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US-Wahl: Donald Trump siegt in New Hampshire – und profitiert von Geheimnis


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Tagesanbruch – Das Amerika-Update
Donald Trump hat ein Geheimnis


24.01.2024Lesedauer: 5 Min.
Donald Trump hat auch die Vorwahl in New Hampshire gewonnen.Vergrößern des Bildes
Donald Trump hat auch die Vorwahl in New Hampshire gewonnen. (Quelle: Matt Rourke/AP)

Liebe Leserin, lieber Leser,

das kann doch nicht wahr sein! Dieser Mann lügt, flucht, schimpft, hat keinen blassen Schimmer von politischen Details, sondern wirft mit hohlen Phrasen und leeren Versprechungen um sich – und Millionen Menschen liegen ihm zu Füßen, himmeln ihn an, wollen ihn erneut ins mächtigste Staatsamt der Welt wählen. Was ist das Erfolgsgeheimnis von diesem Donald Trump, der nach Iowa nun auch die Vorwahl in New Hampshire gewonnen und bis auf Nikki Haley alle parteiinternen Rivalen aus dem Feld geschlagen hat?

Ich suche eine Antwort auf diese Frage und habe mir deshalb für diesen Podcast "Tagesanbruch – der Amerika-Talk" zwei Gäste eingeladen: zum einen unseren USA-Korrespondenten Bastian Brauns, der die Vorwahl in New Hampshire hautnah erlebt hat. Zum anderen Steffen Schwarzkopf, Chefreporter von Welt TV, der während Trumps erster Amtszeit als Korrespondent in Amerika gearbeitet und den Sturm auf das Kapitol vor drei Jahren miterlebt hat. Die Antworten der beiden Kollegen finde ich außerordentlich interessant, weshalb ich Ihnen diesen Podcast sehr ans Herz lege: Hören Sie bitte.

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Ich freue mich auf Ihre Reaktionen, die E-Mail-Adresse finden Sie unten.

Herzliche Grüße,
Ihr Florian Harms


Bastian ist Donald Trump in New Hampshire übrigens sehr nahegekommen. Er schildert dieses Erlebnis so:

Plötzlich steht er vor mir: Donald Trump. 1,5 Meter vor mir. Wäre ich jetzt nicht als Reporter hier, könnte ich einfach meine Hand ausstrecken. Sogar der Secret Service könnte jetzt nicht mehr dazwischengehen. Er wirkt nett. Er lächelt. Er sagt: "Wart ihr wählen? Ich habe für jeden eine Mütze." Die Leute links und rechts neben mir flippen aus. "Trump! Trump!", rufen sie.

"Kann ich ein Selfie machen? Ich habe extra die Arbeit sausen lassen!" Trump erfüllt dem jungen Erstwähler Matt dessen Wunsch. Er schmeichelt ihm: "Du bist ein gutaussehender Mann." Noch Minuten nach dieser Begegnung wirkt der Kerl so, als sei er nach langer Zeit endlich seinem Lieblingsstar begegnet. Ich habe kurz mit ihm über dieses Erlebnis gesprochen, hier sehen Sie die Szene im Video.

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Auch andere Leute vor der High School in Londonderry in New Hampshire sind überwältigt. Der 45. Präsident der Vereinigten Staaten und sein Team hatten sich am Dienstag dieses Wahllokal ausgesucht, um eine große PR-Show abzuziehen. Mitbekommen habe ich davon nur zufällig. Eigentlich waren nur ausgewählte Fernsehteams informiert worden. Rund 200 Trump-Fans wurden extra aus allen umliegenden Städten hergeholt, mit Trump-Schildern ausgestattet, damit es gute Bilder gibt. Viele davon erkenne ich wieder von meinem Besuch in der Wahlkampfzentrale im 45 Minuten entfernten Manchester.

Es funktioniert. Trump steigt aus seiner Präsidentenlimousine, die ihm nach wie vor zusteht. Bleibt eine Stunde. Er redet lange in die Fernsehkameras. Aber vor allem kümmert er sich um seine Anhänger. Er gibt Kindern die Hand, signiert Mützen, Schilder, T-Shirts und verteilt Komplimente. "Wie machst du das, dass du so jung aussiehst?", fragt er eine Frau, die direkt neben mir steht.

