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Ukraine-Krieg: Putin soll suizidgefährdete Männer rekrutieren


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Suizidgefährdete Männer
So rücksichtslos will Putin jetzt Soldaten rekrutieren


Aktualisiert am 07.03.2023Lesedauer: 3 Min.
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Wladimir Putin: Dem russischen Präsidenten gehen offenbar die Soldaten aus. (Quelle: IMAGO/Mikhail Metzel/Kremlin Pool)

Russlands Präsident Putin versucht mit allen Mitteln, seine Truppen aufzustocken. Nach Rekrutierungsaktionen in Gefängnissen setzt er nun auf neue Wege, um Soldaten anzuwerben.

Der russische Präsident Wladimir Putin startet offenbar einen neuen Versuch, zusätzliche Soldaten für seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine anzuwerben. Die Rekrutierung soll auf freiwilliger Basis erfolgen – jedoch an fragwürdigen Orten, wie aus einem Update des Institute for the Study of War (ISW) hervorgeht.

Demnach werden suizidgefährdete Männer derzeit von einem Moskauer Psychiater dazu aufgerufen, sich zum Militärdienst zu melden. Es wäre nicht das erste Mal, dass Putin unter psychisch Erkrankten nach Freiwilligen für den Militärdienst suchen lässt. Medienberichten zufolge rief eine psychiatrische Klinik in Sankt Petersburg bereits im vergangenen Jahr ihre Patienten dazu auf, in Freiwilligenbataillone einzutreten.

Wagner nimmt psychisch kranke Kämpfer

Einem Bericht der unabhängigen Internetzeitung "Moscow Times" zufolge lässt jüngst auch die russische Söldnertruppe Wagner explizit Männer mit psychischen Vorerkrankungen zum Dienst zu. Die Söldnertruppe werbe damit, dass nun keine psychiatrischen und ärztlichen Atteste mehr für die Einstellung nötig seien. Laut dem Bericht ist Wagner darüber hinaus bereit, Männer anzuheuern, die in einer Nervenheilanstalt behandelt wurden.

In der Vergangenheit soll der Chef der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, seine Kämpfer unter anderem in Gefängnissen rekrutiert haben. Mehr dazu lesen Sie hier. Laut ISW häufen sich derzeit speziell in ultranationalistischen sozialen Netzwerken in Russland Aufrufe, sich den Einheiten der Söldnergruppe anzuschließen.

Russische Region wirbt Waisen an

Am Montag richtete sich dann die russische Fernostregion Amur an verwaiste Jugendliche: Wer sich am Krieg beteilige, werde eine Wohnung gestellt bekommen, hieß es dort. "Unter Waisenkinder werden aktuell diejenigen Personen bei der Vergabe eines Wohnraumzertifikats priorisiert, die an der militärischen Spezialoperation teilnehmen oder teilgenommen haben", sagte die Sozialministerin der Region, Natalja Kisseljowa, laut einer Pressemitteilung der Gebietsverwaltung. Hier lesen Sie mehr dazu.

Ukrainische Beamte berichten derweil über Fälle, in denen russische Besatzungsbeamte im ostukrainischen Gebiet Luhansk männliche Teenager des Jahrgangs 2006 für den Militärdienst registrierten.

Anwerbeaktionen auf Telegram und in mobilen Zelten

Berichten des ukrainischen Generalstabs zufolge erhalten die militärischen Rekrutierungszentren im besetzten Gebiet Donezk wiederum Anweisungen, Ausweisdokumente von Reserveoffizieren unter 65 Jahren sowie von Soldaten, Unteroffizieren und Feldwebeln unter 50 Jahren zu überprüfen.

Auch in mehreren russischen Telegram-Kanälen beobachtet das ISW, wie häufig dafür geworben wird, bestehenden Freiwilligenbataillonen beizutreten. Außerdem hätten russische Beamte an einigen Orten mobile Rekrutierungszentren eingerichtet, um für einen freiwilligen Militärdienst zu werben.

Parallelen zum Sommer 2022

In Maßnahmen wie diesen sieht das ISW deutliche Parallelen zu Anwerbekampagnen, die sich bereits zwischen Ende Mai 2022 und September 2022 an Freiwillige gerichtet hatten. Auch hier habe es unter anderem mobile Rekrutierungszentren sowie Rekrutierungsaufrufe via Telegram gegeben.

Damals blieben die Kampagnen allerdings größtenteils erfolglos. Daraufhin ordnete Putin im September 2022 die erste Teilmobilmachung in ganz Russland an – dies traf auch Reservisten, die sich nicht freiwillig melden wollten.

Sorge um Stabilität

Dem ISW zufolge deutet die erneute Ansprache von Freiwilligen nun darauf hin, dass dem Kreml nicht mehr genug Reserven bleiben, um seine Offensive nach der Schlacht um Bachmut fortzusetzen. In der Stadt in der Ostukraine liefern sich russische Wagner-Söldner und das ukrainische Militär seit Monaten eine erbitterte Schlacht; für beide Seiten gilt ein Sieg dort als wichtiges Symbol. Hier lesen Sie mehr zu den jüngsten militärischen Entwicklungen an der Front.

Eine Zwangsrekrutierung wolle Putin wiederum vermeiden, weil er sich um die Stabilität seines Regimes sorge. Schon die Teilmobilmachung im Herbst hatte teils zu Widerstand aus der russischen Bevölkerung geführt. Deshalb hoffe Putin laut ISW darauf, dass die Rekrutierung von Freiwilligen ausreiche.

Unter Berufung auf russische Veteranen und militärische Blogger gibt das ISW jedoch an, dass Russland seine Ziele ohne eine groß angelegte Mobilisierung nicht erreichen könne. Man gehe deshalb davon aus, dass der Kreml frühestens im Sommer 2023 eine weitere Mobilisierungswelle starten wird.

Verwendete Quellen
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