USA liefern nicht mehr Russlands Ärzten gehen offenbar die Leichen aus
Vor russischen Friedhöfen stauen sich die Leichenwagen. Mediziner müssen unterdessen ins Ausland reisen, um sich weiterzubilden.
Es klingt paradox, doch nach 13 Monaten Krieg mit mutmaßlich Hunderttausenden Toten herrscht in Russland offenbar ein Mangel an menschlichen Leichen: Mediziner müssen inzwischen in Nachbarländer reisen, um dort an den Körpern Verstorbener zu üben, berichtet das unabhängige russische Portal "Baza" auf Telegram. Hintergrund seien die gegen Russland verhängten Sanktionen nach dem Überfall auf die Ukraine.
"In Russland ist es rechtlich nicht einfach, seinen Körper der Wissenschaft zu vermachen, sodass einheimische Leichen in der Regel Mangelware waren", erklärt "Baza". "Vor der militärischen Spezialoperation (wie russische Medien den Krieg nennen müssen, Anm. d. Red.) wurde der Mangel mithilfe der USA behoben, die Leichen an viele Länder liefern, darunter auch Russland. Nach dem 24. Februar 2022 wurden die Lieferungen an unser Land jedoch eingestellt." Nun würden russische Käufer nur noch wenige Leichen auf dem freien Markt finden, da viele Länder strenge Regeln zum Umgang mit Verstorbenen hätten, so "Baza".
"Junge Männer, für nichts gestorben"
Alexej Iwanow, der Leiter eines privaten Anatomielabors, erklärte dem Portal, dass er innerhalb eines Jahres keine neuen Lieferanten von Leichen gefunden habe. Er wisse zudem von Dozenten, denen inzwischen das Lehrmaterial ausgegangen sei. Während Medizinstudenten an Leichen in Formaldehyd arbeiten könnten, müssten praktizierende Ärzte jetzt nach Armenien, Georgien, in die Türkei und nach Aserbaidschan reisen, um sich weiterzubilden, berichtet Iwanow.
Unterdessen stauen sich vor russischen Friedhöfen offenbar die Leichenwagen, wie dieses auf Twitter verbreitete Video aus Wladiwostok an der russischen Ostküste zeigen soll:
Noch im Dezember habe es an dem Ort kein einziges Grab gegeben, erklärt der Mann im Video. Jetzt würden überall neue Gräber entstehen und ständig neue Leichen hergebracht: "Junge Männer, die für nichts gestorben sind. Horror. Horror."
- Telegramkanal von "Baza": Eintrag vom 22. März (russisch)