Vorschlag zu neuen Waffen Melnyk überrascht mit "kreativer Idee"
Der ukrainische Vizeaußenminister Andrij Melnyk kommt mit einem neuen Vorschlag an die Öffentlichkeit. Deutschland könne der Ukraine eines seiner U-Boote abgeben.
Der Vizeaußenminister der Ukraine, Andrij Melnyk, schlägt Deutschland vor, seiner Regierung ein U-Boot zur Verfügung zu stellen. Er lobte die von der deutschen Firma hergestellten HDW Class 212A Modelle als "die weltbesten" U-Boote. Die Bundeswehr habe sechs Stück. "Warum nicht eines der Ukraine schicken? Dann werfen wir die russische Flotte aus dem Schwarzen Meer raus", schrieb er auf Twitter.
Dass diese Forderung auf Kritik stoßen könnte, ahnte Melnyk wohl schon. "Ich weiß, dass ich einen neuen Shitstorm bekomme, aber ich habe eine kreative Idee". Doch diese umzusetzen ist nicht so einfach. "Wie kommen die durch den Bosporus?", fragte ein Nutzer auf Twitter, worauf Melnyk aber den Landweg vorschlug: "Null problemo". Das wiederum zog die Frage nach sich, wie er sich vorstelle, ein 6.000 Tonnen schweres Boot zu transportieren.
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Lob von ehemaligem US-Offizier
Zumindest ein wenig Rückhalt gab es auch: John Mues, nach eigenen Angaben einst Offizier auf einem US-U-Boot und 2020 Kandidat für den US-Senat, schrieb: "Als ehemaliger Atom-U-Boot-Offizier, der auch viel Zeit auf Diesel-U-Booten verbracht hat, halte ich es für eine brillante Idee. Als ehemaliger Übungsleiter der Nato kann ich bestätigen, dass keine Waffe besser stört als ein U-Boot. Ich würde mir auch Schwedens AIP oder sogar Ula Subs ansehen." Melnyk dankte ihm und rief auf, Druck auf Deutschland und seine Verbündeten auszuüben.
Melnyk hatte vor einigen Tagen bereits eine internationale Koalition vorgeschlagen, die der Ukraine Kampfjets schicken soll. Aus Deutschland kam dazu bereits ein klares Nein. Polen hingegen zeigte sich dem nicht abgeneigt, die USA wollten Kampfjets nicht ausschließen. Zu U-Booten gibt es bislang keine Stellungnahmen. Aber eine Entsendung alleine würde noch nicht helfen. Denn Schiffe, die durch die Bosporus-Meerenge fahren, benötigen die Genehmigung der Türkei. Dass Präsident Recep Tayyip Erdoğan mitten im Wahlkampf dem zustimmt, scheint unwahrscheinlich. Er hat sich bislang mit einer klaren Positionierung für die Ukraine zurückgehalten, um die traditionell guten Beziehungen zu Russland nicht zu beschädigen. Vor dem Ukraine-Krieg, im Juni 2020, hatte Ankara sogar einem russischen U-Boot die Durchfahrt genehmigt.
212A-Klasse ist für geringe Wassertiefe gut geeignet
Die konventionellen, also nicht atomar angetriebenen U-Boote der Klasse 212A, sind von der Bauart her durchaus für das Schwarze Meer geeignet. Im Vergleich zu anderen Unterseebooten sind diese Jagdboote verhältnismäßig klein. Sie haben eine geringe Magnet- und Schallsignatur – was es schwieriger macht, sie zu entdecken – und sind nach Aussagen der Bundeswehr einfach zu manövrieren. Deshalb lassen sich die U-Boote der Klasse 212A recht gut in geringer Wassertiefe, beispielsweise in der Nordsee und der Ostsee, aber auch vor jeder anderen Küste weltweit einsetzen. Bewaffnet sind sie mit Torpedos. Andere U-Boote, vor allem die russischen im Schwarzen Meer, sind allerdings auch in der Lage, Raketen abzufeuern, die zu weit entfernten Zielen fliegen.
Russland setzt U-Boote als Teil der Schwarzmeerflotte ein. Sie waren lange Zeit an der Krim stationiert, sollen aber nach Einschätzung britischer Geheimdienste in die südrussische Hafenstadt Noworossijsk verlegt worden sein. Derzeit sind offenbar sechs U-Boote im Dienst, allerdings ist unklar, ob alle im Ukraine-Krieg eingesetzt werden. Die neuen Kilo-II-Modelle des Projekts 636 können auch Kalibr-Marschflugkörper einsetzen.
- twitter.com: Beitrag von Andrij Melnyk und Antworten
- bundeswehr.de: "Leise Jäger in der Tiefe"