Für mich ist es ungeheuer interessant, ihn aus der Nähe zu beobachten. Als Nicht-Amerikaner fällt es mir noch immer schwer, die Faszination nachzuvollziehen, die hier viele Millionen Menschen für Donald Trump empfinden. Sogar Demokraten strömen heimlich herbei und rechtfertigen sich später vor mir: "Ich mag den Typen nicht. Aber erleben will ich ihn."

Tatsächlich: Donald Trump hat etwas, das ihn von vielen anderen Politikern unterscheidet. Er besitzt eine fast schon unheimliche Präsenz und einen handfesten Charme, mit dem er sogar diesen grauen Parkplatz vor einer durchschnittlichen amerikanischen Schule ausfüllt. Hinzu kommt die Aura der Macht, die ihm natürlich auch durch die gepanzerte Wagenkolonne und den Secret Service verliehen wird. Was ich hier immer wieder höre, ist der Satz: "Er hat so eine Energie." Ich kann das bestätigen. Dieser Mann wirkt nicht so, als wäre er fast 80. Und er ist kurzfristig in der Lage, alles vergessen zu machen, was man je Schlimmes über ihn gelesen hat.

Von hinten will sich jemand an mir vorbeidrängeln: "Da ist Donald Trump! Ich kann es nicht glauben! Ich brauche ein Foto!" Ich lasse den Mann durch. Ich habe genug. Versuche das Erlebte im Kopf zu sortieren und komme dabei auf einen Gedanken: Die stärkste Macht von Trump und seiner "MAGA"-Bewegung ist genau dieser Sog, den sie entfachen können. Er und seine Anhänger wirken so berauscht von sich und ihrer eigenen Großartigkeit, dass das schnell sehr ansteckend wirken kann. Da möchte man dazugehören. Auch ein Gewinner sein. Einfach alles andere ausblenden, weil die vermeintliche (Er)lösung zum Greifen nahe liegt.

Trump ist das, was Politikwissenschaftler und viele andere Experten seit Jahren als den "MAGA"-Kult beschreiben: Was der Anführer sagt, ist Gesetz und wird nicht hinterfragt. Völlig egal, ob er sich ständig selbst widerspricht oder ob es den Fakten entspricht. Die Trumpisten fühlen sich als eine große Familie. Man erkennt sich, hilft sich, fühlt sich scheinbar aufgehoben in einer in Wahrheit anonymen Masse. Darum wird auch jeder, der Trump attackiert – egal, aus welchem Grund, egal, wie berechtigt – mit allen Mitteln bekämpft.

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Als ich am Abend zurück in meinem kleinen Motel an der Interstate 93 bin, stellt mir Laura von der Rezeption eine neue Zutrittskarte aus. Meine alte funktioniert nicht mehr, und ich muss dringend meine Reportage aufschreiben. Ich erzähle ihr, dass ich gerade bei Trumps Wahlveranstaltung in Nashua war. Vorsichtig fragt sie mich, ob ich Amerikaner sei. Ich verneine. Dann sagt sie: "To be honest, I don't like the cheater." ("Um ehrlich zu sein, ich mag den Betrüger nicht.") Zuerst denke ich, sie spricht über Joe Biden. Denn den ganzen Tag über habe ich gehört, wie dieser vermeintliche Betrüger Donald Trump die Wahl gestohlen habe.

Ich frage sie: "Meinst du Biden?" Sie blickt mich entsetzt an. Ich habe sie vollkommen falsch verstanden. Sie hat nicht "Cheater" gesagt, sondern "Cheeto". Jetzt erst kapiere ich: Cheetos, das ist ein amerikanischer Snack aus gepufftem Mais, der total überwürzt ist. "Cheeto, weil er so orange ist", sagt Laura. Wir lachen beide. Und ich kann es bestätigen: Aus 1,5 Metern Entfernung sieht man Donald Trumps Selbstbräuner sehr deutlich. Aber auch das stört niemanden. Warum auch, viele nutzen den ja selbst.

Auf dem Weg in mein Zimmer komme ich an einem Automaten vorbei. Für 1,50 Dollar fällt eine Tüte Cheetos in den Verkaufsschlitz. Ich reiße sie auf. Glauben Sie mir: Diese orangefarbenen Mais-Würmer schmecken einfach scheußlich.

Bis zum nächsten Mal,
Ihr Bastian Brauns

Produktion des Podcasts: Lisa Fritsch

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