Schlachtfeld im Ersten Weltkrieg Am "Berg des Todes" starben Tausende
Im Elsass wird er "Menschenfresser" oder auch "Berg des Todes" genannt - der 956 Meter hohe Hartmannsweilerkopf im Süden der deutsch-französischen Grenzregion war im Ersten Weltkrieg Schauplatz blutiger Schlachten. Schätzungsweise 20.000 bis 30.000 deutsche und französische Soldaten fielen in den Schützengräben dieser Bergkuppe in den Vogesen.
Genau dort soll nun hundert Jahre später eine deutsch-französische Gedenkstätte als Symbol für die Aussöhnung entstehen: Den Grundstein dafür wollen Bundespräsident Joachim Gauck und der französische Staatschef François Hollande am kommenden Sonntag (3. August) legen.
Sumpf aus Urin, Kot und Leichen
Die erbitterten Stellungskämpfe am Hartmannsweilerkopf begannen 1915 und dauerten eineinhalb Jahre an. Im Zuge der Angriffe und Gegenangriffe war der Berg im Elsass, das damals zum deutschen Kaiserreich gehörte, abwechselnd unter deutscher und unter französischer Kontrolle.
Die Kämpfe waren extrem hart, die Soldaten standen in den Schützengräben, bis zum Knie in einem Sumpf aus Urin, Kot und Leichenteilen. Cholera und Typhus breiteten sich aus. Einen Sieger gab es am Ende nicht.
"Ein riesiger Friedhof"
Inzwischen sind die einstigen Schlachtfelder zwar mit Bäumen bewachsen. Doch noch heute sind zahlreiche Einschüsse von Granaten zu sehen. Die rund 200.000 Besucher, die jedes Jahr die Bergkuppe in den Südvogesen besichtigen, können sich in einem regelrechten Labyrinth aus rund 60 Kilometern Schützengräben mit Überresten von etwa 600 Bunkern und Unterständen verirren.
"Man muss nur etwas graben und schon findet man Objekte aus den Kriegstagen", sagt Michel Petitjean, einer von vielen freiwilligen Helfern, die die Stätte pflegen. Nach wie vor kommen am Hartmannsweilerkopf noch Teile von Stacheldraht zum Vorschein, metallene Rohre - oder Knochen toter Soldaten. "Das Ganze ist ein riesiger Friedhof."
Schlachtfeld nicht im Bewusstsein
Die Überreste von etwa 12.000 Toten sind in einer imposanten Grabstätte beigesetzt: 1932 bauten die Franzosen diese nationale Gedenkstätte in Form einer Krypta, auf deren Dach ein riesiger Sarkophag thront. Das ehemalige Schlachtfeld wurde bereits 1921 unter Denkmalschutz gestellt. Dennoch ist die Schlacht am Hartmannsweilerkopf vielen Franzosen kein Begriff, denn gemessen an Verdun war das Elsass ein Nebenkriegsschauplatz.
So ist François Hollande erst der zweite französische Präsident, der den Toten vom Hartmannswillerkopf, wie der Berg auf elsässisch heißt, die Ehre erweist - nach Präsident Albert Lebrun im Jahr 1932.
"Labor der deutsch-französischen Freundschaft"
Die nun geplante deutsch-französische Gedenkstätte mit einem Geschichts-Parcours soll die bilateralen Beziehungen nachzeichnen - über den Ersten Weltkrieg hinaus. Die Vorarbeiten dafür seien nicht einfach gewesen, denn jedes Land habe die historische Sichtweise des anderen akzeptieren müssen, betont Jean Klinkert vom französischen Komitee, das die Gedenkstätte betreut.
Geplant sei ein "Labor der deutsch-französischen Freundschaft". Die Eröffnung soll 2017 sein.