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Panne im Verteidigungsministerium? Geheimpapier über Putins Militärprobleme veröffentlicht


Panne im Verteidigungsministerium?
Geheimpapier: Das sollen die Gründe für Putins Probleme sein

Von t-online, aj

Aktualisiert am 05.06.2023Lesedauer: 2 Min.
Waleri Gerassimow (l.) und Sergej Shoigu: Der Chef des Generalstabs und der Verteidigungsminister sind offenbar nicht nur aus der Öffentlichkeit verschwunden.Vergrößern des Bildes
Waleri Gerassimow (l.) und Sergei Shoigu: Der Chef des Generalstabs und der Verteidigungsminister. (Quelle: imago-images-bilder)

Informationen im Internet verschwinden nicht. Auch wenn man die Daten löscht. Diese Lektion muss nun offenbar auch das russische Militär lernen.

Dieses brisante Papier sollte wohl nicht an die Öffentlichkeit gelangen: Ein Bericht des russischen Generalstabs befasst sich mit den Problemen bei der Rekrutierung von Soldaten im vergangenen Herbst. Das Papier wurde kurzzeitig auf der Website des russischen Verteidigungsministeriums veröffentlicht – und dann wieder gelöscht. Davon berichtete das Recherchenetzwerk "The Insider" und verweist auf einen Eintrag im Webarchiv, wo das Dokument weiterhin einsehbar ist.

In dem Papier beschreibt der Mobilisierungsbeauftragte Jewgeni Burdinski, ein leitender Mitarbeiter des Generalstabs der russischen Streitkräfte, zwei Hauptprobleme bei der groß angelegten Rekrutierungswelle im September 2022.

Das erste Problem: Das russische Militär habe Schwierigkeiten mit der "fehlenden Bereitschaft eines Teils der Gesellschaft zur Erfüllung der militärischen Pflichten". Eine Rolle spiele dabei der "Informationsdruck" von russischen Bloggern.

Viele russische Militärblogger unterstützen zwar den Krieg, scheuen aber dennoch nicht davor zurück, über die Rückschläge der Armee zu schreiben oder Kritik an der Kriegsführung des Kremls zu äußern. Oppositionsaktivisten nutzen das Netz zudem dafür, Bürger aufzurufen, sich gegen die Mobilmachung zu wehren. Auch wenn Moskau den Informationsfluss zum Kriegsgeschehen weitgehend zu kontrollieren versucht: Die Berichterstattung der Blogger scheint sich auf die Bereitschaft der Russen auszuwirken, in den Krieg zu ziehen.

Razzien bei Wehrpflichtigen geplant

Geplant sind dem Papier zufolge deshalb in diesem Jahr Razzien bei Wehrpflichtigen. Die Armee verwalte eine Datenbank von 31,6 Millionen Menschen, darunter 2,9 Millionen wehrpflichtige Männer – mit aktuellen Handynummern und E-Mail-Adressen. Das Verteidigungsministerium habe zudem begonnen, Mitarbeiter von Sicherheitsfirmen an die Front zu schicken. Die Umgehung der Wehrpflicht in Russland sei durch strengere Regeln für elektronische Vorladungen noch schwieriger geworden, schreibt "The Insider".

Das zweite Problem laut Burdinskis Papier ist "die Bereitstellung von militärischer Ausrüstung und die Unterbringung des Personals". Um die Engpässe auszugleichen, müsse man auf staatliche und private Unternehmen setzen, heißt es darin. Diese Einschätzung ist nicht verwunderlich: Immer wieder kamen im vergangenen Jahr Berichte von russischen Soldaten in der Ukraine ans Licht, die eine mangelnde Ausbildung, schlechte Ausrüstung und die Inkompetenz von Kommandeuren an der Front beklagten.

Neue Einberufungswelle geplant?

Auch zu strategischen Plänen des Generalstabs gibt es Informationen in dem Papier: So plane man etwa noch in diesem Jahr die Schaffung einer neuen kombinierten Waffen- und Luftarmee, eines Armeekorps, die Einführung 5 neuer Divisionen und 26 Brigaden sowie die Bildung der Marineregion Asow. Aus den Mobilisierten von 2022 sind dem Bericht zufolge bislang 280 neue Einheiten gebildet worden.

Der autoritäre Kremlherrscher Wladimir Putin hatte im vergangenen September die Mobilmachung von rund 300.000 Reservisten angeordnet und damit Panik in Russland ausgelöst. Hunderttausende Russen flohen damals ins Ausland. Entgegen anderslautender Aussagen aus dem Kreml befürchten zurzeit viele Menschen, dass eine weitere Einberufungswelle geplant sein könnte. Moskau hat sich bislang nicht zu der vermeintlichen Veröffentlichungspanne geäußert.

Verwendete Quellen
  • theins.ru: "Recherche von "The Insider" (russisch)
  • archive.is: Der gelöschte Eintrag im Web-Archiv (russisch)
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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