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Ukraine-Krieg: Darum bombardieren die Ukrainer ihre eigenen Brücken


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Angriffe auf Brücken bei Cherson
Geht der Plan auf, sitzt Russlands 49. Armee in der Falle


Aktualisiert am 28.07.2022Lesedauer: 3 Min.
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Cherson: Aufnahmen zeigen, wie die Ukraine eine eigene wichtige Brücke beschießt und so zerstört. (Quelle: t-online)

Rund um Cherson zerstört die ukrainische Armee systematisch die Brücken. So sollen die russischen Einheiten zum Rückzug gezwungen werden.

Die Botschaft der ukrainischen Armee an die russischen Besatzer in Cherson ist eindeutig: "Zieht euch zurück oder ihr werdet vernichtet", twitterte das Verteidigungsministerium in Kiew am Mittwoch. In der Nacht zuvor wurde bei einem ukrainischen Raketenangriff die wichtige Antoniwskyj-Brücke östlich der Stadt so stark beschädigt, dass sie offenbar nicht mehr befahrbar ist – die Besatzer selbst haben die Brücke für den zivilen Verkehr gesperrt. "Die ukrainische Gegenoffensive nimmt Fahrt auf", kommentierte am Donnerstag auch das britische Verteidigungsministerium. Tatsächlich scheinen Putins Truppen in der Stadt immer mehr auf verlorenem Posten zu stehen.

Seit Präsident Selenskyj am 11. Juli eine Gegenoffensive im Süden der Ukraine ankündigte, hat seine Armee systematisch die Nachschublinien in die 300.000-Einwohner-Stadt gekappt – mutmaßlich mit Hilfe westlicher Langstreckenraketenwerfer. Die Antoniwskyj-Brücke – die einzige Autobrücke in Richtung Süden über den Dnepr – war bereits bei einem ersten Angriff am 22. Juli beschädigt worden, war aber noch befahrbar.

"Russlands 49. Armee ist jetzt extrem verwundbar"

Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums sind auch zwei weitere Brücken bei Cherson beschädigt, eine weiter östlich gelegene Eisenbahnbrücke über den Dnepr sowie eine weiter nördlich gelegene über den Dnepr-Zufluss Inhulez. Zudem sei es den Ukrainern "höchstwahrscheinlich" gelungen, einen Brückenkopf am Westufer des Inhulez zu errichten – wo genau, ist allerdings unklar. Fest steht nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums: "Russlands 49. Armee am Westufer des Dnepr ist jetzt extrem verwundbar".

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Tatsächlich stehen die russischen Truppen in Cherson jetzt vor einem Dilemma. Ohne ausreichenden Nachschub aus dem Süden und Osten werden sie ihre Position in der Stadt auf Dauer nicht halten können, und ein geordneter Rückzug ist vom Kreml weder gewollt – noch scheint er angesichts der beschädigten Brücken noch möglich zu sein. "Das Ziel der ukrainischen Armee könnte es sein, die russischen Truppen in der Stadt so lange zu belagern, bis sie sich ergeben", schreibt der ukrainische Kriegsreporter Ilian Ponomarenko.

Auf russischer Seite werden die Angriffe auf die Brücken bei Cherson mit wachsender Nervosität registriert. "Unsere Truppen haben angefangen, Schwimmbrücken zu errichten, aber die können viel weniger Gewicht tragen und sind sehr anfällig für Angriffe des Gegners", schrieb der russische Kriegsblogger Igor "Strelkov" Girkin auf Telegram. Girkin bestätigt auch die Errichtung des ukrainischen Brückenkopfes südlich des Inhulez. "Ich glaube, auf russischer Seite ist die Angst groß vor einer strategischen Niederlage in der Südukraine", sagte William Alberque von der US-Denkfabrik "Institute for the Study of War" der unabhängigen russischen Zeitung "Moscow Times".

"Im September werden wir die Stadt zurückerobert haben"

Auf ukrainischer Seite wächst mit den Angriffen der vergangenen Tage dagegen die Hoffnung: "Wir haben einen Wendepunkt in der Schlacht um Cherson erreicht und gehen jetzt von defensiven zu offensiven Aktionen über", sagte am Montag im ukrainischen Fernsehen Sergey Khlan von der ukrainischen Regionalverwaltung. Die Angriffe auf die Brücken seien ein wichtiger Schritt in Richtung Befreiung von Cherson: "Im September werden wir die Stadt zurückerobert haben."

Bei den Angriffen auf die Brücken scheint die ukrainische Armee schon darüber hinaus zu denken. Ziel sei es nicht, die Brücken zu zerstören, erklärte am Mittwoch Armeesprecherin Natalia Humeniuk im ukrainischen Fernsehen: "Wir zerstören nicht unsere Infrastruktur, sondern durchkreuzen die Pläne des Feindes", zitiert die "Ukrainska pravda" aus dem Interview. Es gehe darum, die russischen Truppen vom Nachschub abzuschneiden. Der US-Militärexperte Phillips O'Brien hält das für sinnvoll: "Die Ukrainer werden nicht die zwei wichtigsten Brücken über den Dnepr zerstören wollen, das würde schließlich ihren weiteren Vormarsch aufhalten", schrieb O'Brien auf Twitter.

Für die Ukrainer wäre die Befreiung von Cherson nicht nur ein großer propagandistischer Erfolg, sie würde auch den Weg frei machen für weitere Vorstöße in Richtung der besetzten Halbinsel Krim im Süden und des Donbass im Osten. Dort konnte die russische Armee zuletzt noch Geländegewinne verzeichnen. Doch nach Angaben des ukrainischen Präsidentenberaters Olexsij Arestowitsch zieht Russland bereits Truppen aus dem Donbass ab, um seine Einheiten im Süden bei Cherson zu verstärken.

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