Die Nacht im Überblick Ukraine kündigt Gegenoffensive an
Die Ukraine will mit beginnendem Frost eine Gegenoffensive starten. In Odessa ist die Lage nach Zusammenbruch des Stromnetzes weiter schwierig. Ein Überblick.
Nach den gezielten russischen Angriffen auf das ukrainische Stromnetz ist die Lage in der Hafenstadt Odessa sowie auch in anderen Regionen nach Einschätzung von Präsident Wolodymyr Selenskyj schwierig. Trotz fortwährend schwerer Kämpfe bleibt der Frontverlauf unverändert. Dies soll nach den Worten des ukrainischen Verteidigungsministers mit einer Gegenoffensive geändert werden, sobald der Boden gefroren genug ist, um Rad- und Kettenfahrzeuge zu tragen.
Ukrainischer Verteidigungsminister kündigt baldige Gegenoffensiven an
Die ukrainischen Streitkräfte werden nach den Worten ihres Verteidigungsministers bei günstigen Witterungsbedingungen ihre Gegenoffensive gegen die russischen Besatzer wieder aufnehmen. Der aktuelle Übergang "vom trockenen Herbst zum noch nicht frostigen Winter" biete "weder für Rad- noch Kettenfahrzeuge günstige Einsatzbedingungen", sagte Minister Olexij Resnikow am Sonntag bei einem Treffen mit seinem schwedischen Kollegen Pål Jonson in Odessa. "Ich denke, der (gegenwärtige) Rückgang von Aktivität an der Front ist auf das Wetter zurückzuführen."
"Aber die ukrainischen Streitkräfte denken nicht ans Aufhören", sagte Resnikow. Vielmehr wollten sie den Moment nutzen, wenn der Boden durch Frost fester wird, um ihre Gegenangriffe fortzusetzen. Der Plan der Ukraine dabei sei "sehr einfach", betonte Resnikow. Ziel sei die Befreiung aller vorübergehend besetzten Gebiete und die Wiederherstellung der nach der Unabhängigkeit 1991 international anerkannten Grenzen.
Kiew bestätigt Luftangriffe auf russisch besetzte Gebiete
Der ukrainische Generalstab bestätigte am Sonntag eine Reihe von Luftangriffen gegen Ziele in den russisch besetzten Gebieten des Landes. Daneben seien seit Samstagabend eine Reihe von Kommandostellen, Unterkünften und Nachschublagern mit Rohr- und Raketenartillerie beschossen worden, heißt es in der Mitteilung der Militärführung. Die genauen Ziele wurden jedoch nicht genannt. Aber auch die russische Luftwaffe habe am Sonntag Angriffe geflogen.
Ukrainischer Außenminister: Bislang keine Zusage für Panzerlieferung
Nach Angaben des ukrainischen Außenministers Dmytro Kuleba gibt es derzeit keine deutschen Zusagen für Panzerlieferungen an die Ukraine. "Eine solche Entscheidung ist noch nicht gefallen. Es gibt da keine Zusagen. Aber wir arbeiten daran, ganz offen", sagte Kuleba am Sonntag in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin" laut Übersetzung. Die Ukraine verstehe nicht, warum Deutschland Artillerie liefere, aber keine Panzer. "Mit Stand jetzt gibt es Projekte aus Deutschland, das ist die Lieferung der Iris-T-Systeme, das sind Flugabwehrwaffen." Auch die Gepard-Panzer seien Flugabwehrwaffen. "Aber zum derzeitigen Moment sind nach meiner Kenntnis Panzer nicht in dieser Liste enthalten. Das ist sehr schade."
Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Lieferung von Leopard-2-Panzern bislang mit der Begründung abgelehnt, dass noch kein anderes Nato-Land solche Panzer zur Verfügung stellt. Die USA signalisierten am Freitag, dass sie darin kein Hindernis sehen.
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Selenskyj: Tun alles, um Lage zu entspannen
Die Bemühungen, das schwer beschädigte Stromnetz in und um Odessa zu reparieren, dauern an. "Wir tun alles, um das Licht in Odessa wiederherzustellen", sagte Selenskyj am Sonntagabend in seiner täglichen Videoansprache. "Wir tun alles, um unter diesen Bedingungen nach den russischen Treffern das Maximum herauszuholen."
Russische Truppen hatten Odessa in der Nacht zum Samstag mit einer Welle iranischer Kampfdrohnen angegriffen und dabei für einen Ausfall der Stromversorgung der Stadt sowie des gesamten Umlandes gesorgt. Der Stromausfall, der mehrere Hunderttausend Menschen betrifft, kann nach offizieller Darstellung nur mühsam behoben werden. Der regionale Stromversorger teilte mit, dass die Reparaturen zwei bis drei Monate dauern könnten.
"Kiew und Umgebung, Oblast Lemberg, Oblast Winnyzja, Oblast Ternopil, Oblast Tschernowyz und die Oblast Transkarpatien, Oblast Sumy, Oblast Dnipropetrowsk – die Situation bleibt sehr schwierig", sagte Selenskyj. Es werde jedoch alles versucht, "die Situation zu entspannen" und die Menschen mit Strom zu versorgen.
Die russischen Militärs greifen seit einigen Wochen gezielt die Energieinfrastruktur an und sorgen damit für massive Ausfälle in der Strom- und Wasserversorgung. Mit dieser Taktik soll die Bevölkerung vor allem zur kalten Winterzeit unter Druck gesetzt werden.
Biden sichert Selenskyj weitere Unterstützung zu
US-Präsident Joe Biden hat der Ukraine weitere Unterstützung zugesichert. In einem Telefonat mit Selenskyj habe Biden versprochen, dass die USA dem angegriffenen Land bei der Verteidigung gegen den russischen Aggressor weiterhin Hilfe leisten würden. Das teilte das Weiße Haus am Sonntagabend (Ortszeit) in Washington mit.
Macron spricht Unterstützung für ukrainischen Friedensplan aus
Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron sprach seine volle Unterstützung für die ukrainischen Friedensvorstellungen aus. In einem Telefonat mit Selenskyj am Sonntag begrüßte Macron dessen Friedensplan, wie der Élysée-Palast mitteilte. Selenskyj hatte mehrfach einen Friedensplan unterbreitet, der unter anderem den vollständigen Abzug der russischen Truppen aus der Ukraine vorsieht. Auch von der seit 2014 annektierten Schwarzmeerhalbinsel Krim sollen sich die Truppen zurückziehen. Hinzu kommen Reparationszahlungen, die juristische Aufarbeitung von Kriegsverbrechen sowie Sicherheitsgarantien des Westens für die Ukraine.
Das wird am Montag wichtig
Die Außenminister der EU-Staaten beraten an diesem Montag (13.00 Uhr) in Brüssel über die jüngsten Entwicklungen im Iran und in Russlands Krieg gegen die Ukraine. Zeitweise soll dafür auch der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba per Videokonferenz zugeschaltet werden. Ursprünglich sollte bei dem Treffen auch ein weiteres Paket mit Sanktionen gegen Russland beschlossen werden. Da die Beratungen über Details zuletzt noch nicht abgeschlossen waren, wird die formale Entscheidung nun aber voraussichtlich erst nach dem Außenministertreffen gefällt.
- Nachrichtenagentur dpa