Vorwurf von Menschenrechtlern Zerstört Russland weitere Dämme in der Ukraine?
Der Bruch eines Damms in der Südukraine hat weite Gebiete überschwemmt. Nun sprechen Menschenrechtler von einer großangelegten Strategie Russlands.
Verfolgt Russland die Strategie, Gebiete in der Ukraine zu überfluten? Mit dem Ziel, eine ukrainische Gegenoffensive zu verhindern? Das zumindest wirft nun die ukrainische Menschenrechtsgruppe "Kharkiv Human Rights Protection Group" (KhPG) den russischen Besatzungstruppen in der Region Saporischschja vor.
Dem Bericht der Organisation zufolge sollen russische Kämpfer Staudämme an mehreren Seen beschädigt haben, oder aber an anderen Orten künstlich Stauungen erzeugt haben – um Wasser über die Ufer treten zu lassen und Felder und Straßen zu überschwemmen.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse haben diese Schilderungen besondere Brisanz: In der Nacht auf Dienstag war ein Damm in Nowa Kachowka in der Südukraine zerstört worden. Die austretenden Wassermassen sorgen flussabwärts des Dnipro für verheerende Überschwemmungen – sowohl in russisch besetztem als auch in von ukrainischen Truppen gehaltenem Gebiet. Hier lesen Sie mehr.
Felder sollen überflutet sein
Die Ukraine macht – ebenso wie viele internationale Experten – Russland für die Katastrophe verantwortlich. Die Regierung des angegriffenen Landes ist davon überzeugt, dass Moskau den Staudamm sprengen ließ, um so die geplante ukrainische Gegenoffensive zu behindern. Moskau weist das zurück und schiebt Kiew die Schuld zu. Hier lesen Sie mehr dazu.
Dem neuen Bericht zufolge soll unter anderem die Besatzungsverwaltung in der Nähe eines Vororts von Tokmak in der Oblast Saporischschja einen Damm in den Fluss Tokmachka gebaut haben. Das berichtet die Menschenrechtsorganisation unter Berufung auf einen Artikel des investigativen Medienprojekts CJI, welches mit mehreren Anwohnern gesprochen haben will.
Der Chef der lokalen Militärverwaltung, Alexander Chub, sagte dem Kollektiv demnach, dass infolgedessen Felder am Rande der Stadt Tokmak überflutet seien. Es bestehe jedoch noch keine Gefahr für Wohngebäude. Auch Satellitenbilder sollen die angestiegenen Wasserstände zeigen. An anderen Stellen in der Region soll es dem Bericht zufolge ähnliche Vorfälle gegeben haben. Die Schilderungen und Berichte ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
- khpg.org: "Not Kakhovka Dam alone: Russia destroys dams in occupied Zaporizhzhia oblast" (englisch)
- investigator.org.ua: "Окупанти на Запоріжчині руйнують і будують дамби на водоймах, щоб ускладнити контрнаступ ЗСУ" (ukrainisch)