Was passierte im Cockpit von MH370? Co-Pilot soll letzten Funkspruch abgesetzt haben
Bei der Suche nach der verschollenen malaysischen Passagiermaschine konzentrieren sich die Ermittlungen mehr und mehr auf die beiden Piloten. Nach allem, was er von ranghohen Vertretern der Geheimdienste und Anti-Terror-Experten wisse, "war irgendetwas mit dem Piloten", sagte Michael McCaul, der Vorsitzende des Heimatschutz-Ausschusses im US-Repräsentantenhaus. "Ich denke, all das führt ins Cockpit."
Neuen Erkenntnissen zufolge kam der letzte Funkspruch aus dem Flugzeug vermutlich vom Co-Piloten. Das sagte der Chef von Malaysia Airlines auf einer Pressekonferenz in Kuala Lumpur.
Diese letzten, ruhig klingenden Worte sollen übermittelt worden sein, nachdem das Kommunikationssystem ACARS der Maschine bereits manuell abgeschaltet worden war. Mit absoluter Sicherheit könnten die Experten aber nicht sagen, wer die Worte "In Ordnung, gute Nacht" sprach.
Zwei Minuten nach dem letzten Funkspruch wurde auch der Transponder ausgeschaltet, der automatisch Daten an die Flugkontrolle überträgt. Anschließend verschwand die Maschine mit 239 Menschen an Bord von den zivilen Radarschirmen.
Pilot war Mitglied einer Oppositionspartei
Bereits am Samstag hatten malaysische Ermittler die Wohnungen des Flugkapitäns Zaharie Ahmad Shah und des Co-Piloten Fariq Abdul Hamid durchsucht, zugleich aber vor "voreiligen Schlüssen" gewarnt. Über den Kommandanten ist inzwischen bekannt, dass er Mitglied der malaysischen Oppositionspartei des Politikers Anwar Ibrahim ist. Dieser war am Vortag des Flugs MH370 wegen des Vorwurfs der Homosexualität zu fünf Jahren Haft verurteilt worden.
Ein Parteifreund Zaharies, der Parlamentarier Sivarasa Rasiah, sowie dessen Assistent wiesen jedoch Medienberichte entschieden zurück, wonach der Pilot nach dem Urteil außer sich gewesen sei. Zaharie habe Anwar auch nicht persönlich gekannt, sagte Sivarasa. Im Haus des Kapitäns war ein selbstgebauter Flugsimulator gefunden und von der Polizei beschlagnahmt worden.
Der 27-jährige Ko-Pilot Fariq wird von Bekannten und Freunden als ruhig und gut erzogen beschrieben. Der Sohn eines ranghohen Beamten soll mit einer anderen Pilotin verlobt sein, die er vor Jahren in der Flugschule kennengelernt hatte. Fariq besuchte regelmäßig die Moschee in seinem Viertel und nahm ab und zu an Islam-Unterricht teil, wie der dortige Imam Ahamd Sharafi Ali Asrah sagte. Er nannte ihn einen "guten Jungen".
Malaysia wehrt sich gegen Kritik
Die Informationspolitik durch Malaysia hatte am Montag scharfe Kritik aus China hervorgerufen. Verkehrsminister Hussein wehrte sich: "Auch Malaysia vermisst auch Söhne und Töchter, 50 Malaysier waren an Bord", sagte er vor der Presse. "Aber es wäre unverantwortlich, Informationen herauszugeben, die nicht verifiziert sind."
Australien hat unterdessen die Koordination der Suche im Indischen Ozean übernommen. Malaysias Regierungschef Najib Razak habe um Hilfe gebeten, sagte Australiens Premierminister Tony Abbott. Nach seinen Angaben gibt es bislang aber keine Anzeichen, dass die Maschine australischen Luftraum durchflog.
Die Ermittler hatten zuvor zwei Flugkorridore skizziert, in denen die Maschine nach Abschalten zweier Kommunikationssysteme an Bord womöglich flog: von Malaysia aus entweder in Richtung Nordwesten über Indien und Pakistan bis nach Kasachstan, oder Richtung Südwesten in den südlichen Indischen Ozean.
26 Staaten seien inzwischen an der Suchaktion beteiligt, sagte Malaysia Verkehrsminister Hussein. Alle Länder seien auch gebeten worden, ihre Radaraufzeichnungen nach möglichen Sichtungen der Boeing durchzugehen.
Von Boeing 777 fehlt jede Spur
Die Boeing war am Samstag vor einer Woche auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking eine Stunde nach dem Start vom Radar der zivilen Luftfahrtbehörde verschwunden und ist seitdem spurlos verschwunden. Die malaysische Polizei ermittelt wegen Entführung, Sabotage und Terroranschlägen. Sie geht davon aus, dass jemand an Bord absichtlich die Kommunikationssysteme abstellte.
Die Informationslage ist nach wie vor verwirrend. Zunächst hieß es auch, es habe keine Daten von dem Flugzeug gegeben, nachdem es vom Radar verschwunden war. Später wurde bekannt, dass die Triebwerke noch stundenlang Daten gesendet hätten, das Flugzeug also noch stundenlang in der Luft war.