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Ukraine-Krieg: Das wäre für Wladimir Putin das Ende


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Ukraine: Kampf um die Krim
Dann wäre Putin am Ende


Aktualisiert am 18.01.2023Lesedauer: 5 Min.
Russland feierte im Jahr 2019 das fünfjährige Jubiläum der Annexion der Krim: Putin fuhr mit dem eingesetzten Krim-Oberhaupt Sergei Aksjonow Motorrad.Vergrößern des Bildes
Russland feierte im Jahr 2019 das fünfjährige Jubiläum der Annexion der Krim: Putin fuhr mit dem eingesetzten Krim-Oberhaupt Sergei Aksjonow Motorrad. (Quelle: SPUTNIK/imago-images-bilder)

Die Ukraine hat sie nie aufgegeben – die von Russland annektierte Krim. Aber ist eine Rückeroberung realistisch? Für Präsident Putin hätte sie fatale Folgen.

Die Bilder sind unvergessen. Wladimir Putin landete nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim 2014 mit einem weißen Schiff auf der Schwarzmeer-Halbinsel. In den folgenden Jahren wurden Putins Krim-Besuche zur Tradition: Zur fünfjährigem Feier 2019 fuhr er auf dem Motorrad zusammen mit dem rechtsextremen Bikerclub "Nachtwölfe" zur Einweihung der Krim-Brücke, wenige Monate später kam der Kremlchef im Zug. Selbst nach dem ukrainischen Angriff auf die Brücke im vergangenen Oktober verließ Putin Moskau, um die Reparaturen zu begutachten.

Video | Putin fährt in Mercedes über Krim-Brücke
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Quelle: t-online

Die Botschaft ist klar: Russland hat die Krim unter Kontrolle.

In Kiew sieht man das naturgemäß anders: Die ukrainische Führung hat ihr oberstes Kriegsziel – die Rückgewinnung aller von Russland besetzten Territorien – nicht aufgegeben. Im Gegenteil: Seitdem die Ukraine vergangenen Herbst erfolgreich Gebiete zurückerobern konnte, weckt das in Kiew auch Hoffnungen auf eine Befreiung der Krim. Genährt wird diese Hoffnung auch durch die westlichen Waffenlieferungen, während der Kreml schon mal auf Rüstungshilfe aus Iran oder Nordkorea zurückgreifen muss.

Die Krim gehört zur Ukraine

Aber ist eine Rückeroberung der Krim für die ukrainische Armee überhaupt realistisch? Für Putin hingegen wäre ein möglicher Verlust der Halbinsel ein Albtraumszenario, denn es ist kaum denkbar, dass er sich in diesem Fall als Präsident würde halten können. Es wäre sein Ende.

In einem langen Abnutzungskrieg ist die Seite im Vorteil, die mehr Ressourcen mobilisieren kann, sagen Militärexperten. Welche Kriegspartei das auf lange Sicht in der Ukraine sein wird, ist umstritten. Die Ukraine jedenfalls ist zuversichtlich: In Bezug auf die von Russland annektierte Halbinsel machte Präsident Wolodymyr Selenskyj im August 2022 klar: "Wir werden sie niemals aufgeben."

Die Position der ukrainischen Führung wurde mehrfach geäußert. Nach den russischen Kriegsverbrechen in Butscha, Irpin und Isjum zeigt sich Kiew in dieser Frage kompromisslos und will keine Gebiete an Moskau abtreten, wo weitere russische Gräueltaten drohen könnten. Zudem: Sollte Selenskyj die Krim aufgeben, würde wahrscheinlich sogar er, der Kriegsheld, innenpolitisch an Rückhalt verlieren.

Dementsprechend ist die Krim auch ein wichtiges Symbol für die Ukraine. Nach einem landesweiten Referendum im Jahr 1991, bei dem die Ukrainer – darunter die Mehrheit der Krimbewohner – für die Unabhängigkeit von der Sowjetunion stimmten, wurde sie ein rechtmäßiger Teil der unabhängigen Ukraine. Das ist völkerrechtlich ihr Status, auch wenn die russische Propaganda versucht, die Krim historisch als Teil der Russischen Föderation zu inszenieren.

Westen ist sich uneinig über Kriegsziele

Doch die Ukraine kann sich von diesem völkerrechtlichen Status wenig kaufen. Am Ende entscheidet wohl die militärische Stärke, ob Kiew die Krim zurückbekommt. "Ich halte es unter den gegenwärtigen Bedingungen für ein unrealistisches Kriegsziel, dass die Krim militärisch befreit werden kann", sagte Militärexperte Carlo Masala von der Bundeswehr-Universität in München im August dem TV-Sender Welt. "Die Krim ist leichter zu verteidigen als anzugreifen und den Ukrainern fehlen die Kräfte dafür."

