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Ukraine-Krieg: Handbuch aufgetaucht – so will Putin offenbar eine Niederlage erklären


Zwei Szenarios, ein Sieger
So könnte Putin seinem Volk eine Niederlage erklären

Von t-online, wan

Aktualisiert am 03.05.2023Lesedauer: 2 Min.
Wladimir Putins Regierung soll ein Handbuch mit Propaganda zur ukrainischen Gegenoffensive veröffentlicht haben.Vergrößern des Bildes
Wladimir Putins Regierung soll ein Handbuch mit Propaganda zur ukrainischen Gegenoffensive veröffentlicht haben. (Quelle: Gavriil Grigorov/reuters)

Es soll ein Handbuch aus dem Kreml geben, dass russischen Medien vorschreibt, wie sie über eine mögliche Gegenoffensive berichten. Darin geht man offenbar von zwei Szenarien aus.

Die russische Regierung bereitet staatliche und prorussische Medien offenbar in einem Handbuch darauf vor, wie eine ukrainische Gegenoffensive in der Öffentlichkeit dargestellt werden soll. Das berichtet die unabhängige russische Nachrichtenseite Meduza, der nach eigenen Angaben ein entsprechendes Papier aus dem Kreml vorliegt.

Der Kreml soll demnach seine Chefpropagandisten davor warnen, "die angekündigte ukrainische Gegenoffensive mit Nato-Unterstützung" nicht zu unterschätzen und "nicht zu sagen, dass Kiew angeblich nicht bereit sei". Die Nato hat bislang nicht in den Ukraine-Krieg eingegriffen, Mitgliedsländer liefern der Ukraine aber Waffen und Ausrüstung.

Die ukrainische Armee soll demnach in der Anleitung nicht als schwach dargestellt werden. Die kremltreuen Medien berichteten verstärkt davon, dass "westliche Länder Kiew mit Waffen beliefern und die Ukraine auf jede erdenkliche Art und Weise" unterstützen. Zweck der Propaganda soll sein, die russische Armee und damit auch Putin und seine Führung in der russischen Öffentlichkeit gut dastehen zu lassen – selbst bei einem ukrainischen Erfolg.

Zwei Szenarien, aber ein Gewinner

Zwei anonyme Quellen aus dem Kreml haben gegenüber Meduza erklärt, dass es man in der Moskauer Führung zwei Szenarien verfolge. Würden die ukrainischen Bemühungen scheitern, könne man auf die Stärke der russischen Armee verweisen und dies als Erfolg verbuchen. Gerade auch, weil man dann nach russischer Sichtweise auch gegen den Westen als Ukraine-Unterstützer gewonnen hätte.

Sollte die Ukraine aber mit ihrer Gegenoffensive erfolgreich sein und Gebiete zurückerobern, dann werde man das herunterspielen. Der Fokus der Propaganda läge dann darauf, dass Russland trotz der angeblich massiven westlichen Unterstützung der Ukraine die meisten Gebiete erfolgreich verteidigt habe.

Keine Zahlen über Wiederaufbau nennen

In der Handreichung an die Propagandisten werden diese offenbar auch angewiesen, nicht über russische Ausgaben für den Wiederaufbau in den besetzten Gebieten zu schreiben. Es ist derzeit unklar, welche Kosten Russland veranschlagt hat – bei Meduza geht man von etwa elf Milliarden Euro aus. Derzeit liegt das Staatsdefizit bereits doppelt so hoch.

Stattdessen sollten nach Wünschen Moskaus Berichte darüber erscheinen, wie Russland in den besetzten Gebieten Probleme löse, Schulen und Kindergärten instand setze und Krankenhäuser wieder betriebsbereit mache.

Offenbar will Putin einen Aufruhr vermeiden, wie er nach der Besetzung der Krim passiert sein soll: Als klar wurde, wie viel Geld Russland ausgegeben hatte, gab es laut Meduza bei einer internen Umfrage drei Jahre später massive Beschwerden aus der Bevölkerung. 40 Prozent der Befragten in Russland kritisierten demnach, dass Geld für Erziehung, Ausbildung und Renten fehle. Mehr als die Hälfte fanden es falsch, dass Geld in die Krim fließe und es in sozialen Bereichen fehle.

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Auch deshalb wird Propagandisten wie Talkshow-Moderatoren und Kommentatoren wohl nahegelegt, nicht viel über die Vorbereitungen zum 9. Mai – an dem der Sieg der Sowjetunion über Deutschland gefeiert wird – zu berichten. In einigen Gebieten sind die Paraden bereits abgesagt worden. Nach Insider-Angaben gegenüber Meduza liegt das wohl auch daran, dass man kaum noch Militärfahrzeuge habe, die man präsentieren könne – die meisten seien im Krieg eingesetzt.

Verwendete Quellen
  • meduza.io: "If Ukraine achieves success and takes territories, their loss will be understandable"
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