Staats- und Regierungschefs schlagen unter anderem eine Feuerpause und vertrauensbildende Maßnahmen als ersten Schritt zur Beendigung des Krieges vor.
Putin erklärte dazu, Russland sei offen für einen konstruktiven Dialog mit jedem, der Frieden auf Grundlage legitimer Interessen schaffen wolle. Die russische Regierung versteht darunter aber, dass die Annexion von fünf ukrainischen Regionen anerkannt werden muss. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und seine westlichen Verbündeten haben dies wiederholt entschieden abgelehnt und fordern den Abzug russischer Truppen aus allen ukrainischen Gebieten, einschließlich der Krim als Voraussetzung für Friedensverhandlungen. Selenskyj hatte am Freitag nach dem Besuch der afrikanischen Delegation in Kiew erklärt, er verstehe nicht, was deren Besuch bei Putin bringen solle.
- Nachrichtenagentur Reuters