t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikUkraine

Massaker in Butscha: Schwere Vorwürfe gegen russische Division


"Systematische Säuberungsaktion"
Schwere Vorwürfe gegen russische Division

Von t-online, aj

Aktualisiert am 23.12.2022Lesedauer: 3 Min.
Zwei ukrainische Soldaten gehen auf einer Straße, die übersät ist mit zerstörten russischen Militärfahrzeugen: In der ukrainischen Stadt Butscha, 25 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kiew, bietet sich nach dem Rückzug der russischen Armee ein Bild des Grauens.Vergrößern des Bildes
Zwei ukrainische Soldaten gehen auf einer Straße, die übersät ist mit zerstörten russischen Militärfahrzeugen: In der ukrainischen Stadt Butscha, 25 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kiew, bietet sich nach dem Rückzug der russischen Armee ein Bild des Grauens. (Quelle: Rodrigo Abd/AP/dpa)

Nach dem Abzug der Truppen aus Butscha waren mehr als 460 Leichen entdeckt worden. Die "New York Times" hat monatelang vor Ort recherchiert und grausame Details ans Licht gebracht.

Schwere Vorwürfe gegen eine Einheit der russischen Armee: Nach einer monatelangen Recherche zum Massaker in der westukrainischen Stadt Butscha hat die "New York Times" am Donnerstag ein 28-minütiges Video mit Hintergründen und den Ergebnissen ihrer Nachforschungen veröffentlicht. Das Resultat ist schockierend: Fallschirmjäger der 234. Luftlandedivision sollen Dutzende Zivilisten in der Jablunska-Straße in Butscha umgebracht haben. In der Recherche ist von einer "systematischen Säuberungsaktion" die Rede, um eine Route in die Hauptstadt Kiew zu sichern.

"Soldaten haben unbewaffnete Männer im wehrfähigen Alter befragt und exekutiert und sie haben Menschen getötet, die ihnen unabsichtlich in den Weg kamen – seien es Kinder, die mit ihren Familien flüchteten, Anwohner auf der Suche nach Lebensmitteln oder Menschen, die einfach nur versuchten, auf ihren Fahrrädern nach Hause zu fahren", schreibt die "New York Times", die zu dem Video auch einen Zeitungsbeitrag veröffentlichte.

In der Kiewer Vorstadt Butscha waren im April nach dem Abzug des russischen Militärs laut ukrainischen Angaben mehr als 460 Leichen gefunden worden. Die Gräueltaten an der Zivilbevölkerung hatten weltweit Entsetzen ausgelöst. Russland streitet eine Verantwortung für die Taten ab und hat erklärt, Aufnahmen von Toten seien fingiert gewesen.

Auswertung von Telefondaten und Aufnahmen aus Butscha

Die "New York Times" hat nun nach eigenen Angaben acht Monate lang unter anderem Gespräche mit Anwohnern geführt, Aufnahmen von Sicherheitskameras ausgewertet und Regierungsunterlagen analysiert, die die Verantwortung der russischen 234. Luftlandedivision für Dutzende Tötungen in der Jablunska-Straße belegten.

Anhand von Telefondaten hätte sich auch gezeigt, dass von Telefonen von Getöteten aus Anrufe nach Russland getätigt wurden, in manchen Fällen nur wenige Stunden nach dem Tod der Opfer. Durch einen Abgleich mit Daten aus sozialen Netzwerken und Gesprächen mit Angehörigen habe man belegen können, dass die Anrufer Soldaten der russischen Fallschirmdivision gewesen seien.

"NYT": Morde waren eine systematische Anstrengung

Bei fast allen Opfern, die die Zeitung in der Straße identifiziert habe, habe es sich um Zivilisten oder ukrainische Kriegsgefangene gehandelt. Die Opfer starben dem Bericht zufolge weder im Kreuzfeuer zwischen russischen und ukrainischen Streitkräften noch wurden sie irrtümlich erschossen.

"Unsere Untersuchung zeigt, dass russische Truppen sie absichtlich töteten, offenbar im Rahmen einer systematischen 'Säuberungsaktion', um den Weg zur Hauptstadt zu sichern", heißt es in dem Bericht. "Alles deutet auf eine dreiste und blutige Kampagne hin, die eine ruhige Vorstadtstraße in das verwandelt hat, was die Anwohner heute 'Straße des Todes' nennen."

Befehlshaber der Division wurde nach Butscha-Rückzug befördert

Die "New York Times" verfolgte auch die Befehlskette der Division. Oberstleutnant Artyom Gorodilow habe die Operationen der Fallschirmjägereinheit geleitet. Das konnten die Rechercheure offenbar unter anderem durch ein Rufzeichen bestätigten, das der Kommandeur bei der Funkkommunikation mit seinen Truppen verwendete.

Nachdem sich die russischen Truppen aus der Region Kiew zurückgezogen hatten, wurde Gorodilow dem Bericht zufolge im April vom damaligen Chef der Luftlandetruppen, Generaloberst Andrej Serdjukow, zum Oberst befördert. Die Zeremonie habe wenige Tage nach dem Auftauchen der schockierenden Bilder aus Butscha stattgefunden.

Die Vorgesetzten Gorodilows hätten sich demnach bislang weder zu dem Massaker geäußert, noch Ermittlungen zu den Vorwürfen angekündigt. "Da sie die Gräueltaten in Butscha weder unterbunden noch untersucht haben, könnten sie letztlich die Verantwortung dafür tragen", heißt es.

Die "New York Times" habe eine Anfrage dazu an das russische Verteidigungsministerium und die russische Botschaft in Washington verschickt und bislang keine Antwort erhalten.

Verwendete Quellen
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Neueste Artikel



TelekomCo2 Neutrale Website