Mehrere Tote Neue Gefechte in der Ost-Ukraine
Nach der Freilassung der OSZE-Beobachter sollen bei neuen Gefechten in den ost-ukrainischen Städten Slawjansk und Kramatorsk mehrere Menschen getötet worden sein.
In Slawjansk, dem Schwerpunkt der Offensive, seien laut einem Sprecher der moskautreuen Aktivisten elf Zivilisten und vier Bewaffnete ums Leben gekommen. Eine unabhängige Bestätigung gab es dafür nicht. Die Separatisten erklärten, militante Ultranationalisten hätten im Schutz der Regierungstruppen auf unbewaffnete Bürger geschossen.
Im nahen Dorf Andrejewka seien am Vorabend 10 Menschen getötet und 40 verletzt worden, hieß es außerdem. Die Regierung hatte den Tod von zwei Soldaten bekanntgegeben.
Im nur wenige Kilometer entfernten Kramatorsk wurden - diesmal nach offiziellen Angaben aus Kiew - mindestens zwei Menschen getötet. Zwölf Menschen wurden durch Schüsse verletzt. Über die Identität der Opfer wurden zunächst keine Angaben gemacht.
Freilassung eine "edle Geste"
Unterdessen hat Russland die ukrainische Führung in Kiew nach der Freilassung der OSZE-Beobachter zu einer Unterbrechung des "Anti-Terror-Einsatzes" gegen moskautreue Separatisten aufgerufen.
"Die Volkswehr hat die Männer nicht gegen inhaftierte Gesinnungsgenossen ausgetauscht, sondern sie als Geste freigelassen", sagte der russische Sondergesandte Wladimir Lukin in Slawjansk. "Ich hoffe, dass diesem freiwilligen Schritt als Antwort eine ebenso edle Geste folgt - wünschenswert wären das Einstellen der Kriegshandlungen und ein Dialog."
Im bisher ruhigen Odessa hatten sich pro-russische Separatisten und Regierungsanhänger in der Nacht zum Samstag tödliche Straßenschlachten geliefert. Ein Gewerkschaftsgebäude ging dabei in Flammen auf. Dutzende Menschen kamen darin um - nach Regierungsangaben mindestens 46 Menschen. Das teilte das Innenministerium mit. Das russische Außenministerium in Moskau machte die Führung in Kiew für die Brandkatastrophe verantwortlich.
Ein BBC-Reporter meldete am Samstag, die Stadt befinde sich im "Schockzustand". "Niemand hat das erwartet", wurde ein Passant zitiert.
Telefonat der Außenminister
Derweil warnte Russlands Außenminister Sergej Lawrow in einem Telefonat mit seinem deutschen Amtskollegen Frank-Walter Steinmeier vor einer Welle der Gewalt in der Ostukraine. Er habe die Sorge, dass nach der Freilassung der OSZE-Geiseln die ukrainischen Truppen nun zum Großangriff gegen die Separatisten übergehen, sagte Lawrow nach Angaben seines Ministeriums.
Beide Minister hätten ihre Bereitschaft bekundet, gleichberechtigte Verhandlungen zwischen der Zentralmacht in Kiew und den "Repräsentanten" im Südosten des Landes zu ermöglichen, hieß es in Moskau. Die Gespräche sollten unter Führung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) geführt werden.
Steinmeier habe sich bei dem Gespräch mit Lawrow für den Einsatz des Kreml-Sondergesandten Wladimir Lukin bei der Freilassung der westlichen Militärbeobachter durch die Separatisten in Slawjansk bedankt.