Er wird nicht mehr gefragt Ukrainischer Geheimdienst: Kreml sucht Putin-Nachfolger
Im Kreml wächst die Unzufriedenheit mit Präsident Putin. Es wird wohl bereits über die Zeit nach seiner Präsidentschaft gesprochen – allerdings ohne seine Beteiligung.
Für den russischen Präsidenten Wladimir Putin könnte der andauernde Krieg gegen die Ukraine auch zu einem persönlichen, innenpolitischen Machtproblem werden. "Die Suche nach einem Nachfolger für Putin läuft und es ist nicht mehr Putin selbst, der das tut", sagt Andriy Yusov, Sprecher des ukrainischen Geheimdienstes GUR, in einem aktuellen Video über die Situation im Kreml.
"Es gibt ein zunehmend düsteres Verständnis für die geopolitische Katastrophe des Putin-Regimes", so Yusov weiter. Nicht einmal die russische Propaganda könne das alles auffangen. Wer für Putins Nachfolge im Gespräch sei, sagt Yusov nicht.
Mehr als ein Jahr nach der russischen Invasion dauert der Krieg weiter an, dabei hatte Putin mit einem schnellen Sieg gerechnet. Im vergangenen Herbst konnte die Ukraine große Gebiete zurückerobern. Derzeit konzentriert sich die kriegerische Auseinandersetzung auf den Osten der Ukraine. Russische Versuche, die umkämpfte Stadt Bachmut einzunehmen, sind in den vergangenen Wochen ins Stocken geraten.
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Das Video mit Yusovs Äußerungen wurde am Samstag von Anton Geraschenko, einem Berater des ukrainischen Innenministeriums, mit englischer Übersetzung auf Twitter geteilt. Der Kreml hat die Äußerungen bisher nicht kommentiert. Yusovs Aussagen sind nicht unabhängig zu überprüfen, inwiefern dahinter auch eine Strategie des ukrainischen Geheimdienstes stecken könnte, für Verunsicherung auf russischer Seite zu sorgen, ist unklar.
Haftbefehl schwächt Putins Position
Ob die Lage ohne Putin anders aussehen würde, ist dabei umstritten. Doch die Kritik im Land wird deutlicher. Manche russischen Kritiker werfen Putin vor, dass er durch die Bezeichnung "militärische Operation" für den Angriffskrieg gegen die Ukraine die volle militärische Mobilisierung verhindere.
Gleichzeitig hat der Krieg bereits mehr als 160.000 Opfer aus den Reihen der russischen Armee gefordert. Und auch die westlichen Sanktionen infolge des russischen Angriffs machen vielen Russen zu schaffen und sorgen für Unmut.
International sehen Experten Putins Probleme hingegen vor allem darin, weiter motivierte Soldaten zu finden. Zuletzt hatte es immer wieder Berichte über ausgeweitete Rekrutierungsmethoden, etwa unter Gefängnisinsassen gegeben.
Auch der am Freitag verhängte Haftbefehl gegen Putin durch den Internationalen Gerichtshof schwächt seine Position innerhalb der Regierung. Es gilt zwar als unwahrscheinlich, dass er tatsächlich verhaftet wird, ist durch das Urteil aber stark bei Reisen eingeschränkt, da die meisten Länder die Gültigkeit des Gerichts anerkennen.
- newsweek.com: "Kremlin Already Searching for Putin's Replacement: Intelligence Official"
- Twitteraccount Anton Geraschenko