Andere im Westen sind optimistischer. "Ich erwarte, dass die Ukraine die Krim bis August befreien wird", sagte Ben Hodges, Generalleutnant a.D. der US-Streitkräfte, im vergangenen Dezember auf Twitter. "Der ukrainische Generalstab wird die russischen Kommandozentren und Versorgungslinien in den nächsten Wochen bis Februar (2023) weiter unter Beschuss nehmen."

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Weil die Auffassungen im Westen zu den Kriegszielen auseinandergehen, spricht man in der Nato nicht offen darüber, um die Einigkeit nicht zu konterkarieren. Manche Staaten – Polen, Großbritannien, die baltischen Staaten – unterstützen maximalistische Kriegsziele, darunter auch die Rückgabe der Krim an die Ukraine. Andere Staaten wie Deutschland sind bei der Formulierung von Kriegszielen zurückhaltender.

Um diese Spaltung zu überwinden, müsste der Westen eine entscheidende Frage beantworten: Glaubt er an einen vollständigen militärischen Sieg der Ukraine oder überwiegen die Sorgen vor einer umfassenden Eskalation durch Russland? Seit knapp elf Kriegsmonaten gibt es darauf keine klare Antwort.

Was die Ukraine für die Rückeroberung bräuchte

Für eine Befreiung der Krim bräuchte die Ukraine Experten zufolge mehr Kampfpanzer, Artillerie und vor allem: mehr Munition. Womöglich sind auch Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe aus dem Westen vonnöten, denn der Landzugang auf die Halbinsel ist vergleichsweise schmal und für die russische Armee gut zu verteidigen. Außerdem müsste die Ukraine die russischen Versorgungslinien unterbrechen und die Krim-Brücke zerstören.

Die ukrainische Armee hat bereits erfolgreiche Raketen- und Drohnenangriffe auf die Krim durchführen können. Teile der russischen Schwarzmeerflotte wurden so versenkt, und sogar einige Kampfjets und Flugplätze zerstört. Vor allem kommerzielle, mit Granaten bestückte Drohnen, die etwa in Odessa gestartet werden, richten auf der Schwarzmeer-Halbinsel immer wieder Schaden an. Doch gegen die russischen Stellungen auf der Krim sind das nicht mehr als Nadelstiche, die Ukraine ist noch weit von einer Großoffensive entfernt.

Drohende Revolte gegen Putin?

Für Putin ist die illegale Annexion der Halbinsel zu einem untrennbaren Symbol seiner Macht und seines Expansionsstrebens geworden. Im Zuge des Angriffskrieges in der Ukraine wird das für Moskau allerdings auch zum Problem. Das Ringen um die Krim ist dermaßen ideologisch aufgeladen, dass ein Sturz Putins wahrscheinlich ist, wenn die russische Armee sie verlieren würde. Die Halbinsel ist die größte Schwachstelle des Kremlchefs. Wird er sie also um jeden Preis verteidigen?

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"Um auch die Krim zurückzuerobern, werden weitere westliche Waffen notwendig sein. Aber der Verlust der Krim wäre für Russland eine derart katastrophale Niederlage, dass das mit dem Sturz von Wladimir Putin einhergehen würde", sagt der Innsbrucker Politikwissenschaftler und Russland-Experte Gerhard Mangott t-online. "Nicht durch eine Revolution von unten, sondern durch eine Palastrevolte, orchestriert von Personen, die sich in seiner Nähe befinden."

Mangott sieht sogar die Gefahr einer möglichen nuklearen Eskalation. "Das Risiko ist groß, dass Putin als letztes Mittel den Einsatz von Nuklearwaffen befehlen könnte, wenn sich eine ukrainische Offensive gegen die Krim abzeichnet", so der Experte. Auch der ukrainische Geheimdienst warnte, dass Putin Nuklearwaffen auf der Krim stationieren könnte.

Ist Putin die atomare Eskalation zuzutrauen? Der Einsatz von Atomwaffen wäre wahrscheinlich international der politische Selbstmord des russischen Regimes. Selbst China hat angedeutet, dass es bei einem russischen Atomwaffeneinsatz dem Kreml die Unterstützung entziehen würde. Der Kremlchef wäre dann international vollständig isoliert – mit schweren Folgen für die russische Wirtschaft.

Ob die Ukraine die Kraft für eine militärische Eroberung aufbringen kann, wird sich womöglich in den nächsten Monaten zeigen. Sowohl Kiew als auch Moskau planen neue Offensiven im Frühjahr. Noch sind die ukrainischen Truppen weit von der Krim entfernt. Doch in Kiew wächst die Hoffnung, dass sich Putin nie wieder auf der Krim blicken lässt.

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