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Gazprom: Gaslieferungen über Nord Stream 1 gestoppt


Keine Wiederaufnahme
Gazprom: Gaslieferungen über Nord Stream 1 eingestellt

Von t-online, reuters, dpa
Aktualisiert am 03.09.2022Lesedauer: 3 Min.
Beste Freunde: Wladimir Putin und Gazprom-Chef Alexei Miller (r.) kurz vor dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine im Februar 2022.Vergrößern des Bildes
Beste Freunde: Wladimir Putin und Gazprom-Chef Alexei Miller (r.) kurz vor dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine im Februar 2022. (Quelle: Sergey Karpuhin via www.imago-images.de)

Gazprom gibt bekannt, ein Defekt sei an der Gasleitung von Russland nach Deutschland entdeckt worden. Die Lieferungen würden vollständig eingestellt.

Durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 wird von diesem Samstag an anders als angekündigt weiter kein Gas fließen. Das teilte der Staatskonzern Gazprom am Freitagabend bei Telegram mit. Grund sei ein Ölaustritt in der Kompressorstation Portowaja. Bis zur Beseitigung bleibe der Gasdurchfluss gestoppt. Es war damit gerechnet worden, dass nach Abschluss der angekündigten dreitägigen Wartungsarbeiten ab Samstagmorgen wieder Gas durch die Leitung fließt.

Gazprom zufolge ist das Leck bei den gemeinsam mit Experten von Siemens Energy erledigten Wartungsarbeiten an der Station festgestellt worden. Das ausgetretene Öl sei an mehreren Stellen gefunden worden. Es sei nicht möglich, den sicheren Betrieb der letzten dort noch verbliebenen Gasturbine zu garantieren. Schon in der Vergangenheit sei es zu solchen Ölaustritten gekommen, hieß es. Siemens Energy widersprach der Darstellung noch am Abend.

Ein Brief über die Beanstandungen am Aggregat Trent 60 mit der Nummer 24 und über die notwendigen Reparaturen sei an den Chef von Siemens Energy, Christian Bruch, gegangen, teilte Gazprom weiter mit.

Wirtschaftsministerium: "Versorgungssicherheit ist gewährleistet"

Das Wirtschaftsministerium wollte die Entscheidung am Abend nicht kommentieren. Eine Sprecherin teilte mit, man habe die "Maßnahmen zur Stärkung der Unabhängigkeit von russischen Energieimporten unbeirrt und konsequent fortgesetzt". Die Gasspeicher seien zu 84,3 Prozent gefüllt, das Oktober-Ziel von 85 Prozent werde man wohl in den nächsten Tagen erreichen. Die Lage werde weiterhin beobachtet. "Die Lage auf dem Gasmarkt ist angespannt, aber die Versorgungssicherheit ist gewährleistet."

Nach Einschätzung der Gasspeicherbetreiber in Deutschland kann weiter Erdgas eingespeichert werden. Der vergangene Mittwoch als erster Tag der Lieferunterbrechung habe dies bereits gezeigt, sagte der Geschäftsführer des Branchenverbandes Initiative Energien Speichern (INES), Sebastian Bleschke, der Deutschen Presse-Agentur.

Unterm Strich seien an diesem Tag bundesweit 611 Gigawattstunden Gas hinzugekommen, sagte Bleschke. Zum Vergleich: Am Montag, dem letzten Tag vor der angekündigen Lieferreduktion, transportierte Nord Stream 1 rund 348 Gigawattstunden russisches Erdgas.

Nach Einschätzung des Chefs der Bundesnetzagentur gewinnen nun die LNG-Terminals, die relevanten Speicherstände sowie signifikante Einsparnotwendigkeiten an Bedeutung. Gut sei, dass Deutschland inzwischen besser vorbereitet sei, jetzt komme es aber auf jeden an, schrieb Klaus Müller in einem Tweet.

Deutlich mehr Gas aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien

Das weitaus meiste Erdgas erhält Deutschland inzwischen aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien. So flossen am Donnerstag nach Angaben der Bundesnetzagentur rund 2.900 Gigawattstunden Erdgas aus diesen Ländern nach Deutschland. Zum Vergleich: Am Montag, dem letzten Tag vor der angekündigten Lieferreduktion, transportierte Nord Stream 1 rund 348 Gigawattstunden russisches Erdgas.

Die eingespeicherte Menge betrug zuletzt immer ein Mehrfaches dieser Liefermenge aus Russland. So wurden etwa am Dienstag 965 Gigawattstunden Erdgas in Deutschland eingespeichert, gleichzeitig wurden den Speichern 354 Gigawattstunden entnommen. Unterm Strich blieben also 611 Gigawattstunden in den Speichern.

Die Europäische Kommission warf Gazprom vor, den Gasfluss über die Ostseepipeline Nord Stream 1 wegen falscher Vorwände aufzuhalten. "Die Ankündigung von Gazprom von heute Nachmittag, Nord Stream 1 erneut unter falschen Vorwänden stillzulegen, ist ein weiterer Beleg seiner Unzuverlässigkeit als Lieferant", schrieb ein Sprecher der EU-Kommission am Freitagabend auf Twitter. Es sei auch ein Beweis für den Zynismus Russlands, da es vorziehe, Gas zu verbrennen statt Verträge zu erfüllen.

Zuvor Gaslieferungen angekündigt

Zuvor waren erste Gaslieferungen durch die Pipeline für Samstagmorgen angekündigt worden. Das ging aus vorläufigen Daten der Website der Nord Stream AG hervor. Demnach waren ab Samstagmorgen 2.00 Uhr wieder Gaslieferungen vorgemerkt worden.

Der Umfang der angekündigten Lieferungen entsprach zunächst dem Niveau vor der Unterbrechung, also etwa 20 Prozent der maximal möglichen Menge und damit täglich 33 Millionen Kubikmeter Erdgas. Am späten Freitagnachmittag zeigten die vorläufigen Daten dann nur noch eine kaum nennenswerte Menge an.

Seit Mittwochmorgen fließt kein Gas durch die zuletzt wichtigste Leitung für russisches Gas nach Deutschland. Grund sind laut dem russischen Energiekonzern Gazprom Wartungsarbeiten an einer Kompressorstation. Das Unternehmen hatte angekündigt, dass der Lieferstopp bis zum 2. September andauern werde.

Der russische Energieriese Gazprom sei nicht schuld daran, dass die Zuverlässigkeit der Leitung durch die Ostsee gefährdet sei, hatte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge am Mittag gesagt. Es gebe keine technischen Reserven. "Es läuft nur eine Turbine", sagte er auf die Frage eines Journalisten nach möglichen weiteren Unterbrechungen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen Reuters, dpa
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