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Ukraine nutzt Nachtsichtgeräte: Was Russland nun Sorgen macht


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Kämpfe gegen Kremltruppen
Die Ukraine hat die Nacht auf ihrer Seite

  • Theresa Crysmann
Von Theresa Crysmann

Aktualisiert am 13.06.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 0259388978Vergrößern des Bildes
Ukrainischer Soldat im Schützengraben: Nachtsichtgeräte sind für die Soldaten ein entscheidender Vorteil. (Quelle: IMAGO/Madeleine Kelly)

Russlands Militärausrüstung gilt dem ukrainischen Gerät häufig als unterlegen. Besonders schmerzt russische Insider der zunehmende nächtliche Vorteil der Gegner.

Russische Quellen beklagen den taktischen Vorteil, den ukrainische Truppen durch Nachtsichtgeräte aus dem Westen haben sollen. Nach Informationen des "Institute for the Study of War" gibt ein prominenter Militärblogger aus Russland an, die westliche Ausrüstung helfe der Ukraine bei nächtlichen Angriffen deutlich – denn die Nachtsichtgeräte der feindlichen Truppen seien "exzellent".

Ähnlich äußerte sich kürzlich der russische Besatzungsbeamte im annektierten Oblast Saporischschja, Vladimir Rogov: Die Nachtausrüstung aus dem Westen mache nächtliche Angriffe der Ukraine effektiver. Aus russischen Kreisen heißt es bereits seit mehreren Tagen, dass die ukrainische Armee vermehrt bei Nacht angreife, beziehungsweise ihre Schläge verschärfe. Zuletzt gab es Berichte über schwere Gefechte im Süden der Ukraine.

Massives Ungleichgewicht beim Kampf in der Nacht

Kiew hat von westlichen Verbündeten umfangreiche Militärhilfe bekommen, darunter auch Nachtsichtequipment aus den USA und Großbritannien. Deutschland steuerte unter anderem Aufklärungsdrohnen mit Nachtsichtkameras bei. Russische Soldaten haben hingegen kaum Zugang zu solchen Geräten – die meisten Hersteller und Zulieferer sind in westlichen Ländern beheimatet, die sich an Sanktionen gegen den Kreml beteiligen.

Das nächste Sanktionspaket der EU sieht außerdem vor, verbleibende russische Importrouten von Nachtsichtequipment über Drittstaaten wie Saudi-Arabien zu unterbinden. Bisher dürfen sogenannte Dual-Use-Güter, die sowohl zivil als auch militärisch eingesetzt werden können und somit auch Nachtsichttechnik einschließen, weiterhin an Nicht-EU-Länder verkauft werden.

Um ihren Nachteil in Sachen Ausrüstung etwas abzumildern, sollen russische Truppen inzwischen vermehrt versuchen, ihre Körperwärme durch Umhänge mit eingenähten Rettungsdecken zu verstecken. Das berichtete beispielsweise Ende April ein ukrainischer Offizier unter dem Nutzernamen Tatarigami_UA auf seinem Twitterkanal. Demnach hofften die Russen, so nachts nicht auf den Wärmebildgeräten ukrainischer Drohnen und Scharfschützen aufzuleuchten.

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Die Rettungsdecken, die wegen ihres gold-silbrigen Aussehens auf Englisch auch als "space blankets" ("Weltraum-Decken") bezeichnet werden, sind im Handel unter dem Namen "Mylar" erhältlich. Die reißfeste PET-Folie mit besonderer Beschichtung wird vor allem wegen ihrer Fähigkeit geschätzt, Wärmeverluste zu verhindern: Das Material kann bis zu 97 Prozent der Körperwärme zurückhalten und somit nachts auch Schutz vor Wärmebildkameras bieten.

Neu ist dieser Trick nicht: Die meisten Militärfahrzeuge werden mit Tarnplanen aus Mylar verkauft, ein ukrainischer Erfinder hat sich jüngst sogar einen entsprechenden Tarnumhang patentieren lassen. Und auch die afghanischen Taliban wussten vor ihrer Machtübernahme Rettungsdecken zu nutzen, um sich besser vor Nato-Truppen zu verstecken.

Doch komplett unsichtbar machen zumindest die behelfsmäßigen Decken nicht. Die Aufnahmen, die Twitter-Nutzer Tatarigami_UA auf seinem Kanal teilt, zeigen, dass gerade Köpfe, Arme und Füße weiterhin deutlich sichtbar bleiben.

Zivile Nachtsichtgeräte als Risiko

Während der ukrainische Hilfsstab offiziell um die Bereitstellung weiterer Wärmebild- und Nachtsichtgeräte bittet, sammeln auch zahlreiche private Spendeninitiativen Gelder, um entsprechende Geräte zugunsten der Ukraine zu kaufen.

Ob Nachtsichtgeräte ihren Anwendern jedoch einen Vorteil im Kampf bringen, hängt laut Herstellern davon ab, ob die jeweiligen Modelle tatsächlich für militärische Zwecke entwickelt wurden. Ist dies nicht der Fall, könnten sie Soldatinnen und Soldaten sogar zum Verhängnis werden.

So warnt beispielsweise das US-Unternehmen Nightfox auf seiner Webseite davor, zivile Nachtsichtgeräte für den Einsatz in der Ukraine zu kaufen. Dort heißt es: "Die Verwendung digitaler Nachtsichtgeräte in Kampfhandlungen kann hochgefährlich sein."

Denn: Viele zivile Modelle funktionieren mit Infrarot-LEDs und können dadurch von feindlichen Nutzern militärischer Nachtsichtgeräte besonders leicht entdeckt werden. Moderne Spezialmodelle für Militärs verfügen hingegen über Technik, die kein Infrarotlicht abgibt – in der Regel jedoch ein Vielfaches kosten.

Verwendete Quellen
  • understandingwar.org: "Russian Offensive Campaign Assessment, June 10, 2023" (englisch)
  • state.gov: "Significant New U.S. Military Assistance to Ukraine" (englisch)
  • dw.de: "Mehr Drohnen für die Ukraine"
  • merkur.de: "Großbritannien: Truss verspricht Ukraine für 2023 gleiche Hilfssumme"
  • popularmechanics.com: "Russian Troops Figured Out How to Make Themselves Invisible" (englisch)
  • rubryka.com: "Ukrainian volunteers develop a cape that can mask soldiers from thermal imagers" (englisch)
  • Twitter-Konto von @Tatarigami_UA, nach eigener Angabe Offizier in der ukrainischen Armee
  • hilfe-ua.de: "Wärmebild- und Nachtsichtgeräte für die Ukraine"
  • givebutter.com: "Give Superhuman Vision to Ukrainian Defenders!" (englisch)
  • atncorp.com: "ATN Corp. Shipping 9K Night and Thermal Optics to Ukraine" (englisch)
  • utdallas.edu: "Physics Alum on Mission to Send Night Vision Technology to Ukraine" (englisch)
  • eu.nightfoxstore.com: "Digital night vision in Ukraine and other conflicts" (englisch)
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