Stellungen in Charkiw verlassen Russische Armeekarten zeigen deutliche Gebietsverluste
Russlands Militär hat in seiner Lagebesprechung Gebietsverluste in der Ukraine deutlich gemacht. Noch hat sich der Kreml nicht dazu geäußert.
Die russischen Streitkräfte, die die ukrainische Schwarzmeerregion Cherson im Süden besetzen, haben in den vergangenen Tagen offenbar schwere Gebietsverluste erlitten. Dies geht aus am Dienstag vom Verteidigungsministerium in Moskau veröffentlichten Karten hervor.
Die in der täglichen Militärbesprechung enthaltenen Karten zeigen, dass die russischen Streitkräfte nicht mehr die Kontrolle über das Dorf Dudschany am Westufer des Dnjepr haben. Nach Berichten der ukrainischen Zeitung "Pravda" sind die russischen Truppen fast 30 Kilometer weit zurückgedrängt worden.
In der nordöstlichen Region Charkiw zeigten Karten des Verteidigungsministeriums, dass die russischen Streitkräfte ihre Stellungen am Westufer des Flusses Oskil verlassen haben. Dort hatte es eine Gegenoffensive der ukrainischen Armee gegeben. Die russischen Truppen haben laut den Karten noch Kontrolle über ein kleines Areal im Nordosten.
Am Vortag hatte das Verteidigungsministerium erklärt, dass Russland das gesamte Gebiet der Oblast Charkiw östlich des Flusses Oskil kontrolliere. Dies könnte bedeuten, dass die Ukraine mittlerweile zwei Drittel der russisch besetzten Gebiete in der Region Charkiw befreit hat.
Die russische Armee hat noch keinen Rückzug angekündigt und sich auch nicht zu dem auf den Karten sichtbaren Rückzug geäußert. Bereits am 11. September hatten Bilder von Militärkarten in einem Briefing der russischen Armee das Ausmaß des russischen Rückzugs in der Region Charkiw bestätigt.
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Selenskyj berichtet von Fortschritten
Die ukrainische Armee erzielt nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj im Süden und Osten des Landes deutliche und schnelle Fortschritte. Dort seien Dutzende Siedlungen zurückerobert worden, sagt Selenskyj in seiner nächtlichen Videobotschaft. Es seien Ortschaften in den Gebieten Cherson, Charkiw, Luhansk und Donezk wieder unter ukrainische Kontrolle gebracht worden.
Das amerikanische "Institute for the Study of War" berichtet unter Bezugnahme auf die russische Zeitung "RBK", dass Generalleutnant Roman Berdnikov den bisherigen Kommandeur des westlichen Militärbezirks, Generaloberst Alexander Zhuravlev, abgelöst habe. Diese Einheiten sollen in den letzten Monaten größtenteils im nordöstlichen Oblast Charkiw im Einsatz gewesen sein, offenbar aber ohne Kommandanten. Zhuravlev sei seit einiger Zeit nicht mehr gesehen worden.
- Nachrichtenagentur afp
- pravda.com.ua: "Russia’s Defence Ministry shows map with lost territories" (Englisch)
- understandingwar.org: "Russian offensive campaign assessment", October 3 (Englisch)